Nachhaltigkeitsbericht 2019/2020

Creating tomorrow’s solutions

Die schnelle globale Ausbreitung des Coronavirus beeinträchtigt unsere Lebens- und Arbeitswelt massiv. An den WACKER-Standorten weltweit setzen sich Mitarbeiter mit großem Engagement dafür ein, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Sie leisten das vor Ort in den Laboren und Betrieben und arbeiten wo immer möglich im Homeoffice. Wie Corona den Arbeitsalltag verändert hat und prägt, darüber berichtet hier das Team des WACKER-Gesundheitsdienstes am Standort Burghausen. Mit konsequentem Pandemie-Management schützt der Gesundheitsdienst die Mitarbeiter und schafft die Voraussetzungen, damit die Produktion weiterlaufen kann.

Portrait von Dr. Jürgen Commeßmann (Foto)
Einen Pandemieplan hatte Dr. Jürgen Commeßmann, Facharzt für Arbeits- und Umweltmedizin und Leiter des WACKER-Gesundheitsdiensts, längst vor Ausbruch des Coronavirus ausgearbeitet.

„Bereits die SARS-1-Pandemie im Jahr 2003 war für uns ein entscheidender Auslöser, unser Pandemie-Management zu aktualisieren“, erklärt Dr. Jürgen Commeßmann, der als Facharzt für Arbeits- und Umweltmedizin den Gesundheitsdienst von WACKER leitet. „Wir haben uns in den letzten Jahren intensiv mit den Auswirkungen einer Pandemie befasst und regelmäßig die Vorsorgepläne an den Standorten des Konzerns ergänzt.“

WACKER war also vorbereitet, um in einem Krisenfall die Risiken für Mitarbeiter und Unternehmen zu begrenzen. „Dennoch sind die Herausforderungen außerordentlich groß. Seit über einem Jahr bin ich bis zu zwölf Stunden täglich mit der Pandemie beschäftigt“, berichtet Commeßmann. Er ist federführend im Krisenstab, der seit Beginn der Corona-Pandemie weltweit die Arbeits- und Infektionsschutzmaßnahmen steuert, um das Ansteckungsrisiko zu reduzieren und die Produktionsprozesse aufrecht zu erhalten.

Einblicke in das Pandemie-Management bei WACKER gibt Dr. Jürgen Commeßmann, Facharzt für Arbeits- und Umweltmedizin und Leiter des Gesundheitsdiensts.

Gesundheitsdienst steht mit Rat und Tat rund um die Uhr bereit

Der Gesundheitsdienst steht als Ansprechpartner rund um die Uhr bereit, auch nachts, an Wochenenden und Feiertagen. Das Team berät die Mitarbeiter individuell bei Krankheitssymptomen, verfolgt Kontakte bei Coronafällen und hat mit seinem Maßnahmenkatalog Infektionsketten erfolgreich im Keim erstickt. „Wichtig ist, dass wir jede Infektionskette unterbrechen und das Virus nicht in den Betrieb an die Arbeitsplätze tragen“, erklärt Commeßmann. „Das haben wir gut gemeistert, dank aller Mitarbeiter, die sich diszipliniert an unsere Regeln für Abstand und Hygiene halten.“

„Unser Job erfordert ständige Wachsamkeit, flexibles Umdenken und permanente Präsenz“, unterstreicht der Mediziner. „Die größte Herausforderung sehen wir darin, die Arbeitsplätze so sicher wie möglich zu machen, indem Mitarbeiter mit Infektionsverdacht erst gar nicht ins Werk kommen.“ Deshalb berät sein Team bei einem Krankheitsverdacht die Mitarbeiter, wenn sie noch zu Hause sind, und beurteilt, wann keine Ansteckungsgefahr mehr besteht. „Niemand soll am Arbeitsplatz ein Infektionsrisiko befürchten müssen. Wir sind überzeugt von unseren AHA-Regeln – Abstand, Hygiene, Atemschutzmasken“, ergänzt Werkarzt Dr. Wolfgang Großwieser.

Bei Symptomen zu Hause bleiben! Abstand halten! Masken tragen! Regelmäßig Lüften!

Sie also sind bei Fragen oder gar einem Verdacht auf das Virus in der Coronakrise die wichtigste Anlaufstelle: die Mitarbeiter des Gesundheitsdiensts, seit Anfang des Jahres 2020 im Krisenmodus und in Alarmbereitschaft. Einen geregelten Arbeitsalltag? „Den gibt es kaum mehr“, beschreibt Großwieser die Situation. „Seit Februar werden wir von den Mitarbeitern mit Fragen rund um Corona regelrecht geflutet.“ Die Kollegen im Gesundheitsdienst – von Arzthelfern über Physiotherapie und Administration bis hin zu den Werkärzten – sind eingebunden, um die vielen Anfragen zu bewältigen. Dazu kommen zahlreiche weitere pandemierelevante Aufgaben, zu denen neben der Beratung auch das Testen gehört – und seit Mai 2021 das Impfen am Standort Burghausen. Nicht zu vergessen die zahlreichen administrativen Auflagen rund um Corona, die neben der Kontaktverfolgung Aufgaben nach sich ziehen, wie Meldungen an das Gesundheitsamt bis hin zum Ergänzen pandemierelevanter Kriterien in den Gefährdungsbeurteilungen für die Arbeitsplätze.

Werkarzt Dr. Wolfgang Großwieser sitzt an einem Schreibtisch und telefoniert. Er trägt dabei einen Mund-Nasen-Schutz. (Foto)
Werkarzt Dr. Wolfgang Großwieser berät Mitarbeiter zu den vielen Fragen der Corona-Pandemie. Am Bereitschaftstelefon ist der Gesundheitsdienst rund um die Uhr erreichbar.
Ein Mitarbeiter am Bereitschaftstelefon sitzt mit Headset an einem Schreibtisch. (Foto)

Infektionsketten vermeiden

Über 12.000 Beratungsanfragen sind seit Ausbruch der Corona-Pandemie bis Ende Juni 2021 beim Gesundheitsdienst eingegangen, überwiegend telefonisch. Die Mitarbeiter erkundigen sich nach Handlungsanweisungen und Details zu einer Coronainfektion. „Vorrangig geht es bei den vielen Anfragen um das richtige Vorgehen bei einer eigenen Erkrankung oder einem Fall in der häuslichen Gemeinschaft“, weiß Großwieser. Ihn und seine Kollegen vom Gesundheitsdienst kostet es bei einem Verdachtsfall viel Zeit, mit systematischer Sorgfalt alle möglicherweise betroffenen Kollegen zu ermitteln und die notwendigen Maßnahmen in den Betrieben einzuleiten. Nach einer Quarantäne oder ärztlichen Freistellung muss der Gesundheitsdienst klären, wann die betroffenen Mitarbeiter wieder gefahrlos für sich und andere das Werk betreten dürfen.

Krisenstab täglich „im Coronamodus“

Neben der Einzelfallberatung von Mitarbeitern ist der Gesundheitsdienst ein fester Bestandteil des Krisenstabs, der sich kurzfristig virtuell trifft, um die neuesten Entwicklungen zu besprechen, die sich in Pandemiezeiten sehr rasch ändern – Stichworte sind etwa Inzidenzen und Mutanten. Der Krisenstab plant Schritt für Schritt und Tag für Tag das weitere Vorgehen. Daraus ergeben sich neue Vorgaben – entsprechend erstellt oder aktualisiert der Gesundheitsdienst die Handlungshilfen und Empfehlungen für die Belegschaft, zum Beispiel bezüglich Hygieneregeln oder Empfehlungen zum richtigen Tragen von Mund-Nasen-Schutz.

Rettungsassistent Kurt Leidinger zeigt einer Damen einen Coronatest. (Foto)
Rettungsassistent Kurt Leidinger vom WACKER-Standort Burghausen trägt mit konsequenten Coronatests dazu bei, Infektionsketten zu vermeiden.

Und für konsequent durchgeführte Coronatests – besonders wichtig am Standort Burghausen, wo zahlreiche Mitarbeiter aus Österreich täglich über die Staatsgrenze kommen. Insgesamt rund 4.000 Coronatests wurden allein bis Ende Juni 2021 am Standort Burghausen durchgeführt – viele davon durch Rettungsassistent Kurt Leidinger. In voller Schutzausrüstung nimmt er Abstriche und wertet Tests aus, bevor die Kollegen Zutritt in ihre Betriebe bekommen. Seine Aufgabe erfüllt er motiviert, sorgfältig – und immer mit einer liebenswerten Prise Humor, um diese für alle zeitraubende, aber unvermeidliche Routine aufzuheitern. Denn er weiß: „Mit unseren systematischen Test schützen wir die Gesundheit der Kollegen. Und wir tragen dazu bei, dass die Produktion auch in Pandemiezeiten weiterlaufen kann.“

„Mit regelmäßigen Tests schützen wir die Gesundheit der Kollegen und tragen dazu bei, dass die Produktion auch in Pandemie-Zeiten weiterlaufen kann.“

Für alle Mitarbeiter, die an den deutschen Standorten in ihre Produktionsbetriebe oder Verwaltungsbereiche kommen, gibt das Unternehmen seit Frühjahr 2021 kostenlos Corona-Selbsttests aus. Damit können auch Mitarbeiter ohne Symptome testen, ob sie das Virus in sich tragen, und so frühzeitig zusätzliche Schutzmaßnahmen ergreifen.

Infektionsketten konsequent vermeiden – in der notwendigen Schutzkleidung führt Rettungsassistent Kurt Leidinger am WACKER-Standort Burghausen Coronatests durch.

Rund um die Uhr im Einsatz

Seine Personalplanung hat der Gesundheitsdienst angepasst, um Ambulanz und Notfallmedizin in dieser Ausnahmesituation rund um die Uhr aufrechtzuerhalten. „Wir haben Notfalldienste eingerichtet, so dass durchgehend einer unserer Werkärzte in Bereitschaft verfügbar ist – 24 Stunden an sieben Tagen die Woche“, berichtet Großwieser. „Notfallsanitäter sind stets in Rufbereitschaft, um bei Engpässen oder Erkrankung eines Kollegen einspringen zu können."

Franziska Birke gehört zum Team der Notfallsanitäter und Rettungsassistenten am Standort Burghausen. Auch während der Pandemie gewährleistet das Team, dass jeder Patient die bestmögliche medizinische Versorgung bekommt. Sie und ihre Kollegen versorgen die Besucher effizient je nach Krankheitsbild und halten dabei stets die erforderlichen Hygiene- und Sicherheitsstandards ein. Denn jede direkte Behandlung eines Patienten birgt ein potenzielles Infektionsrisiko. „Wer die Ambulanz aufsucht, erhält, wenn er nicht schon wie vorgeschrieben eine trägt, als erstes eine FFP2-Atemschutzmaske. Wir tragen selbstverständlich eine entsprechende Schutzausrüstung. So schützen wir sowohl unsere Patienten als auch uns selbst“, betont sie.

Professionell auf der sicheren Seite

Neben ihrem Einsatz in der Ambulanz sind Franziska Birke und ihre Kollegen nach wie vor bei Rettungsdiensteinsätzen im Werk vor Ort. Auch dabei gilt: „Das Wichtigste ist und bleibt die Gesundheit der Patienten und unsere eigene. Deshalb tragen sowohl wir als auch unsere Kollegen der Feuerwehr bei allen Einsätzen FFP2-Atemschutzmasken.“

Notfallsanitäterin Franziska Birke beim Tragen einer FFP2-Atemschutzmaske. (Foto)
Notfallsanitäterin Franziska Birke schützt sich und ihre Patientin durch umfassende Hygienemaßnahmen.

Hat sie „seit Corona“ ein anderes Gefühl bei der Arbeit hat als früher? Mit einem klaren „nein“ antwortet Franziska Birke: „Seit vielen Jahren arbeite ich in der Notfallmedizin und bin professionell genug, um auch mit schwierigen Situationen umgehen zu können. Ich habe, wie meine Kollegen, seit Anfang der Pandemie mit Schutzausrüstung gearbeitet und habe nicht das Gefühl, dass ich mehr gefährdet bin als früher.“

Impfen bringt Licht ans Ende des Tunnels

„Dank der Impfungen sehen wir Licht am Ende des Tunnels“, sagt Dr. Jürgen Commeßmann. „Nur wenn sich möglichst viele Menschen impfen lassen, können wir die Ansteckungen in den Griff bekommen. Die sogenannte Herdenimmunität – sie ist der Schlüssel für eine Rückkehr zur Normalität“, ist Commeßmann überzeugt. Mit einer Informationskampagne erläutert der Gesundheitsdienst umfassend alle relevanten Aspekte zur Corona-Impfung und ermutigt die Mitarbeiter, sich aktiv mit dem Thema Impfung zu beschäftigen. Im WACKER-Intranet ist unter anderem eine Broschüre abrufbar, in der der Gesundheitsdienst häufig gestellte Fragen beantwortet – zum Beispiel nach Impfreaktionen sowie der Überwachung und den Eigenschaften von in Deutschland zugelassenen Impfstoffen.

Bereits im Frühjahr hatte der Gesundheitsdienst am Standort Burghausen ein eigenes Impfzentrum vorbereitet. Ende April war es dann so weit: Das Burghauser WACKER-Werk wurde als eines von zehn bayerischen Unternehmen ausgewählt, in denen Betriebsärzte im Rahmen eines Modellprojekts der bayerischen Staatsregierung Impfungen gegen das Coronavirus vornehmen dürfen. Bei der Auswahl der Modellunternehmen war ein wichtiges Kriterium, solche Betriebe auszusuchen, die auf eine Tätigkeit ihrer Beschäftigten in Präsenz angewiesen sind und daher Homeoffice nicht oder nur eingeschränkt umsetzen können. 

Vorbereitete Impfdosen werden auf einem Tisch platziert. (Foto)
Die WACKER-Betriebsärzte nehmen seit Mai 2021 Impfungen gegen das Coronavirus vor.
Impfzentrum am Standort Burghausen (Foto)

Im Homeoffice fit bleiben mit bewegten Pausen

Mit virtuellen „bewegten Pausen“ lädt der Gesundheitsdienst seit Frühjahr 2021 die Mitarbeiter in Deutschland in Phasen des Homeoffice verstärkt zu Fitnessübungen ein, die entspannen und den Bewegungsapparat stärken. „Die für die Gesundheit so wichtige Bewegung kommt bei vielen Menschen während der Corona-Pandemie zu kurz“, weiß Birgit Stade, Betriebskrankenschwester in der Münchner Hauptverwaltung. „Bei den live übertragenen Übungen können die Mitarbeiter mit wenig Aufwand und doch effizient Bewegung in ihren Arbeitsalltag bringen.“ Mit solchen Trainings, die es „vor Corona“ als Präsenzveranstaltungen in vielfältigen Kursen und an Aktionstagen gab, regt der Gesundheitsdienst die Mitarbeiter dazu an, zum Beispiel

  • ihre Entspannungsfähigkeit zu fördern,
  • ihre Konzentration und Motivation zu steigern,
  • Problemen mit Fuß, Bein und Gefäßen vorzubeugen
  • sowie – wichtiges Thema gerade auch bei Bildschirmarbeit – schmerzhafte Leiden von Rücken, Nacken und Schultern zu lindern und am besten von vornherein zu vermeiden.

„Wir hoffen sehr auf einen gesunden Alltag nach der Pandemie“, blickt Dr. Jürgen Commeßmann voraus. „Dann kann unser vielfältiges Gesundheits- und Präventionsprogramm wieder vor Ort stattfinden.“ Wobei die flexibel zugängliche virtuelle Welt auch ihre Vorteile hat, und so wird der Gesundheitsdienst in Zukunft weiterhin digitale Fitnessformate einsetzen. Längst „vor Corona“ gab es zum Beispiel ein Angebot, Videos mit Gymnastikeinheiten zu abonnieren. Damit können sich die Mitarbeiter per E-Mail daran erinnern lassen, täglich bis zu dreimal mit genau auf ihre Belange zugeschnittenen Übungen Bewegung und Entspannung in den Arbeitsalltag zu integrieren.

Mehr Infos über den Gesundheitsschutz bei WACKER in diesem Online-Nachhaltigkeitsbericht.