Nachhaltigkeitsbericht 2019/2020

Creating tomorrow’s solutions

Integrierte Verbundproduktion –
unsere große Stärke

Ein wesentlicher Vorteil von WACKER sind die hochintegrierten Stoffkreisläufe, über die wir an unseren großen Produktionsstandorten Burghausen, Nünchritz, Charleston und Zhangjiagang verfügen. Das Grundprinzip der Verbundproduktion: Anfallende Nebenprodukte aus einem Produktionsschritt werden als Ausgangsmaterial für weitere Produkte verwendet. Die dafür benötigten Hilfsstoffe, beispielsweise Silane, werden in einem geschlossenen Kreislauf bewegt. Abwärme aus den Produktionsprozessen nutzen wir für weitere chemische Prozesse. Damit senken wir durch unsere Verbundproduktion den Energie- und Ressourcenverbrauch und nutzen Rohstoffe nachhaltig.

Wir arbeiten permanent daran, den Verbund zu optimieren. Wir analysieren und testen Ansätze einer erweiterten Kreislaufwirtschaft, um Stoffe unserer Lieferanten, Kunden und Endverbraucher zusammen mit WACKER-Stoffen im Kreislauf zu führen.

Unsere Verbundproduktion umfasst:

  • Energetische Verbundlösungen durch Weiterverwendung von Abwärme aus der Produktion für nachfolgende chemische Prozesse. Beispiele: die Dampferzeugung durch Abwärme sowie die Rohwasser-Vorwärmung für die Herstellung von vollentsalztem Wasser.
  • Stoffliche Verbundsysteme, bei denen im Prozess anfallende Nebenprodukte aufbereitet und in den Produktionskreislauf zurückgeführt oder als Rohstoff anderen Prozessen zugeführt werden. Beispiele: Chlorwasserstoff-, Silicium- und Essigsäureverbund.

Wir starten in unserer Verbundproduktion im Wesentlichen mit den Ausgangsstoffen Salz, Silicium, Methanol, Essigsäure und Ethylen. In integrierten Produktionsprozessen optimieren wir die Materialeffizienz, indem wir Nebenprodukte aufreinigen und wiederverwenden oder einer externen Nutzung zuführen:

  • In unserem Ethylenverbund erzeugen wir aus Ethylen organische Grundchemikalien und daraus Polymerdispersionen und Dispersionspulver.
  • In unserem Siliciumverbund entstehen nach diesem Prinzip aus wenigen Rohstoffen – Silicium, Methanol, Steinsalz (Natriumchlorid) – über 2.800 verschiedene Siliconprodukte, pyrogene Kieselsäure und Polysilicium.

Ein Schwerpunkt unserer Verbundproduktion besteht darin, den Verbrauch von Chlorwasserstoff (HCl) zu minimieren. HCl ist ein unverzichtbarer Hilfsstoff, um aus energiearmen Naturstoffen reaktive Zwischenprodukte herzustellen, aus denen wir unsere Endprodukte erzeugen. Die Produktion von Chlorwasserstoff benötigt viel Energie. In unserem Stoffverbund gewinnen wir sowohl Chlorwasserstoff als auch einen Teil der aufgewendeten Energie in Form von Heizdampf zurück, während die chlorhaltigen Zwischenprodukte zu den gewünschten chlorfreien Endprodukten wie Silicone, Reinstsilicium oder pyrogene Kieselsäure umgewandelt werden. Den zurückgewonnenen Chlorwasserstoff speisen wir wieder in den Produktionskreislauf ein und nutzen ihn erneut. Mit diesem geschlossenen Kreislauf reduzieren wir Emissionen – und durch den verminderten Rohstoffverbrauch auch Transporte.

Chlorwasserstoff-Verbundsystem

Chlorwasserstoff-Verbundsystem (Grafik)

Chlorwasserstoff-Verbundsystem

Über das Chloralkali-Membranverfahren versorgen wir unseren Standort Burghausen mit den Grundstoffen Chlor, Wasserstoff und Natronlauge sowie Chlorwasserstoff.  Beispiel für Potenziale der Ressourceneinsparung durch unsere Verbundproduktion:

  • Wir recyceln 93 bis 96 Prozent des Chlorwasserstoffs, den wir in den Produktionskreisläufen unserer Standorte Burghausen und Nünchritz verwenden. Auch in diesem Berichtszeitraum wurde durch Optimierungsprojekte weiter daran gearbeitet, die Kreisläufe möglichst eng zu schließen und die Verlustrate zu senken.

Mehr Informationen in unserem Factsheet: Verbundproduktion

Mehr Informationen in unserem Factsheet: Verbundproduktion

Dispersionspulver
Entsteht durch Trocknen von Dispersionen in so genannten Sprüh- oder Scheibentrocknern. VINNAPAS®-Dispersionspulver werden als Bindemittel in der Bauindustrie, z.B. für Fliesenkleber, Selbstverlaufsmassen, Reparaturmörtel etc. empfohlen. Die Pulver verbessern Adhäsion, Kohäsion, Flexibilität und Biegezugfestigkeit, Wasserrückhaltevermögen und die Verarbeitungseigenschaften.
Ethylen
Ein farbloses, schwach süßlich riechendes Gas, das unter Normalbedingungen leichter als Luft ist. Es wird als chemisches Zwischenprodukt für eine Vielzahl von Kunststoffen benötigt, wie Polyethylen und Polystyrol. Daraus entstehen Produkte z.B. für Haushalt, Landwirtschaft, Automobilbau und Baubranche.
Kieselsäure
Sammelbezeichnung für Verbindungen der allgemeinen Formel SiO2 • nH2O. Synthetische Kieselsäuren werden aus dem Rohstoff Sand gewonnen. Auf Basis des Herstellungsverfahrens unterscheidet man Fällungskieselsäuren und pyrogene Kieselsäuren (z.B. HDK®).
Polysilicium
Polykristallines Silicium des Bereichs WACKER POLYSILICON. Hochreines Silicium zur Herstellung von Siliciumwafern für die Elektronik und Solarindustrie. Rohsilicium wird in das flüssige Trichlorsilan überführt, aufwändig destilliert und bei 1.000 °C in hochreiner Form wieder abgeschieden.
Silane
Silane werden sowohl als Monomere für die Synthese von Siloxanen eingesetzt, als auch als Hilfs- oder Rohstoff direkt verkauft. Typische Anwendungsgebiete sind Oberflächenbehandlung, Agens (medizinisch wirksamer Stoff) in der Pharmasynthese und Haftprimer bei Beschichtungen.
Silicium
Nach Sauerstoff das am häufigsten vorkommende Element der Erdkruste. In der Natur kommt Silicium ausnahmslos in Form von Verbindungen vor, hauptsächlich als Siliciumdioxid und in Form von Silicaten. Silicium wird über die energieintensive Reaktion von Quarzsand mit Kohle gewonnen und ist der wichtigste Rohstoff der Elektronikindustrie.
Silicone
Sammelbegriff für Verbindungen von organischen Molekülen mit Silicium. Nach ihren Anwendungsgebieten lassen sich Silicone in Öle, Harze und Kautschuke einteilen. Silicone zeichnen sich durch eine Vielzahl herausragender Stoffeigenschaften aus. Typische Einsatzgebiete sind: Bau, Elektrik und Elektronik, Transport und Verkehr, Textilausrüstung und Papierbeschichtung.