Luft
Die globale Erwärmung auf Grund steigender Kohlendioxidemissionen (CO2) ist ein gesellschaftlich und wirtschaftlich relevanter Umweltfaktor. Eine Folge davon können regional unterschiedliche Extremwetterlagen sein, wie Stürme, Dürren oder Überschwemmungen und daraus resultierende Auswirkungen, beispielsweise auf die Landwirtschaft und die Verfügbarkeit von Trinkwasser. Eine wesentliche Ursache für den Klimawandel ist die Verbrennung fossiler Energieträger. Deshalb sehen wir in der Energieeffizienz einen Schlüssel für ökologisch effektiven Klimaschutz.
Die konzernweite CO2-Bilanz ist ein wesentliches Instrument dafür, den Klimaschutz zu verbessern. Sie umfasst drei verschiedene Bereiche, in der Fachsprache „Scope“ genannt:
- Scope 1 enthält die direkten Treibhausgasemissionen aus Emissionsquellen an den WACKER-Standorten weltweit. Diese umfassen zum Beispiel Produktionsanlagen und Kraftwerke für die Strom- und Dampferzeugung sowie Anlagen zur Abfallentsorgung.
- Scope 2 umfasst indirekte CO2-Emissionen, die bei unseren Energieversorgern durch die Erzeugung der von WACKER zugekauften Mengen an Strom, Dampf und Wärme entstehen.
- Scope 3 beinhaltet alle CO2-Emissionen der Wertschöpfungskette, die vorgelagert und nachgelagert zu WACKER entstehen. Dazu gehören unter anderem Emissionen aus der Herstellung und dem Transport von Rohstoffen, der Erzeugung von Brennstoffen oder der Entsorgung von Produkten am Ende ihres Lebenszyklus. Laut GHG-Protokoll (GreenHouse Gas) werden diese Emissionen in 15 Kategorien erfasst, wobei WACKER nur die für das Unternehmen relevanten Emissionen berichtet.
Unsere Emissionsdaten haben wir auch im Berichtszeitraum an das CDP weitergegeben, an dem WACKER seit 2007 teilnimmt. Die Wacker Chemie AG hat in den Climate-Change-Berichten 2019 und 2020 für den Sektor Chemie jeweils das Ergebnis B erreicht (Skala von A bis D für die Stufen A Leadership, B Management, C Awareness und D Disclosure). Details sind für registrierte Benutzer beim CDP abrufbar.
Scope-1-Emissionen
In unserem Kraftwerk am Standort Burghausen haben wir im Jahr 2019 eine neue Gasturbine eingebaut. Der dazu erforderliche fünfmonatige Stillstand des Kraftwerks verringerte die direkten Kohlendioxid-Emissionen (Scope 1 nach Greenhouse Gas Protocol) im Vergleich zum Vorjahr. Am Standort Holla haben wir die Produktion von metallurgischem Rohsilicium mit der Inbetriebnahme eines neuen Schmelzofens im Jahr 2019 erhöht, wodurch die direkten Kohlendioxid-Emissionen leicht stiegen. Konzernweit sanken die direkten Scope-1-Emissionen im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr.
Das Kraftwerk am Standort Burghausen haben wir im Jahr 2020 fast durchgängig betrieben und die Siliciumproduktion in Holla wurde weiter hochgefahren. Dadurch haben sich die direkten Kohlendioxid-Emissionen im Vergleich zum Vorjahr erhöht.
Für unsere Produktionsprozesse sind Kältemaschinen im Einsatz, deren Kühlmittel wir sukzessive auf alternative Materialien mit möglichst geringem Treibhausgaspotenzial umstellen. Damit reduzieren wir fortlaufend die CO2-Emissionen im Falle eines Austretens von Kältemittel, was trotz intensiver Anlagenüberprüfung – zum Beispiel durch Haarrisse in den Anlagen – vorkommen kann.
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kt CO2e1 |
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2020 |
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2019 |
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2018 |
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CO2-Emissionen (Kohlendioxid)1 |
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direkte2 |
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1.264 |
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1.133 |
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1.194 |
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davon fossil |
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1.208 |
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1.102 |
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1.166 |
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davon biogen |
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56 |
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31 |
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28 |
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CH4 (Methan)3 |
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0,76 |
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0,65 |
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0,794 |
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N2O (Lachgas) |
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10,9 |
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11,1 |
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13,8 |
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HFC (teilfluorierte Kohlenwasserstoffe)5 |
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65,6 |
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51,7 |
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105,6 |
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PFC (perfluorierte Kohlenwasserstoffe) |
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– |
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– |
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– |
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NF3 (Stickstofftrifluorid) |
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– |
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– |
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– |
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SF6 (Schwefelhexafluorid) |
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– |
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– |
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– |
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kt CO2e1 |
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2020 |
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2019 |
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2018 |
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Scope 1 (direkte Emissionen)2 |
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1.285 |
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1.166 |
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1.285 |
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Scope 2 (indirekte Emissionen) |
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1.579 |
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1.754 |
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1.478 |
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Scope 3 (indirekte Emissionen) insgesamt, davon: |
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14.506 |
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15.139 |
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15.255 |
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Vorgelagerte Aktivtäten |
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Kategorie 1 – Bezogene Güter und Dienstleistungen |
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5.153 |
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5.468 |
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5.648 |
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Kategorie 2 – Kapitalgüter |
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17 |
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329 |
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461 |
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Kategorie 3 – Brennstoff- und Energie bezogene Emissionen (nicht in Scope 1 & 2) |
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602 |
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625 |
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499 |
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Summe aller anderen vorgelagerten Aktivitäten3 |
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539 |
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337 |
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316 |
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Nachgelagerte Aktivitäten4 |
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Kategorie 9 – Transport und Verteilung (nachgelagert) |
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236 |
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268 |
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261 |
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Kategorie 12 – Umgang mit verkauften Gütern an deren Lebenszyklusende |
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7.778 |
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7.956 |
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7.655 |
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Kategorie 15 – Investitionen |
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182 |
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156 |
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161 |
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Scope-2-Emissionen
Durch den Einbau der neuen Gasturbine im Jahr 2019 stand unser Kraftwerk am Standort Burghausen fünf Monate still. Während dieser Zeit haben wir den aus dem Kraftwerk fehlenden eigenproduzierte Strom durch erhöhten Stromzukauf ersetzt. Dies und der durch erhöhte Produktionsmengen gestiegene Energiebedarf am Standort Charleston führten dazu, dass sich die indirekten Emissionen aus zugekaufter Energie (Scope 2 nach Greenhouse Gas Protocol) im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr erhöhten. Im Folgejahr haben wir das Kraftwerk am Standort Burghausen wieder fast durchgehend betrieben. Damit verminderte sich der Bedarf an zugekauftem Strom und entsprechend auch die indirekten Scope 2-Emissionen im Vergleich zum Jahr 2019.
Die Umrechnungsfaktoren von Strom in CO2-Emissionen für die Stromerzeugung in Deutschland und den USA sind im Berichtszeitraum weiter gesunken (Daten gemäß „CO2 Emissions from Fuel Combustion, 2019 bzw. 2020 Edition“ der International Energy Agency).
Scope-3-Emissionen
Die für WACKER relevanten indirekten Scope-3-Emissionen ermitteln wir mit Methoden des GHG-Protokoll (Corporate Value Chain Standard) auf Basis der WBCSD-Richtlinien (World Business Council for Sustainable Development) für Chemieunternehmen.
Weitere Emissionen in die Luft
Die Emissionen an Stickoxiden blieben im Jahr 2019 Vergleich zu 2018 nahezu unverändert. Einerseits gingen durch den fünfmonatigen Stillstand der KWK-Anlage die Stickoxidemissionen am Standort Burghausen deutlich zurück, andererseits stieg die in Holla emittierte Menge an Stickoxiden auf Grund des neuen Schmelzofens in vergleichbarem Ausmaß an.
Im Jahr 2020 stiegen die Emissionen an Stickoxiden im Vergleich zu 2019 weiter an. Wesentliche Ursache hierfür war der Kapazitätsausbau in Holla sowie Maßnahmen, um die Prozesse im neuen Ofen zu stabilisieren. Die deutliche Emissionsreduzierung der neuen Gasturbine in Burghausen mit einer wesentlich geringeren NOx-Emission verringerte diesen Effekt.
Die flüchtigen organischen Verbindungen (NMVOC) sanken im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr. Steigende Emissionen durch neue Anlagen und Produktionssteigerungen haben wir Prozessverbesserungen überkompensiert. Mit der gestiegenen Produktionsauslastung erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahr die NMVOC-Werte. Ursachen sind der Ausbau der Produktionskapazitäten des Geschäftsbereichs WACKER POLYMERS am südkoreanischen Standort Ulsan sowie die hohe Auslastung der Anlagen in Nanjing, China, und Burghausen.
Durch den Ausbau am Standort Holla stieg im Jahr 2019 die Emission an Gesamtstaub im Vergleich zum Vorjahr. Mit den Fortschritten des Ausbaus in Holla stiegen im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr die Emission an Gesamtstaub. Der neue Ofen trägt mit einem verbesserten Stand der Technik dazu bei, die spezifischen Staubemissionen pro Tonne Produkt weiter zu reduzieren. Maßnahmen zur Stabilisierung der Prozesse des neuen Ofens führten im Jahr 2020 zu Phasen erhöhter Staubemissionen.
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t |
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2020 |
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2019 |
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2018 |
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NOx (Stickoxide) |
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2.330 |
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1.790 |
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1.810 |
NMVOC (flüchtige organische Verbindungen ohne Methan) |
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890 |
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800 |
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860 |
CO (Kohlenmonoxid) |
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501 |
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373 |
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355 |
Staub |
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500 |
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354 |
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284 |
SO2 (Schwefeldioxid) |
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1.145 |
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921 |
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767 |
Emissionsmessungen
An unserem größten Produktionsstandort in Burghausen überwachen wir durch eigene Messungen an den Anlagen und zusätzlich durch externe Messinstitute, dass wir die gesetzlichen Emissionsgrenzwerte einhalten. Das Umweltmessfahrzeug der Werkfeuerwehr am Standort Burghausen ist ein Kernelement unserer Umweltüberwachung bei betrieblichen Störungen, Stoffaustritten oder Geruchsbelästigungen. Als wichtiger Bestandteil des Notfallmanagements ist das rund um die Uhr einsatzbereite Fahrzeug überwiegend präventiv im Einsatz, um eine Gefährdung für Mensch und Umwelt auszuschließen. Mit der integrierten Laborausstattung sind mobil Messungen von Luft, Gas, Flüssigkeiten und Feststoffen möglich. Die Experten der Werkfeuerwehr können vor Ort Daten erheben und an die Bereitschaft der Umweltabteilung, den Einsatzstab des Notfallmanagements und die zuständigen Behörden weitergeben.
Nachhaltige Mobilitätsstrategie
Der Klimaschutz spielt auch bei unserem Flotten- und Beförderungskonzept eine wichtige Rolle. Dieses beinhaltet, umweltschonende Fahrzeuge einzusetzen, Personentransporte und Dienstfahrten auf ein Minimum zu reduzieren sowie Buszubringerdienste zu organisieren und eine Flotte von Werkfahrrädern zu unterhalten. Wir motivieren unsere Mitarbeiter, Alternativen zum Auto zu prüfen, zum Beispiel durch Videokonferenzen. Während der Corona-Pandemie arbeiten viele unserer Mitarbeiter von zu Hause, soweit das mit Blick auf ihre Aufgaben möglich ist. Auch das trägt dazu bei, Arbeitswege und den damit verbundenen CO2-Ausstoß zu reduzieren.
Am Standort Burghausen setzen wir 56 Pendlerbuslinien ein, mit denen täglich rund 4.000 unserer Mitarbeiter im Umkreis von bis zu 50 km fahren. Wir unterhalten dort einen Fuhrpark von etwa 6.000 Werkfahrrädern. Am Standort Nünchritz gibt es rund 1.000 Werkfahrräder. Mit dem Projekt „Jobrad“ unterstützen wir den Einsatz von Leasing-Fahrrädern. Regelmäßig nehmen wir an Aktionen teil, die dazu ermutigen, das Fahrrad für den Arbeitsweg zu nutzen.
Unsere von Deutschland aus organisierte Dienstwagenflotte umfasst rund 500 Fahrzeuge in Europa sowie Australien. Rund 100 weitere Dienstwagen sind in China, Südkorea, Brasilien sowie in den USA in Einsatz. Bei der Auswahl unserer Vertragsunternehmen zur Personenbeförderung bewerten wir die Fahrzeuge der Anbieter hinsichtlich Sicherheit und Umweltauswirkungen. Für unsere Dienstwagenflotte in Deutschland können nur Fahrzeuge ausgewählt werden, die in der ADAC-Bewertung für Sicherheit und Umwelt mindestens die Note „gut“ erreicht haben.
WACKER bietet seinen Vielfahrern und Dienstwagennutzern die Möglichkeit, an Sicherheits- und Eco-Trainings teilzunehmen. Bei den regelmäßigen Sicherheitswochen an unseren Standorten werden Themen der nachhaltigen Mobilität einbezogen. Über zwei Drittel der Flurförderfahrzeuge (Hubwagen, Stapler, Zugmaschinen) an den Standorten Burghausen und Nünchritz sind mit Elektroantrieb ausgestattet. Auch bei weiteren Geräten, wie Pumpen und Kompressoren, sind wir konzernweit auf energiesparende Elektromotoren umgestiegen.
Für Besucher-Shuttle sowie den internen Postdienst sind am Standort Burghausen Elektrofahrzeuge im Einsatz. In den technischen Bereichen für Montage und Bereitschaftsdienst stehen Elektronutzfahrzeuge bereit. Für unsere Gäste, die mit einem Elektrofahrzeug nach Burghausen kommen, besteht am Besucherparkplatz die Möglichkeit, ihre Fahrzeugbatterie kostenlos zu laden.