Nachhaltigkeitsbericht 2019/2020

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Luft

Die globale Erwärmung auf Grund steigender Kohlendioxidemissionen (CO2) ist ein gesellschaftlich und wirtschaftlich relevanter Umweltfaktor. Eine Folge davon können regional unterschiedliche Extremwetterlagen sein, wie Stürme, Dürren oder Überschwemmungen und daraus resultierende Auswirkungen, beispielsweise auf die Landwirtschaft und die Verfügbarkeit von Trinkwasser. Eine wesentliche Ursache für den Klimawandel ist die Verbrennung fossiler Energieträger. Deshalb sehen wir in der Energieeffizienz einen Schlüssel für ökologisch effektiven Klimaschutz.

Die konzernweite CO2-Bilanz ist ein wesentliches Instrument dafür, den Klimaschutz zu verbessern. Sie umfasst drei verschiedene Bereiche, in der Fachsprache „Scope“ genannt:

  • Scope 1 enthält die direkten Treibhausgasemissionen aus Emissionsquellen an den WACKER-Standorten weltweit. Diese umfassen zum Beispiel Produktionsanlagen und Kraftwerke für die Strom- und Dampferzeugung sowie Anlagen zur Abfallentsorgung.
  • Scope 2 umfasst indirekte CO2-Emissionen, die bei unseren Energieversorgern durch die Erzeugung der von WACKER zugekauften Mengen an Strom, Dampf und Wärme entstehen.
  • Scope 3 beinhaltet alle CO2-Emissionen der Wertschöpfungskette, die vorgelagert und nachgelagert zu WACKER entstehen. Dazu gehören unter anderem Emissionen aus der Herstellung und dem Transport von Rohstoffen, der Erzeugung von Brennstoffen oder der Entsorgung von Produkten am Ende ihres Lebenszyklus. Laut GHG-Protokoll (GreenHouse Gas) werden diese Emissionen in 15 Kategorien erfasst, wobei WACKER nur die für das Unternehmen relevanten Emissionen berichtet.

Unsere Emissionsdaten haben wir auch im Berichtszeitraum an das CDP weitergegeben, an dem WACKER seit 2007 teilnimmt. Die Wacker Chemie AG hat in den Climate-Change-Berichten 2019 und 2020 für den Sektor Chemie jeweils das Ergebnis B erreicht (Skala von A bis D für die Stufen A Leadership, B Management, C Awareness und D Disclosure). Details sind für registrierte Benutzer beim CDP abrufbar.

Scope-1-Emissionen

In unserem Kraftwerk am Standort Burghausen haben wir im Jahr 2019 eine neue Gasturbine eingebaut. Der dazu erforderliche fünfmonatige Stillstand des Kraftwerks verringerte die direkten Kohlendioxid-Emissionen (Scope 1 nach Greenhouse Gas Protocol) im Vergleich zum Vorjahr. Am Standort Holla haben wir die Produktion von metallurgischem Rohsilicium mit der Inbetriebnahme eines neuen Schmelzofens im Jahr 2019 erhöht, wodurch die direkten Kohlendioxid-Emissionen leicht stiegen. Konzernweit sanken die direkten Scope-1-Emissionen im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr.

Das Kraftwerk am Standort Burghausen haben wir im Jahr 2020 fast durchgängig betrieben und die Siliciumproduktion in Holla wurde weiter hochgefahren. Dadurch haben sich die direkten Kohlendioxid-Emissionen im Vergleich zum Vorjahr erhöht.

Für unsere Produktionsprozesse sind Kältemaschinen im Einsatz, deren Kühlmittel wir sukzessive auf alternative Materialien mit möglichst geringem Treibhausgaspotenzial umstellen. Damit reduzieren wir fortlaufend die CO2-Emissionen im Falle eines Austretens von Kältemittel, was trotz intensiver Anlagenüberprüfung – zum Beispiel durch Haarrisse in den Anlagen – vorkommen kann.

Direkte Treibhausgasemissionen

 

 

 

 

 

 

 

kt CO2e1

 

2020

 

2019

 

2018

 

 

 

 

 

 

 

CO2-Emissionen (Kohlendioxid)1

 

 

 

 

 

 

direkte2

 

1.264

 

1.133

 

1.194

davon fossil

 

1.208

 

1.102

 

1.166

davon biogen

 

56

 

31

 

28

CH4 (Methan)3

 

0,76

 

0,65

 

0,794

N2O (Lachgas)

 

10,9

 

11,1

 

13,8

HFC (teilfluorierte Kohlenwasserstoffe)5

 

65,6

 

51,7

 

105,6

PFC (perfluorierte Kohlenwasserstoffe)

 

 

 

NF3 (Stickstofftrifluorid)

 

 

 

SF6 (Schwefelhexafluorid)

 

 

 

1

CO2e = CO2-Äquivalente, gemäß GreenHouse Gas Protocol Scope 1 (direkte Emissionen). CO2-Emissionen werden in Anlehnung an das GreenHouse Gas Protocol des World Resources Institute und World Business Council for Sustainable Development „A Corporate Accounting and Reporting Standard“ (GHG Protocol) erhoben. Scope 1: direkte CO2-Emissionen. Scope 2: indirekte Emissionen aus dem Energiezukauf (für zugekauften Strom, Dampf und Wärme umgerechnet in CO2-Äquivalente). Die Umrechnung erfolgt auf Basis von Emissionsfaktoren der International Energy Agency (Strom) und aus der GEMIS-Datenbank (Dampf & Wärme).

2

CO2-Emissionen werden gemäß dem GHG Protokoll in fossile und biogene Quellen aufgeteilt. Letztere entstehen auf Grund der Verbrennung oder Zersetzung von nachwachsenden Rohstoffen.

3

CH4: Methan-Emissionen aus fossilen Quellen werden berichtet, ohne Methan-Emissionen aus biogenen Quellen.

4

Datenkorrektur aus Nachhaltigkeitsbericht 2017/2018.

5

Die Kategorie teilfuorierte Kohlenwasserstoffe enthält untergeordnete Mengen an Emissionen anderer teilhalogenierter Kohlenwasserstoffe, die ebenfalls zum Treibhausgaseffekt beitragen. Für die Berechnung der Auswirkungen ausgehend von teilhalogenierten Fluorkohlenwasserstoffen wurden die individuellen GWP-Faktoren der Einzelstoffe herangezogen. Die Faktoren reichen von 13 bis 14.800 kg CO2e/kg HFC.

Treibhausgasemissionen

 

 

 

 

 

 

 

kt CO2e1

 

2020

 

2019

 

2018

 

 

 

 

 

 

 

Scope 1 (direkte Emissionen)2

 

1.285

 

1.166

 

1.285

Scope 2 (indirekte Emissionen)

 

1.579

 

1.754

 

1.478

Scope 3 (indirekte Emissionen) insgesamt, davon:

 

14.506

 

15.139

 

15.255

Vorgelagerte Aktivtäten

 

 

 

 

 

 

Kategorie 1 – Bezogene Güter und Dienstleistungen

 

5.153

 

5.468

 

5.648

Kategorie 2 – Kapitalgüter

 

17

 

329

 

461

Kategorie 3 – Brennstoff- und Energie bezogene Emissionen (nicht in Scope 1 & 2)

 

602

 

625

 

499

Summe aller anderen vorgelagerten Aktivitäten3

 

539

 

337

 

316

Nachgelagerte Aktivitäten4

 

 

 

 

 

 

Kategorie 9 – Transport und Verteilung (nachgelagert)

 

236

 

268

 

261

Kategorie 12 – Umgang mit verkauften Gütern an deren Lebenszyklusende

 

7.778

 

7.956

 

7.655

Kategorie 15 – Investitionen

 

182

 

156

 

161

1

CO2e = CO2-Äquivalente, gemäß Greenhouse Gas Protocol. CO2-Emissionen werden in Anlehnung an das Greenhouse Gas Protocol des World Resources Institute und World Business Council for Sustainable Development „A Corporate Accounting and Reporting Standard“ (GHG Protocol) erhoben. Scope 1: direkte CO2-Emissionen. Scope 2: indirekte Emissionen aus dem Energiezukauf (für zugekauften Strom, Dampf und Wärme umgerechnet in CO2-Äquivalente). Die Umrechnung erfolgt auf Basis von Emissionsfaktoren der International Energy Agency (Strom) und aus der GEMIS-Datenbank (Dampf & Wärme).

2

Direkte CO2-Emissionen: Nur die fossilen Emissionen aus der Tabelle "Scope 1 – Direkte Treibhausgase" wurden hier übernommen, die biogenen Emissionen sind in der Tabelle "Scope 1 – Direkte Treibhausgase" enthalten. In dieser Tabelle werden auch Lachgas, Methan und teilfluorierte Kohlenwasserstoffe berichtet.

3

Enthält CO2e Emissionen der Kategorien Transport und Verteilung (vorgelagert; Kategorie 4), produzierter Abfall (Kategorie 5), Geschäftsreisen (Kategorie 6), Pendeln der Arbeitnehmer (Kategorie 7) und vorgelagerte Leasingnehmer (Kategorie 8), die auf Grund ihrer deutlich kleineren Anteile nur konsolidiert berichtet werden.

4

Als Chemieunternehmnen berichtet WACKER gemäß GHG-Protokoll keine Emissionen aus Verarbeitung (Kat. 10) und Nutzung (Kat. 11) der verkauften Güter. Die Scope-3-Kategorien Leasinggeber (nachgelagert; Kat. 13) und Franchise (Kat. 14) sind für WACKER nicht relevant und werden daher nicht erfasst.

Scope-2-Emissionen

Durch den Einbau der neuen Gasturbine im Jahr 2019 stand unser Kraftwerk am Standort Burghausen fünf Monate still. Während dieser Zeit haben wir den aus dem Kraftwerk fehlenden eigenproduzierte Strom durch erhöhten Stromzukauf ersetzt. Dies und der durch erhöhte Produktionsmengen gestiegene Energiebedarf am Standort Charleston führten dazu, dass sich die indirekten Emissionen aus zugekaufter Energie (Scope 2 nach Greenhouse Gas Protocol) im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr erhöhten. Im Folgejahr haben wir das Kraftwerk am Standort Burghausen wieder fast durchgehend betrieben. Damit verminderte sich der Bedarf an zugekauftem Strom und entsprechend auch die indirekten Scope 2-Emissionen im Vergleich zum Jahr 2019.

Die Umrechnungsfaktoren von Strom in CO2-Emissionen für die Stromerzeugung in Deutschland und den USA sind im Berichtszeitraum weiter gesunken (Daten gemäß „CO2 Emissions from Fuel Combustion, 2019 bzw. 2020 Edition“ der International Energy Agency). 

Scope-3-Emissionen

Die für WACKER relevanten indirekten Scope-3-Emissionen ermitteln wir mit Methoden des GHG-Protokoll (Corporate Value Chain Standard) auf Basis der WBCSD-Richtlinien (World Business Council for Sustainable Development) für Chemieunternehmen.

Weitere Emissionen in die Luft

Die Emissionen an Stickoxiden blieben im Jahr 2019 Vergleich zu 2018 nahezu unverändert. Einerseits gingen durch den fünfmonatigen Stillstand der KWK-Anlage die Stickoxidemissionen am Standort Burghausen deutlich zurück, andererseits stieg die in Holla emittierte Menge an Stickoxiden auf Grund des neuen Schmelzofens in vergleichbarem Ausmaß an.

Im Jahr 2020 stiegen die Emissionen an Stickoxiden im Vergleich zu 2019 weiter an. Wesentliche Ursache hierfür war der Kapazitätsausbau in Holla sowie Maßnahmen, um die Prozesse im neuen Ofen zu stabilisieren. Die deutliche Emissionsreduzierung der neuen Gasturbine in Burghausen mit einer wesentlich geringeren NOx-Emission verringerte diesen Effekt.

Die flüchtigen organischen Verbindungen (NMVOC) sanken im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr. Steigende Emissionen durch neue Anlagen und Produktionssteigerungen haben wir Prozessverbesserungen überkompensiert. Mit der gestiegenen Produktionsauslastung erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahr die NMVOC-Werte. Ursachen sind der Ausbau der Produktionskapazitäten des Geschäftsbereichs WACKER POLYMERS am südkoreanischen Standort Ulsan sowie die hohe Auslastung der Anlagen in Nanjing, China, und Burghausen.

Durch den Ausbau am Standort Holla stieg im Jahr 2019 die Emission an Gesamtstaub im Vergleich zum Vorjahr. Mit den Fortschritten des Ausbaus in Holla stiegen im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr die Emission an Gesamtstaub. Der neue Ofen trägt mit einem verbesserten Stand der Technik dazu bei, die spezifischen Staubemissionen pro Tonne Produkt weiter zu reduzieren. Maßnahmen zur Stabilisierung der Prozesse des neuen Ofens führten im Jahr 2020 zu Phasen erhöhter Staubemissionen.

Emissionen luftfremder Stoffe

 

 

 

 

 

 

 

t

 

2020

 

2019

 

2018

 

 

 

 

 

 

 

NOx (Stickoxide)

 

2.330

 

1.790

 

1.810

NMVOC (flüchtige organische Verbindungen ohne Methan)

 

890

 

800

 

860

CO (Kohlenmonoxid)

 

501

 

373

 

355

Staub

 

500

 

354

 

284

SO2 (Schwefeldioxid)

 

1.145

 

921

 

767

Emissionsmessungen

An unserem größten Produktionsstandort in Burghausen überwachen wir durch eigene Messungen an den Anlagen und zusätzlich durch externe Messinstitute, dass wir die gesetzlichen Emissionsgrenzwerte einhalten. Das Umweltmessfahrzeug der Werkfeuerwehr am Standort Burghausen ist ein Kernelement unserer Umweltüberwachung bei betrieblichen Störungen, Stoffaustritten oder Geruchsbelästigungen. Als wichtiger Bestandteil des Notfallmanagements ist das rund um die Uhr einsatzbereite Fahrzeug überwiegend präventiv im Einsatz, um eine Gefährdung für Mensch und Umwelt auszuschließen. Mit der integrierten Laborausstattung sind mobil Messungen von Luft, Gas, Flüssigkeiten und Feststoffen möglich. Die Experten der Werkfeuerwehr können vor Ort Daten erheben und an die Bereitschaft der Umweltabteilung, den Einsatzstab des Notfallmanagements und die zuständigen Behörden weitergeben.

Nachhaltige Mobilitätsstrategie

Der Klimaschutz spielt auch bei unserem Flotten- und Beförderungskonzept eine wichtige Rolle. Dieses beinhaltet, umweltschonende Fahrzeuge einzusetzen, Personentransporte und Dienstfahrten auf ein Minimum zu reduzieren sowie Buszubringerdienste zu organisieren und eine Flotte von Werkfahrrädern zu unterhalten. Wir motivieren unsere Mitarbeiter, Alternativen zum Auto zu prüfen, zum Beispiel durch Videokonferenzen. Während der Corona-Pandemie arbeiten viele unserer Mitarbeiter von zu Hause, soweit das mit Blick auf ihre Aufgaben möglich ist. Auch das trägt dazu bei, Arbeitswege und den damit verbundenen CO2-Ausstoß zu reduzieren.

Am Standort Burghausen setzen wir 56 Pendlerbuslinien ein, mit denen täglich rund 4.000 unserer Mitarbeiter im Umkreis von bis zu 50 km fahren. Wir unterhalten dort einen Fuhrpark von etwa 6.000 Werkfahrrädern. Am Standort Nünchritz gibt es rund 1.000 Werkfahrräder. Mit dem Projekt „Jobrad“ unterstützen wir den Einsatz von Leasing-Fahrrädern. Regelmäßig nehmen wir an Aktionen teil, die dazu ermutigen, das Fahrrad für den Arbeitsweg zu nutzen. 

Unsere von Deutschland aus organisierte Dienstwagenflotte umfasst rund 500 Fahrzeuge in Europa sowie Australien. Rund 100 weitere Dienstwagen sind in China, Südkorea, Brasilien sowie in den USA in Einsatz. Bei der Auswahl unserer Vertragsunternehmen zur Personenbeförderung bewerten wir die Fahrzeuge der Anbieter hinsichtlich Sicherheit und Umweltauswirkungen. Für unsere Dienstwagenflotte in Deutschland können nur Fahrzeuge ausgewählt werden, die in der ADAC-Bewertung für Sicherheit und Umwelt mindestens die Note „gut“ erreicht haben. 

WACKER bietet seinen Vielfahrern und Dienstwagennutzern die Möglichkeit, an Sicherheits- und Eco-Trainings teilzunehmen. Bei den regelmäßigen Sicherheitswochen an unseren Standorten werden Themen der nachhaltigen Mobilität einbezogen. Über zwei Drittel der Flurförderfahrzeuge (Hubwagen, Stapler, Zugmaschinen) an den Standorten Burghausen und Nünchritz sind mit Elektroantrieb ausgestattet. Auch bei weiteren Geräten, wie Pumpen und Kompressoren, sind wir konzernweit auf energiesparende Elektromotoren umgestiegen.

Für Besucher-Shuttle sowie den internen Postdienst sind am Standort Burghausen Elektrofahrzeuge im Einsatz. In den technischen Bereichen für Montage und Bereitschaftsdienst stehen Elektronutzfahrzeuge bereit. Für unsere Gäste, die mit einem Elektrofahrzeug nach Burghausen kommen, besteht am Besucherparkplatz die Möglichkeit, ihre Fahrzeugbatterie kostenlos zu laden.

Emission
Von einer Anlage in die Umwelt ausgehende Stoffausträge, Geräusche, Erschütterungen, Licht, Wärme oder Strahlen.
Kohlendioxid
Chemisch: CO2. Das Gas ist mit einer Konzentration von ca. 0,04 Prozent ein natürlicher Bestandteil der Luft. Kohlendioxid entsteht bei der Verbrennung von Kohle, Erdgas und anderen organischen Substanzen. In der Atmosphäre trägt es als Treibhausgas zur globalen Erwärmung bei. Seit Beginn der Industrialisierung anno 1850 ist sein Anteil in der Luft von ca. 300 auf jetzt 390 ppm (Teilchen pro Mio.) gestiegen; dieser Wert nimmt jährlich um etwa zwei ppm zu. Andere Treibhausgase werden gemäß ihrem Treibhauseffekt in CO2-Äquivalenten (CO2e) dargestellt.