Nachhaltigkeitsbericht 2019/2020

Creating tomorrow’s solutions

Risiko- und Compliance-Management

Das Risiko- und Compliance-Management ist für WACKER ein integrierter Bestandteil der Unternehmensführung. Als weltweit tätiges Unternehmen sind wir einer Vielzahl unterschiedlicher Risiken ausgesetzt, die sich unmittelbar aus unserer operativen Tätigkeit ergeben. Ausgehend vom vertretbaren Gesamtrisiko entscheidet der Vorstand, welche Risiken wir eingehen, um Chancen nutzen zu können, die sich dem Unternehmen bieten.

Unternehmensrisiken steuern

Das Risikomanagement von WACKER hat das Ziel, Risiken so früh wie möglich zu erkennen, sie angemessen zu bewerten und durch geeignete Maßnahmen zu begrenzen. Risiken sind für uns interne und externe Ereignisse, die ein Erreichen unserer Ziele und Prognosen negativ beeinflussen können. Das bestehende Risikomanagementsystem haben wir im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr nicht wesentlich verändert.

Als Chemieunternehmen haben wir eine besondere Verantwortung für den Betrieb unserer Anlagen und den Schutz von Menschen und Umwelt. An allen unseren Produktionsstandorten gibt es Mitarbeiter, die für die Themen Anlagen- und Arbeitssicherheit sowie Gesundheits- und Umweltschutz verantwortlich sind. Unser Risikomanagement entspricht den gesetzlichen Anforderungen und ist Bestandteil aller Entscheidungen und Geschäftsprozesse. Vorstand und Aufsichtsrat werden regelmäßig über die aktuelle Risikolage des Konzerns und der einzelnen Geschäftsbereiche informiert.

Um Unternehmensrisiken effektiv zu steuern und sicherzustellen, dass die ethischen Grundsätze der Unternehmensführung sowie die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden, folgt WACKER dem „Three Lines of Defense“-Modell.

„Three Lines of Defense“-Modell

“Three Lines of Defense”-Modell (Organigramm)
  • Die erste Verteidigungslinie liegt beim Management des operativen Geschäfts, das die Steuerung und Kontrolle der dort auftretenden Risiken sowie deren Handhabung verantwortet. Dazu gehört auch der Aufbau von funktionierenden internen Kontrollsystemen in den einzelnen operativen Einheiten.
  • Die zweite Verteidigungslinie bilden das Risikomanagement und das Compliance-Management. Das Risikomanagement verfolgt systematisch die wesentlichen Risiken der operativen Einheiten und berichtet hierzu an den Vorstand. Das Compliance-Management sorgt dafür, dass die ethischen Grundsätze der Unternehmensführung eingehalten werden. Es identifiziert die entsprechenden gesetzlichen Anforderungen und Neuregelungen, gibt sie an alle betroffenen Unternehmenseinheiten weiter und führt Compliance-Schulungen für die Mitarbeiter durch. Das steuerliche Compliance-Management stellt sicher, dass die Wacker Chemie AG und ihre Tochtergesellschaften ihren steuerrechtlichen Verpflichtungen rechtzeitig und in vollem Umfang nachkommen. Die frühzeitige Einbindung der Steuerabteilung und Kontrollen der steuerlichen Vorprozesse tragen dazu bei, entsprechende Risiken zu minimieren.
  • Die interne Revision arbeitet im Sinne einer dritten Verteidigungslinie als unabhängige Kontrollinstanz des Vorstands. Sie prüft über Audits in regelmäßigen Abständen das Risikomanagement der Unternehmenseinheiten und die internen Kontrollsysteme der operativen Einheiten auf ihre Wirksamkeit. Dabei stimmt sich die Revision auch mit dem Compliance-Management ab, beispielsweise bei Untersuchungen und Maßnahmen zur Verhinderung von Korruption.

Compliance-Management

WACKER arbeitet nach ethischen Grundsätzen der Unternehmensführung, die über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen. Geregelt ist das durch unsere Compliance-Richtlinie. Das Compliance-Management hat die Aufgabe, darauf hinzuwirken, dass diese Grundsätze sowie entsprechende gesetzliche Regelungen überall im Unternehmen eingehalten werden. Unsere Ziele sind eine hohe Teilnehmerzahl bei unseren Compliance-Schulungen, die wir konzernweit überwiegend online anbieten, sowie eine niedrige Anzahl an Korruptionsfällen.

Verantwortlich für die Umsetzung dieses Regelwerks sind die Compliance Officer des Konzerns, die den Mitarbeitern auch als Ansprechpartner für alle Fragen rund um das Thema Compliance zur Verfügung stehen.

Der Chief Compliance Officer berichtet fachlich direkt an den Vorstandsvorsitzenden. Er informiert den Vorstand quartalsweise über relevante Compliance-Fälle des Konzerns und gibt bei dringenden Fällen eine unverzügliche Information an den Vorstand.

Compliance-Schulungen sensibilisieren die Mitarbeiter für Risiken und vermitteln Verhaltensregeln, die im Tagesgeschäft zu beachten sind. Das Schulungsthema Compliance ist für alle WACKER-Mitarbeiter konzernweit verpflichtend.

Bei beobachteten Verstößen sind die Mitarbeiter angehalten, ihre Vorgesetzten, die Compliance-Beauftragten, den Betriebsrat oder die Verantwortlichen der Personalabteilung zu informieren. Die Mitarbeiter haben die Möglichkeit, Hinweise auf Rechtsverstöße im Unternehmen geschützt unter Wahrung ihrer Anonymität zu geben.

Eine Kernaufgabe der Compliance Officer liegt in der Prävention. Sie schulen, informieren und beraten Mitarbeiter und Management, beispielsweise zu Strategien und Maßnahmen, um Korruption und andere Gesetzesverstöße zu verhindern. Wesentliche Verstöße gegen die Compliance im Sinne einer Ergebnisauswirkung von mehr als 5 Mio. € wurden im Berichtszeitraum nicht identifiziert.

Compliance-Vorfälle

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2020

 

2019

 

2018

 

 

 

 

 

 

 

Korruptionsprävention

 

 

 

 

 

 

Anzahl der auf Korruptions- und Bestechungsrisiken untersuchten Organisationseinheiten

 

27

 

29

 

31

Anteil der auf Korruptions- und Bestechungsrisiken untersuchten Rechtseinheiten (%)

 

20

 

20

 

20

Zur Korruptionsprävention geschulte Mitarbeiter (%)1

 

50

 

50

 

50

 

 

 

 

 

 

 

Korruptions- und Bestechungsvorfälle

 

 

 

 

 

 

untersucht

 

 

1

 

2

abgeschlossen

 

 

2

 

1

 

 

 

 

 

 

 

Als Reaktion auf Korruptions- und Bestechungsvorfälle ergriffene Maßnahmen2

 

 

 

 

 

 

Abmahnungen

 

 

 

Beendigung des Arbeitsverhältnisses

 

 

1

 

Zahl der Klagen

 

 

 

Höhe wesentlicher Bußgelder3 und Zahl nicht monetärer Strafen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Compliance-Vorfälle Produkte/Umwelt/Geschäftsverhalten

 

 

 

 

 

 

Höhe wesentlicher Bußgelder3 auf Grund von Verstößen gegen Gesetzesvorschriften in Bezug auf das Angebot und die Verwendung von Produkten und Dienstleistungen

 

 

 

Höhe wesentlicher Bußgelder3 und Zahl nicht-monetärer Strafen wegen Nichteinhaltung von Rechtsvorschriften im Umweltbereich

 


 


 


Zahl der Klagen auf Grund wettbewerbswidrigen Verhaltens, Kartell- oder Monopolbildung

 

 

 

1

Mitarbeiter mit Kontakten zu externen Geschäftspartnern werden alle zwei Jahre geschult. Dies sind ca. 50 Prozent aller Konzernmitarbeiter.

2

Nur WACKER Deutschland

3

Höhe wesentlicher Bußgelder: ab 10.000 €

Die weltweit 21 Compliance-Beauftragten des WACKER-Konzerns sitzen in Deutschland, den USA, China, Japan, Indien, Korea, Brasilien, Mexiko, Singapur, Russland, Norwegen sowie den Vereinigten Arabischen Emiraten. Compliance-Themen in Ländern, die hier nicht genannt sind, werden vom Chief Compliance Officer mit Unterstützung des Zentralbereichs Recht von Deutschland aus bearbeitet.

Sogenannte Whistleblower Hotlines bestehen bei WACKER in Brasilien, China, Italien und in den USA. Mitarbeiter und Geschäftspartner können über sie mögliche Verstöße anonym melden. Die Mitarbeiter der Region sind zudem aufgefordert, jedes Jahr ein Bekenntnis zu regelgerechtem Verhalten zu unterschreiben.

Konzernrevision

Die Unternehmenskultur von WACKER ist von gegenseitigem Respekt und Vertrauen geprägt. Dennoch ist ein Fehlverhalten Einzelner nie auszuschließen. Hier setzen wir auf unsere internen Risikoprüfungen.

Die interne Konzernrevision fungiert im Sinne einer dritten Verteidigungslinie als unabhängige Kontrollinstanz des Vorstands. Sie hat Mitverantwortung für wirksame interne Kontrollsysteme in den verschiedenen operativen Prozessen und Systemen. Die von den operativen Einheiten anzuwendenden Ausgestaltungsprinzipien für ein internes Kontrollsystem wie zum Beispiel das Vier-Augen-Prinzip sind in einer weltweit gültigen Richtlinie verbindlich festgelegt und für kritische Funktionen dort näher erläutert.

Die Konzernrevision überprüft so im Auftrag des Vorstands primär prozessbezogen und mit Fokus auf interne Kontrollsysteme regelmäßig alle relevanten Funktionen und Unternehmensteile. Die Auswahl der Prüfungsthemen erfolgt nach einem risikoorientierten Ansatz. Dabei wird das Berichtswesen des Risikomanagements ebenso mit einbezogen wie die Berichte und Hinweise der Zentral- und Geschäftsbereiche und der größeren Beteiligungsgesellschaften. Der Prüfungsplan wird vom Vorstand ergänzt und verabschiedet sowie mit dem Prüfungsausschuss besprochen. Wenn notwendig wird der Plan unterjährig flexibel an geänderte Rahmenbedingungen angepasst.

Aus den Audits abgeleitete Maßnahmen zur Prozessoptimierung werden umgesetzt und von der Revision systematisch verfolgt. Zu den Ergebnissen und zum Realisierungsstatus der Maßnahmen berichtet die Revision regelmäßig an den Vorstand und den Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats.

Aus dem Berichtszeitraum liegen keine Sachverhalte vor, die eine Gefährdung der ordnungsgemäßen Funktion der Kontrollsysteme darstellen oder eine Ergebnisauswirkung von mehr als fünf Mio. € haben.

Extern wird das Risikofrüherkennungssystem durch den Abschlussprüfer im Rahmen der Jahresabschlussprüfung untersucht. Er berichtet darüber an Vorstand und Aufsichtsrat.

Bekämpfung von Korruption und Bestechung

In unserem Geschäftsmodell haben Korruption und Bestechung keinen Platz. Entsprechende Grundsätze sind in unserem Code of Conduct enthalten. Alle WACKER-Mitarbeiter sind verpflichtet, diese einzuhalten. Durch organisatorische Regelungen wie Funktionstrennung zwischen anfordernden Stellen und dem Einkauf und einem Vier-Augen-Prinzip ist es einzelnen Mitarbeitern nicht möglich, beispielsweise zahlungsauslösende Geschäftsprozesse allein durchzuführen.

Mitarbeiter, die in Import- und Exportprozessen eingebunden sind, müssen alle zwei Jahre eine Onlineschulung zur Exportkontrolle absolvieren. Mitarbeiter in besonders sensiblen Funktionen, wie Geschäftsführer der Landesgesellschaften und Exportkontrollbeauftragte, müssen ihre Kenntnisse jährlich auffrischen. Die Exportkontrolle basiert auf nationalen und internationalen Gesetzen und hat das Ziel, die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen zu verhindern, den internationalen Terrorismus zu bekämpfen und die Menschenrechte zu wahren. Hierfür ist es wichtig, nicht nur das auszuführende Gut zu prüfen, sondern auch das Empfangsland, den Kunden und die Endverwendung der Produkte.

Gemäß dem Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) von Transparency International weist mehr als die Hälfte der Länder, in denen WACKER geschäftlich tätig ist, ein geringes oder sehr geringes Korruptionsrisiko auf.

Umsatzanteile nach Korruptionsrisiko gemäß Transparency International1

Umsatzanteile nach Korruptionsrisiko gemäß Transparency International (Balkendiagramm)
1 Der Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) von Transparency International listet Länder nach dem Grad der im öffentlichen Sektor wahrgenommenen Korruption auf. Die Kategorien dieser Grafik wurden selbstständig gebildet.