Geschäftsbericht 2023

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Creating tomorrow’s solutions

Branchenspezifische Rahmenbedingungen

Mit unseren Produkten bedienen wir eine Vielzahl von Branchen. Wichtige Abnehmerbranchen sind die Chemie-, die Bau-, die Automobil- sowie die Photovoltaikindustrie.

Chemische Industrie in herausforderndem Umfeld

Die chemische Industrie war 2023 weltweit mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Hohe Energie- und Rohstoffpreise sowie zunehmender Auftragsmangel haben die Branche belastet und führten dazu, dass die Produktion in vielen Ländern auf niedrigem Niveau verharrte. Laut dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) ist die weltweite Chemieproduktion (ohne Pharma) in den ersten drei Quartalen 2023 lediglich um ein Prozent gewachsen. In Europa, Amerika und vielen Volkswirtschaften Asiens waren Rückgänge zu verzeichnen; einzig China und Russland konnten positives Wachstum vermelden.

Die chemisch-pharmazeutische Industrie in Deutschland litt 2023 unter der schwachen Konjunktur sowie strukturellen Problemen und war von einem Produktionsrückgang in allen Sparten gekennzeichnet. Die deutsche Chemieproduktion ging nach Angaben des VCI um acht Prozent zurück, ohne die pharmazeutische Industrie lag das Minus sogar bei elf Prozent. Die Kapazitätsauslastung zahlreicher Unternehmen bewegte sich deutlich unter dem Normalbereich; in- und ausländische Kunden zeigten ein zurückhaltendes Bestellverhalten. Erzeugerpreise und Branchenumsatz sanken im Vorjahresvergleich. In einer Mitgliederbefragung des VCI im November 2023 klagten über 40 Prozent der Unternehmen über Gewinneinbußen bis hin zu Verlusten. Der Umsatz der Branche sank im Jahr 2023 laut dem Verband um zwölf Prozent auf 230 Mrd. €.

Bauwirtschaft entwickelt sich rückläufig

Die weltweite Bauwirtschaft hat sich gemäß einer Analyse des Marktforschungsinstituts B+L Marktdaten GmbH im Jahr 2023 negativ entwickelt. Grund dafür waren deutlich höhere Leit- und Immobilienzinsen, die eine Abschwächung der Neubauaktivität in zahlreichen Märkten nach sich zog. Gestiegene Lebenshaltungskosten und die wirtschaftliche Unsicherheit sorgten dafür, dass sich auch die Bestandsmaßnahmen schwächer entwickelten. Im Vergleich der Regionen zeigte sich der Rückgang der Bauaktivitäten im Bereich der Wohngebäude in Westeuropa am deutlichsten. Aber auch andere Regionen wiesen negative Werte auf. Weltweit nahm das gesamte Bauvolumen nach vorläufigen Zahlen um 2,4 Prozent ab und betrug rund 9,23 Bio. US-$ (2022: 9,46 Bio. US-$).

Wachstumsrate der Bauleistungen bei Wohngebäuden (Neubau und Bestand) nach Regionen 2023

 

 

 

%

 

2023

 

 

 

Weltweit

 

-4,3

Asien

 

-4,3

Westeuropa

 

-5,9

Nordamerika

 

-5,1

Naher Osten / Afrika

 

2,4

Osteuropa

 

-3,8

Südamerika

 

-0,9

Quelle: B+L Marktdaten GmbH, Global Building Monitor, Stand: 02/2024

Internationale Automobilmärkte verzeichnen Anstieg an Neuzulassungen

Nach Angabe des Verbands der Automobilindustrie (VDA) sind die weltweiten Pkw-Märkte im Jahr 2023 gegenüber 2022 deutlich gewachsen, was in erster Linie auf eine bessere Fahrzeugverfügbarkeit zurückzuführen war. Die drei wichtigsten Märkte Europa, USA und China, die gemeinsam für mehr als zwei Drittel der globalen Pkw-Neuzulassungen stehen, verzeichneten alle Wachstum, jedoch mit unterschiedlichen Dynamiken. Während im europäischen und US-amerikanischen Markt der Aufholprozess zum Vorkrisenniveau schleppend verlief, erreichte der chinesischen Pkw-Markt bereits 2022 wieder das Vorkrisenniveau. Mit Rekordverkäufen im Jahr 2023 war der Pkw-Markt eine wichtige Stütze der chinesischen Konjunktur. Im Vergleich der fünf größten europäischen Einzelmärkte schnitt der deutsche Markt gegen Jahresende 2023 deutlich schwächer ab, da infolge eines Ende 2022 wirksamen Sondereffektes (Änderungen bei der Förderung von E-Autos) im Elektrosegment im Dezember 2023 insgesamt deutlich weniger Neufahrzeuge zugelassen wurden.

Photovoltaik etabliert sich als tragende Säule der weltweiten Energieversorgung

Die globale Solarbranche ist im Jahr 2023 weitergewachsen. Nach Angaben verschiedener Marktstudien sowie eigener Marktuntersuchungen wurden weltweit etwa 410 Gigawatt (GW) Leistung neu installiert (2022: etwa 250 GW). Das sind rund 64 Prozent mehr als im Vorjahr. Zum Jahresende 2023 waren damit weltweit etwa 1,6 Terawatt (1.600 Gigawatt) Photovoltaikleistung installiert. Das nachhaltige und schnelle Wachstum der globalen PV-Märkte konnte damit auch im Jahr 2023 fortgesetzt werden. Neben Fördermaßnahmen haben insbesondere die niedrigen Systemkosten erheblich zum weltweiten Ausbau der Photovoltaik-Installationen beigetragen. Photovoltaik ist bereits heute wettbewerbsfähig mit der Stromerzeugung aus konventionellen Energieträgern. In einzelnen Ausschreibungen in sonnenreichen Regionen lag der Handelspreis für Solarstrom bereits bei unter 15 US-$ pro Megawattstunde. Trotz der global gestiegenen Neuinstallationen blieben die Marktbedingungen in der Photovoltaikindustrie herausfordernd. In den USA und Indien sorgen Zölle auf importierte Solarzellen und Module für höhere Preise und damit für ein gebremstes Wachstum. In China wurden enorme Überkapazitäten in der Photovoltaikindustrie aufgebaut. Der hohe Wettbewerbsdruck hält auf allen Wertschöpfungsstufen an.

Neu installierte PV-Leistungen 2023 und 2022

 

 

 

Neu installierte PV-Leistung (MW)

 

Wachstum 2023

 

 

2023

 

2022

 

%

 

 

 

 

 

 

 

Deutschland

 

14.300

 

7.400

 

93

Spanien

 

8.200

 

8.400

 

-2

Übriges Europa

 

34.500

 

27.200

 

27

USA

 

33.000

 

20.200

 

63

Japan

 

7.000

 

6.500

 

8

China

 

216.900

 

87.400

 

148

Indien

 

10.000

 

14.000

 

-29

Übrige Welt

 

86.100

 

78.900

 

9

Gesamt

 

410.000

 

250.000

 

64

Quellen: Bundesnetzagentur, SolarPower Europe (SPE), Solar Energy Industries Association (SEIA), China National Energy Administration, Marktstudien, eigene Marktuntersuchungen von WACKER

(Tabelle ungeprüft)

Rohstoffpreise überwiegend weiter auf hohem Niveau

Im Vergleich zum Vorjahr sank die Mehrheit der Rohstoffpreise im Jahr 2023. Hierfür gab es zwei wesentliche Treiber. Zum einen brach die Nachfrage gegenüber 2022 teils stark ein, während das Angebot für die meisten Produkte uneingeschränkt war. Zum anderen fielen auch die Kosten für wichtige Grundstoffe wie Erdöl, Kohle und Gas, wodurch die Preise von Folgeprodukten nach unten gezogen wurden. Insgesamt führten niedrigere Rohstoff- und Energiepreise im Jahr 2023 bei WACKER zu Einsparungen in Höhe von 450 Mio. € im Vergleich zum Vorjahr.

Die Marktpreise für metallurgisches Silicium, einer der Schlüsselrohstoffe für WACKER, entspannten sich nach 2022 auch im Verlauf des Jahres 2023 weiter, nachdem es 2021 auf Grund knapper Verfügbarkeit zu extremen Preisanstiegen gekommen war. Die petrochemischen Hauptrohstoffe von WACKER (Vinylacetat, Essigsäure, Ethylen, Methanol) folgten im Jahr 2023 im Wesentlichen der Kostenentwicklung der zur Herstellung benötigten Grundstoffe wie Erdgas, Rohöl/Naphtha oder Kohle. Die Preise verfielen im 1. Halbjahr 2023 und stiegen im 3. Quartal wieder an. Bei den für WACKER wichtigen Acetylprodukten Essigsäure und Vinylacetatmonomer (VAM) kam noch hinzu, dass die Preise in den Jahren 2021 und 2022 knappheitsbedingt sehr hoch waren und die Normalisierung Anfang 2023 noch nicht abgeschlossen war. Insgesamt lagen die Rohstoffpreise, getrieben durch die höheren Energiepreise, gegen Ende des Jahres 2023 trotz der schwachen Nachfrage noch überwiegend über dem Niveau der Jahre 2018 und 2019.

Marktpreisentwicklung der für WACKER wichtigsten Rohstoffe in Europa

Siliciummetall (€/t)

Marktpreisentwicklung der für WACKER wichtigsten Rohstoffe in Europa – Siliciummetall (Grafik)

Ethylen (€/t)

Marktpreisentwicklung der für WACKER wichtigsten Rohstoffe in Europa – Ethylen (Grafik)

Methanol (€/t)

Marktpreisentwicklung der für WACKER wichtigsten Rohstoffe in Europa – Methanol (Grafik)

Vinylacetatmonomer (€/t)

Marktpreisentwicklung der für WACKER wichtigsten Rohstoffe in Europa – Vinylacetatmonomer (Grafik)

Energiepreise weiter auf hohem Niveau

Die Preise für Kohle und Erdgas sind nach den Höchstständen des Vorjahres im Jahr 2023 wieder deutlich gesunken. Nach Entspannung in der Erdgasversorgung durch einen global milden Winter 2022/2023 haben sich die Erdgaspreise in Europa in etwa auf dem doppelten Vorkrisenniveau eingependelt. In der Folge sind auch die Großhandelspreise für Strom auf ein Niveau gesunken, das etwa doppelt so hoch wie 2019/2020 liegt. Dabei wirkte sich neben einer höheren Erzeugung aus Wind- und Photovoltaikanlagen auch die höhere Verfügbarkeit französischer Kernkraftwerke preissenkend aus.

In nichtliberalisierten Märkten, beispielsweise in Asien, wirkten sich die höheren Kosten für Kohle und Erdgas teilweise erst im Jahr 2023 als Preiserhöhungen, auch für Strom, aus.

Der Preis für Kohle sank auf Grund zurückgehender Nachfrage, sowohl durch die bessere Erdgasversorgung als auch durch die nachlassende Konjunktur. Die Rohölpreise bewegten sich im Jahresverlauf überwiegend seitwärts, Förderkürzungen der OPEC im Sommer konnten die zurückgehende Nachfrage nur kurz ausgleichen. Am Jahresende lag der Preis für Rohöl der Sorte Brent im Monatsdurchschnitt bei 80 US-$ pro Barrel. Der CO2-Preis stieg Anfang des Jahres stark an, sank dann im Jahresverlauf aber wieder. Gründe waren hier eine sinkende Nachfrage auf Grund geringerer Emissionen aus Kohle und Erdölprodukten sowie sich eintrübende Konjunkturerwartungen in der zweiten Jahreshälfte. Die mittelfristig absehbare deutliche Verknappung der Zertifikate wirkte sich lediglich dahingehend aus, dass der konjunkturbedingte Preisverfall gedämpft wurde. 

Ende 2023 waren die Strom- und Erdgaspreise aber immer noch doppelt so hoch wie vor Beginn des Ukraine-Krieges. Bestehende Lieferverträge und Preissicherungen wirkten sich im Jahr 2023 teilweise kostenerhöhend aus (relativ zu einer reinen Spot-Einkaufsstrategie), da die Preise trotz des fortgesetzten Kriegs in der Ukraine und des Konflikts in Nahost deutlich schneller sanken als zunächst erwartet.

Marktpreisentwicklung der für WACKER relevanten Energieträger

Börsenstrompreis Deutschland (EEX Frontjahr) (€/MWh)

Marktpreisentwicklung der für WACKER relevanten Energieträger – Börsenstrompreis Deutschland (Grafik)

CO2 (€/t] (EEX Spot)

Marktpreisentwicklung der für WACKER relevanten Energieträger – CO2 (Grafik)

Öl/Brent (€/bbl) (ICE Frontmonat

Marktpreisentwicklung der für WACKER relevanten Energieträger – Öl / Brent (Grafik)