Geschäftsbericht 2023

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Creating tomorrow’s solutions

An unsere Aktionäre — Brief des Vorstandsvorsitzenden

Brief an die Aktionäre

Anrede von Dr Hartel (Foto)

2023 war ein herausforderndes Jahr. Krisen, Kriege und Konflikte haben sich in einer Weise miteinander verwoben, wie wir es seit Jahren nicht mehr erlebt haben. Der anhaltende Angriffskrieg in der Ukraine und der schreckliche Terror im Nahen Osten mit all seinen Folgen haben die Welt aus den Angeln gehoben. Wohin man schaut: Die Fliehkräfte steigen, der Zusammenhalt sinkt. Menschen blicken mit Sorge in die Zukunft.

Gerade in dieser Situation ist es umso wichtiger, als werteorientiertes Unter­nehmen Haltung zu beziehen. WACKER steht für Vielfalt, Offenheit und Toleranz. Jegliche Form der Diskriminierung lehnen wir ab. Wir sind für ein friedliches, völkerverbindendes Miteinander. Denn wir wissen: Nur gemeinsam lassen sich die großen Herausforderungen der Welt lösen. Als innovatives Chemie­unternehmen wollen wir hierzu einen Beitrag leisten – ganz im Sinne unseres Purpose: Our solutions make a better world for generations. Wir wollen die Lebensqualität der Menschen auf der Welt verbessern. Das treibt uns an.

Jedoch können auch wir uns den äußeren Umständen nicht entziehen. 2023 ist der Industriemotor weltweit ins Stottern geraten. Die chemische Industrie war mit heftigem Gegenwind konfrontiert. Die zu Beginn des Jahres erhoffte Erholung der Nachfrage auf Kundenseite hat nicht stattgefunden. Der Preisdruck war hoch. Die weiterhin hohen Energiepreise in Deutschland und Rohstoffkosten weltweit haben unser Geschäft zusätzlich belastet. All das führte dazu, dass wir 2023 nicht an die Rekordwerte des Vorjahres anschließen konnten.

So ist unser Konzernumsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr aufgrund des schwachen Marktumfelds um 22 Prozent auf rund 6,40 Mrd. € zurückgegangen. Unser Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) betrug 824 Mio. €. Das entspricht einem Minus von 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ausschlaggebend hierfür waren neben niedrigeren Preisen die weiterhin hohen Kosten für Energie und Rohstoffe sowie eine niedrige Auslastung unserer Produktionsanlagen infolge des geringeren Umsatzvolumens. Infolge des niedrigeren Ergebnisses und gestiegener Investitionen ging der Netto-Cashflow auf rund 166 Mio. € zurück. Das Jahresergebnis lag 2023 bei rund 327 Mio. €.

Auch wenn WACKER im letzten Jahr mit viel Gegenwind vom Markt konfrontiert war, möchten wir Sie, liebe Aktionärinnen und Aktionäre, am Geschäftserfolg des Unternehmens angemessen beteiligen. Daher haben Aufsichtsrat und Vorstand auf Grundlage dieser Zahlen beschlossen, der Hauptversammlung eine Dividende von 3,00 Euro je Aktie vorzuschlagen. Damit würden wir gut 45 Prozent des Jahresüberschusses ausschütten.

Wie sich die Wirtschaft im laufenden Geschäftsjahr 2024 entwickeln wird, ist nur schwer vorherzusehen. Wir gehen davon aus, dass das Umfeld für die chemische Industrie herausfordernd bleiben wird und es zu keiner nachhaltigen Erholung der Nachfrage kommen wird. Von daher werden wir in diesem Jahr weiterhin einen verstärkten Fokus auf Effizienz und Kostendisziplin legen. Insgesamt erwarten wir für 2024 einen Umsatz in der Größenordnung von 6,0 bis 6,5 Mrd. € sowie ein EBITDA zwischen 600 und 800 Mio. €.

So widrig das aktuelle Marktumfeld auch sein mag – WACKER ist strategisch gut aufgestellt. Ohne WACKER keine Energiewende. Mit Polysilicium liefern wir den Grundstoff für Solarzellen. Mit unseren Polymerlösungen wird das Bauen effizienter und Bauten an sich sparsamer und nachhaltiger. Ohne WACKER keine Mobilitätswende. Unsere Siliconprodukte sind in Elektroautos gefragt. Sie machen Batterien sicherer, leistungsstärker und lang­lebiger. Ohne WACKER keine Digitalisierung. In jedem zweiten Chip der Welt ist unser Polysilicium. Ohne WACKER kein effektiver Gesundheitsschutz. Unsere Silicone ermöglichen Hightechanwendungen in der Medizintechnik.

Zudem bauen wir unsere Kapazitäten für Biopharmazeutika mit den Kern­technologien Proteine und mRNA-Wirkstoffe aus. All diese globalen Megatrends werden unser Geschäft weiter treiben. Die Strategie stimmt.

An unseren strategischen Wachstumszielen bis zum Jahr 2030 halten wir daher unverändert fest. Unser Umsatz soll bis dahin auf mehr als 10 Mrd. Euro steigen. Zugleich wollen wir unsere Ertragskraft weiter stärken. Konzernweit peilen wir bis 2030 eine EBITDA-Marge von über 20 Prozent an. Gemessen am eingesetzten Kapital wollen wir die Kapitalkosten zwei Mal verdienen.

Umsatzziel 2030

>

10

Mrd. €

Gleichzeitig haben wir einen starken Fokus auf Nachhaltigkeit. Dies ist integraler Bestandteil unserer Strategie. So wollen wir bis 2030 unter anderem unsere absoluten CO2-Emissionen um 50 Prozent verringern. Hier haben wir 2023 gute Fortschritte gemacht. Spätestens im Jahr 2045 wollen wir als WACKER komplett klimaneutral wirtschaften. Dieses Ziel wurde Anfang 2024 von der unabhängigen Science Based Targets initiative (SBTi) validiert. Damit ist WACKER unter den 15 ersten Chemieunternehmen weltweit mit einem verifizierten Klimaneutralitäts­ziel „Net Zero 2045“. In Übereinstimmung mit den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens trägt unser gesamter Treibhausgas-Reduktionspfad demnach dazu bei, die weltweite Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

Um unseren ökologischen Fußabdruck zu verbessern und substanzielle Beiträge zur Begrenzung des Klima­wandels zu leisten, arbeiten wir nicht nur daran, den Ressourcenverbrauch und Ausstoß an Treibhausgasen mit Blick auf unsere eigenen Produkte und Prozesse zu minimieren. Durch zahlreiche attraktive Produktlösungen wollen wir auch unsere Kunden bei der Trans­formation zur Klimaneutralität unterstützen. Schon heute zahlen mehr als zwei Drittel unseres Produktportfolios auf das Thema ein. 2030 soll unser Portfolio zu 100 Prozent festgelegte Nachhaltigkeitsstandards erfüllen. Damit sind wir Teil der Lösung für die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu mehr Nachhaltigkeit.

Zur Erreichung unserer strategischen Ziele investieren wir konsequent in unsere Zukunft. Im Geschäftsjahr 2023 lagen unsere Investitionen bei 710 Mio. €. Das ist ein Plus von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

„Mit unseren Investitionen in Menschen, Märkte, Moleküle legen wir das Fundament für unser Wachstum von morgen.“

Dr. Christian Hartel Vorstandsvorsitzender

Wir investieren in Menschen. Das weltweite WACKER-Team ist im letzten Jahr um 4,2 Prozent auf 16.378 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewachsen. Gründe hierfür waren vor allem das hohe Investitions- und Projektaufkommen sowie die Übernahme von ADL BioPharma in Spanien. Unsere Belegschaft qualifizieren wir kontinuierlich weiter. Um Talente rund um den Globus für WACKER zu gewinnen, sind wir 2023 zudem mit der Arbeitgeberkampagne „Wir sind WACKER“ an den Start gegangen. Verlässlich, entschlossen, ambitioniert – diese drei Kerneigenschaften zeichnen die Menschen bei WACKER aus. Auch im Jahr 2023 hat das weltweite WACKER-Team wieder hervor­ragende Arbeit geleistet. Sie verdient größten Respekt. Im Namen des gesamten Vorstands möchte ich mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herzlich bedanken.

Wir investieren in Märkte. Unsere Strategie ist es, stets nah am Kunden zu sein und attraktive Wachstumschancen weltweit wahrzunehmen. 2023 haben wir 85 Prozent unseres Umsatzes außerhalb von Deutschland erwirtschaftet und über 60 Prozent außerhalb von Europa. Aufgrund des schwachen Marktumfelds mussten wir im letzten Geschäftsjahr in allen drei Weltregionen – Europa, Amerika und Asien – Umsatzrückgänge verzeichnen. Unabhängig davon haben wir unsere Investitionen in den Regionen weiter intensiviert. In China, dem weltweit größten Chemiemarkt, haben wir beispielsweise am Standort Nanjing unsere Produktionskapazitäten für Dispersionen und Dispersionspulver mehr als verdoppelt. In Europa haben wir unsere Kapazitäten für Polysilicium in Halbleiterqualität am Standort Burghausen erweitert und in Nünchritz zusätzliche Produktionskapazitäten für Siliconspezialitäten aufgebaut. Anfang 2024 haben wir zudem die Planung eines neuen Produktionsstandorts für Siliconspezialitäten in Tschechien bekanntgegeben. Zur Stärkung unseres Biotechnologiegeschäfts haben wir im zurückliegenden Jahr außerdem unseren Standort in Amsterdam weiter ausgebaut und den Bau eines mRNA-Kompetenzzentrums in Halle voran­getrieben. Dieses wird 2024 in Betrieb gehen.

Wir investieren in Moleküle. Mit unserem Chemiegeschäft rund um Silicone und Polymere, unseren Aktivitäten im Bereich Biosolutions und unserem Polysiliciumgeschäft sind wir stark aufgestellt. Dennoch mussten wir aufgrund des anhaltend schwachen Marktumfelds in 2023 in allen Bereichen einen Umsatzrückgang verzeichnen. Nur im Bereich Biosolutions konnten wir das Vorjahresniveau halten. Um unsere Marktposition in den einzelnen Segmenten weiter zu stärken, investieren wir neben dem Kapazitätsausbau vor allem in die Entwicklung neuer Lösungen für die Bedürfnisse unserer Kunden und die weitere Optimierung unserer Prozesse und Verfahren. Dazu kooperieren wir auch eng mit Kunden, wissenschaftlichen Instituten und Universitäten. Unser Patentportfolio umfasst weltweit rund 3.300 aktive Patente sowie 1.200 laufende Patentanmeldungen. Zur Stärkung unserer Position im Bereich Biotechnologie haben wir im vergangenen Jahr mit ADL BioPharma zudem einen leistungsstarken Auftragshersteller für die Lebensmittel-, Pharma- und Konsumgüterindustrie in Spanien akquiriert.

Die Beispiele zeigen: WACKER ist auf Kurs. Mit unseren Investitionen in Menschen, Märkte, Moleküle legen wir die Spur für nachhaltiges, profitables Wachstum. Wir freuen uns, wenn Sie als unsere Aktionärinnen und Aktionäre uns auf diesem Weg weiter begleiten. Für Ihr Vertrauen, das Sie uns bisher entgegengebracht haben, sage ich Danke im Namen des gesamten Vorstands. Ich kann Ihnen versprechen: Wir bleiben der Architekt unseres eigenen Erfolgs. Mit Mut, Geschwindigkeit und Zuversicht.

München, im März 2024

Unterschrift Christian Hartl (Grafik)

Dr. Christian Hartel
Vorsitzender des Vorstands der Wacker Chemie AG