Geschäftsbericht 2024

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Creating tomorrow’s solutions

Strategie und Governance

Nachhaltigkeitsstrategie

WACKER unterstützt in zweierlei Hinsicht die Transformation zur Klimaneutralität: Einerseits ermöglichen WACKER Produkte die Reduktion von Treibhausgasemissionen (THG) und die Schonung von Ressourcen bei seinen Kunden. Zudem machen WACKER Produkte wie zum Beispiel Polysilicium klimafreundliche Zukunftstechnologien wie Photovoltaik überhaupt erst möglich. Auf der anderen Seite bekennt sich WACKER klar zum Pariser Klimaschutzabkommen und hat einen Übergangsplan entwickelt, um die Klimaauswirkungen seines Handelns zu reduzieren.

Mit SustainaBalance® verfolgt WACKER eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie, um seine mittel- und langfristigen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Wir fördern das Gleichgewicht zwischen ökologischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Bedürfnissen auf Basis von drei Säulen: Werte steigern, Fußabdruck senken und Zusammenarbeit leben. Damit adressiert WACKER die relevanten Themen Klimaschutz, Energieeffizienz und erneuerbare Energien.

Im Zuge von „Werte steigern“ adressiert WACKER die positiven Auswirkungen und Chancen, die sich aus dem Klimawandel ergeben. Durch systematische Verbesserung der Nachhaltigkeit unserer Produkte unterstützen wir die Transformation zur Klimaneutralität aktiv. Weitergehende Details finden sich im ESRS 2 – Allgemeine Angaben.

Im Zuge von „Fußabdruck senken“ adressiert WACKER die Auswirkungen und Risiken im Zusammenhang mit seinen direkten Treibhausgasemissionen (Scope 1) sowie den indirekten Emissionen aus dem Energiezukauf (Scope 2). Dazu zählen die Identifikation der wesentlichen Emissionsquellen sowie entsprechende Maßnahmen zur Emissionsreduktion, wie Projekte zur Erhöhung der Energie- und Prozesseffizienz sowie zur Prozesstransformation.

Die Säule „Zusammenarbeit leben“ fokussiert die vor- und nachgelagerten Treibhausgasemissionen. Durch intensive Zusammenarbeit mit Lieferanten und Kunden engagiert sich WACKER dafür, die Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu verbessern. WACKER ist Teil der Initiative Together for Sustainability (siehe ESRS 2 – Allgemeine Angaben), um gemeinsam mit anderen Unternehmen der chemischen Industrie Standards zum Beispiel zur Berechnung von CO2-Fußabdrücken zu setzen. Durch den Austausch mit seinen Kunden identifiziert WACKER frühzeitig neue Anforderungen bzw. entwickelt gemeinsam mit den Kunden Pläne zur Reduktion der Klimaauswirkungen seiner Produkte.

Die Nachhaltigkeitsstrategie wird operativ durch ein Programm mit klar definierten Verantwortlichkeiten umgesetzt.

Übergangsplan für den Klimaschutz

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, bis 2045 Net Zero zu erreichen. Bis 2030 streben wir an, die absoluten THG-Emissionen (Scope 1 und 2) im Konzern auf die Hälfte des Werts von 2020 zu senken sowie die absoluten THG-Emissionen aus eingekauften Rohstoffen sowie brennstoff- und energiebezogenen Aktivitäten (Scope 3, Kategorie 1 und 3) um 25 Prozent gegenüber 2020 zu reduzieren.

Bei den Zielen zur Reduzierung von Treibhausgasen handelt es sich um sogenannte Science-Based Targets. Das bedeutet, dass sie im Einklang mit dem 1,5-Grad-Celsius-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens stehen. Sowohl die Ziele für 2030 als auch das Net-Zero-Ziel 2045 wurden von der unabhängigen Science-Based Target initiative (SBTi) validiert.

Für die Reduzierung von direkten und indirekten Treibhausgasemissionen in Scope 1 und 2, sowie von indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette (Scope 3) haben wir im Rahmen unseres Übergangsplans auf Basis der relevanten Emissionsquellen wesentliche Hebel definiert. Dazu gehören die Verringerung der Treibhausgasemissionen in unserer Siliciumproduktion, die Transformation hin zu klimafreundlichen Prozessen und der Zukauf erneuerbarer Energie (Scope 1 und 2) sowie der Zukauf THG-armer Rohstoffe und Primärenergieträger (Scope 3).

Wesentliche Scope 1 und Scope 2-Maßnahmen

  • Grüne Siliciumproduktion
    Bei der Herstellung von Rohsilicium wird Quarz unter Einsatz von Energie mit Kohlenstoff, üblicherweise in Form von Steinkohle, zu Silicium reduziert. Der eingesetzte fossile Kohlenstoff setzt dabei CO2 frei. Durch den Einsatz biogener Reduktionsmittel anstelle der Steinkohle wird kein fossil-, sondern bio-basiertes CO2 frei und damit die Scope 1-Emissionen verringert. Darüber hinaus soll das freiwerdende CO2 zukünftig aufgefangen und verwertet (Carbon Capture and Utilization, CCU) oder in geeigneten geologischen Schichten gespeichert (Carbon Capture and Sequestration, CCS) werden.
  • Transformation unserer Produktionsprozesse
    Bei unseren Produktionsprozessen entstehen Treibhausgase in der Regel durch die Verwendung thermischer Energie (Dampf), durch CO2 als Prozessemission oder durch Verlust von Kältemitteln. Wir arbeiten daran, unseren Dampf künftig fossilfrei zu erzeugen (z. B. durch Hochtemperaturwärmepumpen), als Nebenprodukt anfallendes CO2 als Rohstoff zu nutzen und klimarelevante durch natürliche Kältemittel zu ersetzen.
  • Zukauf erneuerbarer Energie
    Bei WACKER sind bereits heute über 70 Prozent der Energie, die wir für unsere Prozesse benötigen, strombasiert. Durch Zukauf erneuerbarer Energie können wir unsere Scope 2-Emissionen daher signifikant senken. In den vergangenen Jahren wurde bereits ein Großteil der WACKER Standorte mit Strom aus erneuerbaren Quellen versorgt. In den kommenden Jahren werden wir weitere Standorte auf Grünstrom umstellen. Zugekaufte thermische Energie soll in den kommenden Jahren an einigen WACKER Standorten ebenfalls aus erneuerbaren Quellen bezogen werden.

Wesentliche Scope 3-Maßnahmen

  • Zukauf THG-arm hergestellter Rohstoffe und Primärenergie
    Als Unternehmen der chemischen Industrie kauft WACKER eine Vielzahl chemischer Rohstoffe ein, insbesondere petrochemisch hergestellte und siliciumbasierte Rohstoffe. Diese werden in zunehmendem Maße aus THG-armer Herstellung eingekauft und damit Scope 3-Emissionen (Kategorie 1) reduziert.
  • Zukauf erneuerbarer Energie
    Strom und thermische Energie aus erneuerbaren Quellen verursachen in den meisten Fällen geringere THG-Emissionen entlang der vorgelagerten Wertschöpfungskette verglichen mit fossilbasierter Energie. Mit dem zunehmenden Zukauf von Energie aus erneuerbaren Quellen reduziert WACKER damit auch THG-Emissionen in der Energievorkette (Scope 3, Kategorie 3)
  • Umstellung auf erneuerbare Rohstoffbasis
    Chemische Rohstoffe basieren heute im Wesentlichen auf Erdöl und Erdgas. Langfristig plant WACKER, erneuerbare Rohstoffe zu beziehen, das heißt Rohstoffe, die unabhängig von fossilen Quellen auf Basis von CO2, Biomasse oder Recyclingmaterial hergestellt wurden. Damit lassen sich insbesondere die Lebensende-Emissionen signifikant reduzieren.

Investitionen im Rahmen des Übergangsplans

Zur schnellen Realisierung von Nachhaltigkeitsprojekten hat WACKER im Jahr 2022 ein Sonderbudget eingeführt. Im aktuellen Berichtsjahr wurden rund 6,7 Mio. € in Form von reinen Investitionsausgaben (CapEx) in Projekte investiert, die sich positiv auf die Erreichung unserer Klima- und Umweltziele auswirken werden.

Durch die Umstellung auf erneuerbare Rohstoffe werden wir auch den Umsatz an taxonomiekonformen Produkten steigern. Analog zur Steigerung des Umsatzes werden auch die Betriebs- sowie Investitionsausgaben für diese Tätigkeiten steigen (siehe „EU-Taxonomie-Verordnung“).

WACKER hat keine Anlagen oder Produkte, in denen Treibhausgasemissionen auf Dauer gebunden sind. Kohle- oder ölbezogene Aktivitäten sind für WACKER nicht zutreffend, erdgasbasierte Aktivitäten und deren CapEx nicht wesentlich.

Als im Chemiesektor tätiges Unternehmen unterliegt die Wacker Chemie AG den Pariser Benchmarks der EU.

Steuerung

Der vierköpfige WACKER Vorstand unter Leitung des Vorstandsvorsitzenden steuert die Nachhaltigkeitsstrategie des Konzerns, die integraler Bestandteil der Konzernstrategie ist. Strategische Abhängigkeiten, Auswirkungen, Risiken und Chancen im Zusammenhang mit dem Klimawandel werden im Rahmen der Wesentlichkeitsanalyse identifiziert, überwacht und dem Vorstand sowie dem Aufsichtsrat zur Entscheidung vorgelegt. Die Planung von Investitionen im Zusammenhang mit dem Übergangsplan sind Teil der Investitionsplanung des Konzerns.

Die Überwachung und Koordination des Übergangsplans erfolgt fünfmal jährlich im Rahmen des Sustainability Councils. Das Sustainability Council misst die Fortschritte bei der Erreichung der Klimaziele des Konzerns und überprüft den Status konkreter und geplanter Maßnahmen (Details siehe bei „Ziele“ und „Maßnahmen“).

Darüber hinaus werden die Fortschritte bei der Erreichung der Konzernziele mindestens einmal jährlich dem gesamten Vorstand und dem Aufsichtsrat vorgestellt und zur Freigabe vorgelegt.