Sehr geehrte Damen und Herren Aktionäre,

ein gut gehendes Chemiegeschäft und schwierige Bedingungen auf dem Solarmarkt haben das Geschäftsjahr 2018 von WACKER geprägt. Insgesamt ist der Umsatz um ein Prozent auf 4,98 Milliarden Euro gestiegen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen () ist acht Prozent unter dem Vorjahr und beläuft sich auf 930 Millionen Euro. Der Grund für den Rückgang liegt in den noch nicht erhaltenen Versicherungsleistungen für die Betriebsunterbrechung aus dem Schadensfall an unserem US-Standort Charleston. Dagegen ist das Konzernergebnis aus fortgeführten Aktivitäten gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent auf 260 Millionen Euro gewachsen.

Die noch nicht erhaltenen Versicherungsleistungen haben sich auch auf die Höhe unserer Nettofinanzschulden ausgewirkt. Sie liegen bei 609 Millionen Euro und damit über dem Vorjahr. Der Netto- war mit rund 125 Millionen Euro deutlich positiv, aber auf Grund unserer wie geplant höheren Investitionen und höherer Auszahlungen für das Working Capital und Steuern deutlich unter Vorjahr.

Insgesamt war 2018 für WACKER ein Jahr mit Licht und Schatten. Sehr gut hat sich das Geschäft in unseren Chemiebereichen entwickelt, insbesondere mit unseren Siliconprodukten. Hier konnte der Umsatz um 14 Prozent zulegen. Verantwortlich dafür waren das Mengenwachstum bei margenstarken Spezialprodukten und höhere Preise bei Standardprodukten. Das EBITDA der Chemiebereiche stieg auf über 780 Millionen Euro, trotz der deutlich höheren Rohstoffkosten, vor allem in unserem Polymergeschäft.

Unseren Geschäftsbereich WACKER BIOSOLUTIONS haben wir weiter gestärkt mit einem neu erworbenen Produktionsstandort zur Herstellung von Pharmawirkstoffen. Wir verdoppeln damit unsere Produktionskapazitäten im stark wachsenden Markt für Biopharmaka auf insgesamt 4.000 Liter.

Positiv ist auch: Nach dem Schadensfall im September 2017 an unserem amerikanischen Polysiliciumstandort in Charleston haben wir im 2. Quartal die Produktion wieder aufgenommen und im Dezember 2018 die volle Kapazität erreicht.

Abgesehen von dieser guten Nachricht waren die Marktbedingungen im Geschäftsbereich WACKER POLYSILICON jedoch sehr herausfordernd. Die Entscheidung Chinas, die Einspeisevergütung für Solarstrom teilweise zu kürzen und den Zubau von Solaranlagen zu drosseln, hat sich negativ auf unser Geschäft ausgewirkt. Der Absatz von Solarsilicium ist deshalb deutlich zurückgegangen und die Preise sind weiter gesunken. Wir haben diese Marktsituation dazu genutzt, Vorratsbestände aufzubauen, um unsere Kunden in Zukunft sehr viel schneller beliefern zu können.

Auf Grund des guten Konzernergebnisses aus fortgeführten Aktivitäten schlagen Aufsichtsrat und Vorstand der Hauptversammlung im Mai 2019 vor, eine Dividende von 2,50 Euro je Aktie auszuschütten.

2019 wird aus heutiger Sicht kein einfaches Jahr für uns. Die Dynamik der Weltwirtschaft hat sich deutlich abgeschwächt. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Sie reichen von internationalen Handelskonflikten über den nicht geklärten Austritt der Briten aus der EU bis hin zu einer Abkühlung der weltweiten Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen.

Für unser Geschäft erwarten wir einen leichten Rückgang bei den Rohstoffkosten, aber einen deutlichen Anstieg bei den Strompreisen in Deutschland. Das entlastet die Chemiebereiche und belastet vor allem das Ergebnis im Geschäftsbereich WACKER POLYSILICON. Die Marktsituation im Geschäft mit bleibt in den nächsten Wochen schwierig. Wir sind dennoch zuversichtlich, dass wir in allen Geschäftsbereichen den Umsatz steigern werden. Beim EBITDA erwarten wir allerdings einen deutlichen Rückgang. Hier wirken sich in erster Linie die sehr niedrigen Durchschnittspreise bei Polysilicium, aber auch niedrigere Preise bei chemischen Standardprodukten aus. Beim Konzernjahresüberschuss rechnen wir ebenfalls mit einem geringeren Ergebnis.

Wir unternehmen große Anstrengungen, unsere Kosten weiter zu senken. Erhebliches Potenzial dafür gibt es in unserem Polysiliciumgeschäft, aber auch in allen anderen Bereichen des Unternehmens arbeiten wir hart daran, die Kostensituation zu verbessern.

Gleichzeitig fokussieren wir uns im Geschäftsbereich WACKER POLYSILICON noch stärker. Hier wollen wir weitere Marktanteile mit Kunden aus der Halbleiterindustrie gewinnen und den Absatz von Polysilicium für monokristalline Solarwafer steigern.

Auch wenn das wirtschaftliche Umfeld sich eingetrübt hat, denken und handeln wir langfristig und zukunftsorientiert. Deshalb nutzen wir weiter die Chancen, die sich in unserem Geschäft bieten. Besonders in unseren Chemiebereichen ist die Nachfrage nach vielen unserer Produkte sehr hoch. Deshalb investieren wir gezielt in den Ausbau unserer Anlagen für Zwischen- und Fertigprodukte im Silicongeschäft. Hier wollen wir unser Spezialitätenportfolio in den nächsten Jahren weiter ausbauen.

Die Ziele sind klar: Wir bereiten damit den nächsten Wachstumsschritt vor. Wir stärken unsere Marktpositionen weiter. Dabei bewegen wir uns im Rahmen der von uns festgelegten Strategie bis 2020, dass die Investitionen in diesem Zeitraum unter den Abschreibungen liegen.

Zukunft ist für uns auch die Digitalisierung. Sie hilft, die Bedürfnisse unserer Kunden noch besser zu erfüllen. Sie umfasst die gesamte Wertschöpfungskette von der Produktentwicklung über die Produktion bis hin zum Kundenservice. Deshalb haben wir 2017 das Programm „WACKER digital“ ins Leben gerufen. An allen Stellen der Wertschöpfungskette werden wir damit die digitale Transformation voranbringen.

Auch wenn wir im Moment konjunkturell Gegen- statt Rückenwind haben, blicken wir mit Optimismus in die Zukunft.

WACKER ist gut aufgestellt, um die Zukunft erfolgreich zu gestalten.

  • Wir haben die richtigen Produkte.
  • Wir entwickeln innovative neue Produkte und Technologien.
  • Wir nehmen auf allen für uns wichtigen Märkten führende Positionen ein.

Wir haben leistungsfähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im abgelaufenen Geschäftsjahr mit hohem Einsatz und Engagement zum Geschäftserfolg von WACKER wesentlich beigetragen haben. Dafür herzlichen Dank im Namen des gesamten Vorstands.

Die Kombination aus Kompetenz und Erfahrung, Innovation und Identifikation, Leistung und Leidenschaft – das ist es, was WACKER einzigartig macht. Das gibt uns Kraft und Zuversicht. Für das Vertrauen unserer Kunden, Lieferanten und Aktionäre bedanke ich mich auch im Namen meiner Vorstandskollegen. Begleiten Sie uns weiter auf unserem Weg.

München, im März 2019

Dr. Rudolf Staudigl
Vorsitzender des Vorstands der Wacker Chemie AG

EBITDA
Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortisation = Ergebnis vor Zinsen und Steuern und vor Abschreibungen = EBIT + Abschreibungen.
Cashflow
Der Cashflow ist die wirtschaftliche Messgröße, die den aus der Geschäftstätigkeit erzielten Nettozufluss bzw. -abfluss liquider Mittel während einer Periode darstellt. Der Netto-Cashflow ist die Summe aus dem Cashflow aus betrieblicher Geschäftstätigkeit ohne die Veränderung der erhaltenen Anzahlungen und dem Cashflow aus laufender Investitionstätigkeit ohne Wertpapiere, inklusive Zugänge aus Finanzierungsleasing.
Polysilicium
Polykristallines Silicium des Bereichs WACKER POLYSILICON. Hochreines Silicium zur Herstellung von Siliciumwafern für die Elektronik und Solarindustrie. Rohsilicium wird in das flüssige Trichlorsilan überführt, aufwändig destilliert und bei 1.000 Grad Celsius in hochreiner Form wieder abgeschieden.

Vorjahresvergleich