Gesamtwirtschaftliche Entwicklung
Die Weltwirtschaft hat im ersten Halbjahr 2015 ihr Wachstum moderat fortgesetzt, verlor aber in der zweiten Jahreshälfte weiter an Dynamik. In den Entwicklungs- und Schwellenländern verlangsamte sich das Wachstum im fünften Jahr in Folge. Vor allem die Turbulenzen an den asiatischen Finanzmärkten und die Unsicherheit über den Zustand der chinesischen Volkswirtschaft beeinträchtigten die weltweite Wirtschaftsleistung. Zusätzlich belastet haben die wirtschaftliche Entwicklung die Konflikte im Nahen Osten und die Handelsbeschränkungen gegenüber Russland. Niedrige Öl- und Rohstoffpreise entlasten zwar die produktions- und konsumintensiven Volkswirtschaften, verringern aber gleichzeitig die Wachstumsperspektiven rohstoffexportierender Länder wie Russland oder Brasilien. In den USA hat sich die wirtschaftliche Erholung weiter fortgesetzt, in den EU-Staaten fiel das Wachstum schwächer aus als erwartet. Nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) ist die Weltwirtschaft im Jahr 2015 um 3,1 Prozent (2014: 3,4 Prozent) gewachsen und blieb damit hinter den Erwartungen zurück. Ursprünglich war der IWF noch im April von einem Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent ausgegangen.
Entwicklung Bruttoinlandsprodukt 2015
Quellen: weltweit: IWF, Asien: ADB, China: Nationales Statistikamt, Indien: Indisches Statistikamt, Japan: IWF, USA: IWF, Europa: IWF/ OECD, Deutschland: Statistisches Bundesamt
Wachstum in Asien schwächt sich weiter ab
Das Wachstum in Asien hat sich im Jahr 2015 abgeschwächt. Dennoch verzeichnen die Volkswirtschaften Asiens nach Angaben der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 5,8 Prozent (2014: 6,3 Prozent) die weltweit höchsten Wachstumsraten. In China musste die Regierung im Laufe des Jahres mehrfach mit finanzpolitischen Eingriffen die Kapitalmärkte sowie die Wirtschafts- und Exportentwicklung stützen. Die Volksrepublik verzeichnete nach Angaben des nationalen Statistikamtes mit 6,9 Prozent (2014: 7,2 Prozent) die niedrigste Wachstumsrate seit 2009. Die geringere Nachfrage in China bremste nach Ansicht der ADB auch das Wachstum in anderen asiatischen Ländern. China bleibt jedoch ein wichtiger Konjunkturmotor für die Region. Indiens Wirtschaft hat weiterhin mit Defiziten im Infrastrukturbereich zu kämpfen. Zudem laufen wichtige Strukturreformen, die das Wirtschaftswachstum stimulieren könnten, nur langsam an. Das Bruttoinlandsprodukt stieg vor allem auf Grund der starken Binnennachfrage laut nationalem Statistikamt um 7,6 Prozent (2014: 7,3 Prozent). Nach positiven Impulsen zu Jahresbeginn haben eine unerwartet schwache Entwicklung von Konsum und Investitionen sowie niedrige Exporte die japanische Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte belastet. Nach Schätzungen des IWF ist die Wirtschaftsleistung nur um 0,6 Prozent (2014: – 0,1 Prozent) gestiegen.
US-Wirtschaft in robuster Verfassung
In den USA ist die Wirtschaft nach einem verhaltenen Start auf Grund des langen Winters im Laufe des Jahres besser in Schwung gekommen. Gestützt auf steigende Konsumausgaben, eine sinkende Arbeitslosigkeit und günstige Rohölpreise konnte das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2015 laut IWF um 2,5 Prozent (2014: 2,4 Prozent) wachsen. Allerdings belastet der starke Dollar weiterhin die Exportwirtschaft.
Eurozone wächst moderat
Die Wirtschaft in der Eurozone konnte im Jahr 2015 abermals moderat zulegen, Länder wie Spanien, Irland und Italien verzeichneten höhere Wachstumsraten als erwartet. Der gesunkene Rohölpreis, niedrigere Zinsen und der schwache Euro haben sich im ersten Halbjahr positiv auf die Produktion im Euroraum ausgewirkt. Dagegen haben die Folgen der Schuldenkrise, hohe Arbeitslosigkeit und geringe Investitionen die Entwicklung gebremst. Nach Berechnungen von OECD und IWF erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt im Euroraum um 1,5 Prozent (2014: 0,9 Prozent).
Stabiles Wachstum in Deutschland
Auch die deutsche Wirtschaft bleibt im Aufschwungsmodus, wenngleich etwas geringer als erwartet. Dennoch ist Deutschland nach wie vor der wichtigste Konjunkturmotor in Europa. Vor allem der Export sowie eine starke Binnennachfrage waren dafür verantwortlich. Die nach wie vor günstige Situation am Arbeitsmarkt, eine anhaltend niedrige Inflation und steigende Reallöhne stützten den Konsum der privaten Haushalte. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist das Bruttoinlandsprodukt um 1,7 Prozent (2014: 1,6 Prozent) gestiegen.