Sehr geehrte Damen und Herren Aktionäre,

Dr. Peter-Alexander Wacker, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Wacker Chemie AG (Foto)

Dr. Peter-Alexander Wacker
Vorsitzender des Aufsichtsrats
der Wacker Chemie AG

WACKER hat das Jubiläumsjahr 2014 mit guten Ergebnissen bei Umsatz und Ertrag abgeschlossen.

Nach zwei schwierigen Geschäftsjahren, in denen wir vor allem durch massive Preisrückgänge im Geschäft mit Polysilicium und Halbleiterwafern mehr als eine Milliarde Euro an Umsatz verloren haben, konnten wir in diesem Jahr wieder deutlich wachsen. Wesentlichen Anteil an diesem Erfolg hatte unser anspruchsvolles Effizienzprogramm, mit dem wir in zwei Jahren 440 Mio. Euro eingespart haben. Wir haben mit hoher Disziplin alle unsere Kostenziele erreicht und konnten bereits bei kleinen positiven Veränderungen der Rahmenbedingungen von diesen Anstrengungen profitieren. Das zeigt sich besonders in unserem Polysiliciumgeschäft. Zusätzlich haben im 4. Quartal 2014 der niedrigere Ölpreis und der schwächere Euro unser Geschäft beflügelt. Positiv ausgewirkt haben sich auch Sondererträge aus einbehaltenen Anzahlungen und Schadenersatzzahlungen von Solarkunden.

Als strategisch richtiger Schritt hat sich die Mehrheitsübernahme durch die Siltronic am Gemeinschaftsunternehmen mit Samsung erwiesen. Siltronic hat damit das wachstumsstarke Geschäft mit 300 mm Siliciumwafern ausgebaut und seine Position im wichtigsten Markt Asien gefestigt.

Ein großer Anteil an diesem Erfolg gebührt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von WACKER. Sie haben mit ihrer Leistungsfähigkeit, ihrem exzellenten Know-how und ihrem Engagement wesentlich zu dieser positiven Entwicklung beigetragen. Für diese Leistung dankt ihnen der Aufsichtsrat der Wacker Chemie AG.

Das Jahr 2015 könnte ebenfalls ein gutes Geschäftsjahr für WACKER werden. Allerdings sehen wir drei Themen, die wir nicht beeinflussen können, die aber das wirtschaftliche Wachstum deutlich behindern können.

Das sind die Unsicherheiten im Hinblick auf den Ukraine-Konflikt und die weitere Entwicklung des Euro sowie eine mögliche Abkühlung der chinesischen Wirtschaft. Die Auf- und Abwärtsbewegungen an den Märkten werden in Zukunft höchstwahrscheinlich intensiver werden. Deshalb bleiben wir auf der Hut.

Bei den Faktoren, die wir selbst beeinflussen können, sind wir für die Zukunft von WACKER optimistisch. Es ist uns gelungen, in allen unseren Geschäftssegmenten unsere Marktpositionen auszubauen. Das zeigt uns: Wir verfügen über anerkannt hochwertige Produkte, um Kunden aus fast allen wichtigen Industriebranchen überall auf der Welt bedienen zu können. Wir sind außerdem in der Lage, mit unserer Technologiekompetenz und unserer Innovationskraft neue Anwendungen für unsere Produkte zu entwickeln und Lösungen für die Zukunftsthemen der nächsten Jahrzehnte zu finden.

2015 wird für WACKER ein besonderes Jahr. Ende des Jahres wollen wir an unserem neuesten Standort Charleston im US-Bundesstaat Tennessee mit der Produktion von Polysilicium beginnen. Die bisher größte Einzelinvestition in der Geschichte des Unternehmens ist für uns der Ausgangspunkt, auf dem zweitgrößten Chemiemarkt der Welt einen integrierten Verbundstandort zu etablieren. Mit dem Abschluss dieses Investitionsprojekts erreichen wir ein wesentliches Etappenziel: in den wichtigsten Regionen der Welt über eigene integrierte Produktionsstandorte zu verfügen. Für unsere weitere Expansionsstrategie ist das von größter Bedeutung.

Kontinuierlicher Dialog mit dem Vorstand

Für WACKER ist gute Unternehmensführung und -kontrolle damit verbunden, dass Vorstand und Aufsichtsrat vertrauensvoll im Unternehmensinteresse zusammenarbeiten. Der Aufsichtsrat hat die ihm nach Gesetz, Satzung und Geschäftsordnung obliegenden Aufgaben im Geschäftsjahr 2014 mit großer Sorgfalt wahrgenommen. Der Aufsichtsrat war in alle Entscheidungen, die von grundlegender Bedeutung für das Unternehmen waren, frühzeitig eingebunden.

Dazu hat uns der Vorstand regelmäßig, sowohl schriftlich als auch mündlich, zeitnah und umfassend über die Unternehmensplanung, die strategische Weiterentwicklung, das operative Geschäft und die Lage der Wacker Chemie AG sowie des Konzerns einschließlich der Risikolage informiert. Auch außerhalb der turnusgemäß festgelegten Aufsichtsratssitzungen stand der Aufsichtsratsvorsitzende in engem Kontakt mit dem Vorstand, insbesondere mit dessen Vorsitzendem, und wurde über die aktuelle Entwicklung, die Geschäftslage und die wesentlichen Geschäftsvorfälle informiert. Abweichungen des Geschäftsverlaufs von den Plänen und Zielen wurden im Einzelnen erläutert.

Zu den Berichten und Beschlussvorschlägen des Vorstands hat der Aufsichtsrat, soweit dies nach den gesetzlichen und satzungsmäßigen Bestimmungen erforderlich war, nach gründlicher Prüfung und Beratung sein Votum abgegeben.

Unser besonderes Augenmerk galt im Berichtsjahr den Investitionsprojekten, der aktuellen Ertragssituation einschließlich der Risikolage und des Risikomanagements sowie der Liquiditäts- und Finanzlage des Unternehmens.

Im Geschäftsjahr 2014 ist der Aufsichtsrat zu vier Sitzungen zusammengetreten, zwei im ersten und zwei im zweiten Halbjahr. Zwischen den Sitzungen hat uns der Vorstand unverzüglich in schriftlichen Berichten ausführlich über die Projekte und Vorhaben informiert, die für die Gesellschaft von besonderer Bedeutung waren. Für das Unternehmen wichtige Geschäftsvorgänge hat der Aufsichtsrat auf Basis der Berichte des Vorstands in den Ausschüssen und im Plenum ausführlich erörtert. Die Sitzungen des Plenums wurden von den Vertretern der Anteilseigner und der Mitarbeiter jeweils in getrennten Sitzungen vorbereitet. Bis auf Herrn Dr. Bernd W. Voss, der aus persönlichen Gründen verhindert war, hat kein Mitglied des Aufsichtsrats während seiner Amtszeit an weniger als der Hälfte der Sitzungen im Berichtszeitraum teilgenommen.

Schwerpunkte der Beratungen im Aufsichtsrat

Gegenstand der regelmäßigen Themen im Plenum waren die Umsatz-, Ergebnis- und Beschäftigungsentwicklung des Konzerns und seiner Segmente. In allen Sitzungen hat der Aufsichtsrat die Geschäftsführung des Vorstands auf der Grundlage der von ihm erstatteten Berichte geprüft und die strategischen Entwicklungsmöglichkeiten sowie Themenschwerpunkte mit dem Vorstand erörtert. Zusätzliche Prüfungsmaßnahmen, wie die Einsichtnahme in Unterlagen der Gesellschaft und die Beauftragung besonderer Sachverständiger, waren nicht notwendig.

Themenschwerpunkte, mit denen sich der Aufsichtsrat befasst hat, waren

  • die Antidumpingverfahren gegen die Solarindustrie in den USA, der EU und China, ihre Auswirkungen auf WACKER und entsprechende Handlungsmöglichkeiten
  • das Marktpreisniveau von Polysilicium, die Nachfrageschwankungen in diesem Bereich und die daraus folgenden Auswirkungen für WACKER
  • der Fortschritt des Baus der Polysiliciumproduktion am Standort Charleston im US-Bundesstaat Tennessee
  • die Mehrheitsübernahme und die Finanzierung des Gemeinschaftsunternehmens mit Samsung in Singapur
  • Entwicklungen in der Halbleiterbranche
  • die Akquisition und Integration der Firma SCIL in Halle
  • die Entwicklung des Aktienkurses
  • Maßnahmen zur Konzernfinanzierung

Die Planung des WACKER-Konzerns für das Geschäftsjahr 2015 hat der Aufsichtsrat in seiner Sitzung am 11. Dezember 2014 behandelt. In dieser Sitzung befasste sich der Aufsichtsrat auch mit der Mittelfristplanung 2015 – 2019 des Unternehmens. Ebenfalls erörtert und verabschiedet wurde das Investitionsbudget für das Jahr 2015.

Arbeit der Ausschüsse

Die Arbeit des Aufsichtsrats wird unterstützt durch die von ihm eingerichteten Ausschüsse. Der Aufsichtsrat von WACKER hat drei Ausschüsse gebildet: den Prüfungsausschuss, den Präsidialausschuss und den Vermittlungsausschuss gemäß § 27 Abs. 3 MitbestG. Mit Ausnahme des Prüfungsausschusses, dem das Aufsichtsratsmitglied Dr. Bernd W. Voss vorsteht, führt der Aufsichtsratsvorsitzende in den Ausschüssen den Vorsitz. Herr Dr. Voss konnte auf Grund persönlicher Hinderungsgründe im Geschäftsjahr 2014 diese Aufgabe nicht ausüben. Der Aufsichtsrat hat daher das unabhängige Aufsichtsratsmitglied Herrn Franz-Josef Kortüm als Stellvertreter für Herrn Dr. Voss in den Prüfungsausschuss und zum Vorsitzenden des Prüfungsausschusses gewählt.

Der Prüfungsausschuss kam im abgelaufenen Geschäftsjahr viermal zusammen. Er befasste sich schwerpunktmäßig mit der Prüfung des Jahres- und Konzernabschlusses für das Geschäftsjahr 2013, der Prüfung des Konzernzwischenabschlusses zum Halbjahr, der Durchsprache der Quartalsabschlüsse des Konzerns sowie mit Fragen des Risikomanagements, der Compliance und der Revision. Außerdem hat der Prüfungsausschuss den Prüfungsauftrag (einschließlich der Prüfungsschwerpunkte) an den Abschlussprüfer erteilt und dem Plenum einen Vorschlag zur Wahl des Abschlussprüfers für das Geschäftsjahr 2014 unterbreitet.

Der Präsidialausschuss tagte im Geschäftsjahr 2014 zweimal, hiervon einmal im Wege einer Telefonkonferenz. Gegenstand der Beratungen waren Personalangelegenheiten des Vorstands (Bezüge, Ziele, Anstellungsverträge) sowie des Aufsichtsrats (Vorschlag Dr. Andreas Biagosch als neues Aufsichtsratsmitglied).

Der Vermittlungsausschuss musste im abgelaufenen Geschäftsjahr nicht einberufen werden.

Der Aufsichtsrat wurde regelmäßig über die Arbeit der Ausschüsse informiert.

Corporate Governance

Der Aufsichtsrat hat sich auch im abgelaufenen Geschäftsjahr wieder mit den Corporate Governance Standards auseinandergesetzt. Die Umsetzung des Kodex haben wir im Aufsichtsrat in der Sitzung vom 11. Dezember 2014 diskutiert und die gemeinsam mit dem Vorstand abzugebende jährliche Entsprechenserklärung nach § 161 AktG verabschiedet. Sie ist den Aktionären auf der Website des Unternehmens zugänglich.

Über die Corporate Governance bei WACKER berichtet der Vorstand zugleich auch für den Aufsichtsrat gemäß Ziffer 3.10 des Deutschen Corporate Governance Kodex im Corporate Governance Bericht.

In seiner Sitzung im Dezember 2014 hat der Aufsichtsrat ebenfalls die Effizienz seiner Tätigkeit erörtert und dabei festgestellt, dass der Aufsichtsrat − auch auf Grund der regelmäßigen Vorgespräche zu den Aufsichtsratssitzungen − effizient arbeitet.

Jahres- und Konzernabschlussprüfung

Die KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, München, hat den vom Vorstand aufgestellten Jahresabschluss der Wacker Chemie AG für das Geschäftsjahr 2014, den Konzernabschluss sowie den zusammengefassten Lagebericht (Bilanzstichtag 31. Dezember 2014) einschließlich der Buchhaltung geprüft.

Den Prüfauftrag hatte der Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats entsprechend dem Beschluss der Hauptversammlung vom 15. Mai 2014 vergeben. Der Abschlussprüfer erteilte einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk.

Der Abschlussprüfer hat auch das Risikomanagementsystem nach § 91 AktG geprüft. Die Prüfung ergab, dass das Risikomanagementsystem den gesetzlichen Anforderungen entspricht. Bestandsgefährdende Risiken wurden nicht identifiziert. Die Abschlussunterlagen einschließlich der Prüfungsberichte des Abschlussprüfers, der zusammengefasste Lagebericht sowie der Vorschlag des Vorstands zur Gewinnverwendung lagen jedem Aufsichtsratsmitglied rechtzeitig vor.

Der Prüfungsausschuss hat in seiner Sitzung vom 02. März 2015 die oben genannten Abschlüsse und Berichte sowie die Prüfungsberichte des Jahresabschluss- und Konzernabschlussprüfers im Gespräch mit diesem eingehend diskutiert, geprüft und darüber dem Gesamtaufsichtsrat berichtet. Der Gesamtaufsichtsrat hat in seiner Sitzung vom 10. März 2015 in Kenntnis und unter Berücksichtigung des Berichts des Prüfungsausschusses sowie der Prüfungsberichte des Abschlussprüfers die betreffenden Abschlussunterlagen intensiv geprüft und diskutiert. Die Abschlussprüfer nahmen an den Beratungen beider Gremien teil. Sie berichteten über die wesentlichen Ergebnisse der Prüfung und standen dem Prüfungsausschuss und dem Gesamtaufsichtsrat für Fragen und ergänzende Auskünfte zur Verfügung.

Nach dem abschließenden Ergebnis unserer eigenen Prüfung erheben wir keine Einwendungen gegen den Jahresabschluss der Wacker Chemie AG, den Konzernabschluss und den zusammengefassten Lagebericht sowie die Prüfungsberichte des Abschlussprüfers.

Wir billigen daher den vom Vorstand aufgestellten Jahresabschluss der Wacker Chemie AG sowie den Konzernabschluss zum 31. Dezember 2014. Der Jahresabschluss der Wacker Chemie AG ist damit festgestellt. Dem Vorschlag des Vorstands für die Verwendung des Bilanzgewinns schließen wir uns an.

Veränderungen in Aufsichtsrat und Vorstand

Unser langjähriges Aufsichtsratsmitglied Herr Dr. Bernd W. Voss hat mit Wirkung zum 31. Dezember 2014 sein Mandat niedergelegt. Wir danken ihm für seine wertvolle und bereichernde Unterstützung in den vergangenen Jahren und wünschen ihm alles Gute. Durch gerichtlichen Beschluss vom 26. Januar 2015 wurde Herr Dr. Andreas Biagosch als Nachfolger für Herrn Dr. Voss in den Aufsichtsrat bestellt.

Im Vorstand gab es im Geschäftsjahr 2014 keinerlei Veränderungen.

Der Aufsichtsrat dankt dem Vorstand, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Arbeitnehmervertretungen für ihre engagierte Arbeit. Sie haben erneut zu einem erfolgreichen Geschäftsjahr der Wacker Chemie AG beigetragen.

München, 10. März 2015
Der Aufsichtsrat

Dr. Peter-Alexander Wacker
Vorsitzender des Aufsichtsrats der Wacker Chemie AG