Künftige Entwicklung des WACKER-Konzerns
Nach unserem angenommenen Szenario erwarten wir, dass die Weltwirtschaft im Jahr 2023 leicht wächst. Wie stark dieses Wachstum sein wird, hängt unter anderem von der weiteren Entwicklung des Krieges in der Ukraine ab, dessen Folgen die Weltwirtschaft belasten. Die größten Wachstumsimpulse kommen voraussichtlich aus Asien. Auch für die USA und Europa erwarten wir Wachstum, wenn auch in abgeschwächter Form.
Investitionen und Produktion
Der Schwerpunkt unserer Investitionen konzentriert sich im Jahr 2023 vor allem auf Anlagen zur Herstellung von Zwischen- und Fertigprodukten. Die Investitionen werden mit rund 650 Mio. € deutlich über dem Niveau des Vorjahres und den Abschreibungen liegen. Der größte Anteil an den Investitionen entfällt auf den Geschäftsbereich WACKER SILICONES. Er investiert unter anderem in die Errichtung einer neuen Anlage für Siliconharze in Burghausen. Der Geschäftsbereich WACKER POLYMERS wird im Laufe des Geschäftsjahres unter anderem seine Produktionsanlagen in Nanjing weiter ausbauen. Der Geschäftsbereich WACKER BIOSOLUTIONS wird eine neue Fermentationslinie am Standort Amsterdam in Betrieb nehmen.
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Standort |
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Projekte |
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Inbetriebnahme |
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Amsterdam |
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Neuer Fermenter für Biopharmazeutika |
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2023 |
Burghausen |
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Kapazitätsausbau für Siliconharze |
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2023 |
Nanjing |
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Sprühtrockner für Dispersionen |
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2023 |
Nünchritz |
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Neue Kapazitäten zur Produktion von Flüssigharzen |
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2023 |
Burghausen |
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Kapazitätsausbau für Chlorsilane |
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2023 |
Halle |
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mRNA-Kompetenzzentrum |
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2024 |
Burghausen |
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Kapazitätsausbau für Zwischenprodukte für Siliconanwendungen |
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2024 |
Nünchritz |
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Anlage für Hybridpolymere |
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2024 |
Nünchritz |
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Kapazitätsausbau für Siliconkleb- und dichtmassen |
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2024 |
Künftige Produkte und Dienstleistungen
WACKER SILICONES setzt auf vielfältige Anwendungen in den Bereichen Bau, Elektronik, Automotive, Gesundheit und erneuerbare Energien. Im Baubereich offerieren wir neue Anwendungsmöglichkeiten für silanmodifizierte Hybridpolymere, etwa als Dicht- und Klebstoff. Vielversprechend entwickeln sich auch unsere silanbasierten Zementzusätze. Sie verbessern die Lagerstabilität und Leistungsfähigkeit von Zement und Beton und reduzieren den Energieverbrauch bei der Zementherstellung. WACKER entwickelt überdies Siliconharzbindemittel für Kompositstein. Solche Verbundmaterialien sind UV-stabil und lassen sich auch im Außenbereich einsetzen. Ein weiterer Schwerpunkt sind Faserverbundmaterialien. Siliconharze ermöglichen hier die Herstellung von Werkstoffen für erhöhte Brandschutzanforderungen. Im Fokusfeld Elektronik arbeiten wir an mehreren Produktneuheiten: druckbare, elastische Elektrodenmaterialien für Sensoren, harzgefüllte, optisch klare Systeme für Optical-Bonding-Anwendungen und elektroaktive Siliconlaminate für innovative Touchscreens. Erhebliches Wachstumspotenzial bietet der aktuell stark steigende Bedarf für Siliconelastomere, Siliconharze und wärmeleitende Gap-Filler im Gesundheits- und Automobilsektor sowie in der Elektromobilität. Neue oberflächenmodifizierte Füllstoffsysteme auf Siliciumbasis verbessern die Kühlung und das Wärmemanagement von Elektronikbauteilen und elektrischen Speichermodulen. Außerdem arbeiten wir an flammhemmenden Siliconen und siliconbasierten Faserkompositen. Sie schützen Insassen von Elektrofahrzeugen besser vor Brandgefahren. Derzeit erproben wir ein neuartiges Silicon-Kunstleder für Autositzbezüge. Das innovative Material ist strapazierfähig und besitzt eine äußerst angenehme Haptik. Es ist UV-resistent und farbbeständig. Zudem ist es im Gegensatz zu herkömmlichem Kunstleder frei von Weichmachern. In der Chipindustrie sind unsere Electronic Chemicals als Prozesshilfsmittel zunehmend gefragt. Im Bereich erneuerbare Energien sind wir in der Brennstoffzellentechnik aktiv. Vielversprechend entwickeln sich unsere siliconbasierten Wärmeträgeröle für die konzentrierende solarthermische Energieerzeugung und die klimaneutrale Erzeugung industrieller Prozesswärme. Für die Waschmittelindustrie entwickeln wir seit Kurzem nachhaltige Entschäumerprodukte auf Basis nachwachsender Rohstoffe, die nahezu vollständig biologisch abbaubar sind.
WACKER POLYMERS setzt weiterhin verstärkt auf den Einsatz polymerer Bindemittel für anspruchsvolle Bau-, Beschichtungs- und Verklebungsanwendungen. Ein wesentlicher Trend ist dabei die wachsende Nachfrage der Kunden nach umweltfreundlichen und nachhaltigen Lösungen. Der Geschäftsbereich greift diese Marktchancen aktiv auf, entwickelt entsprechende Produktlinien und nachhaltige Rezepturen gemeinsam mit Kunden. So ist WACKER POLYMERS zum Beispiel in der Lage, Dispersionen speziell auf Basis von Vinylacetat-Ethylen-Copolymeren unter Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen in kommerziellen Mengen anzubieten. Hier kommt unter anderem biobasierte Essigsäure zum Einsatz. Um die Verwendung nachwachsender Rohstoffe zu erhöhen, setzen wir zum einen den Massenbilanz-Ansatz ein. Die Produkte werden unter der Marke VINNAPAS® eco vertrieben. Darüber hinaus treiben wir den Einsatz von biobasierten Rohstoffen im Bereich der Bindemittelherstellung weiter voran. Auch Vinylacetat-Ethylen-basierte Bindemittel für konservierungsfreie Anwendungen im Bereich „Farben und Beschichtungen“ sind Teil des Portfolios. Mit dem Technologiewechsel vom Dickbett- zum Dünnbettverfahren bei der Verlegung von Fliesen leisten wir zudem einen Beitrag zur Reduzierung des Zementverbrauchs, was wiederum mit einer Reduktion der CO2-Emissionen einhergeht. Ein weiterer Beitrag zum energieeffizienten Bauen und Wohnen: Unsere Dispersionen ermöglichen langlebige und qualitativ hochwertige Wärmedämmverbundsysteme, welche die Energieeffizienz von Gebäuden verbessern und so dabei helfen, CO2-Emissionen einzusparen und Energiekosten zu senken.
Für WACKER BIOSOLUTIONS ergeben sich derzeit Wachstumspotenziale auf dem Pharma- und Lebensmittelmarkt. Der Pharmamarkt verschiebt sich stetig in Richtung biotechnologisch hergestellter Arzneien. Als Auftragshersteller (CDMO) für Biopharmazeutika bedienen wir die steigende Nachfrage an unseren Produktionsstandorten in Jena, Halle, Amsterdam und San Diego. Im Biopharmabereich bauen wir gezielt den Bereich der mRNA-Therapeutika aus. Am Standort Amsterdam haben wir hier seit 2020 Expertise aufgebaut und stellen mittlerweile mRNA-basierte Wirkstoffe her. An unserem Standort in San Diego, den wir 2021 übernommen haben, produzieren wir Plasmid-DNA – die Basis für mRNA-Wirkstoffe, aber auch andere innovative Therapeutika wie etwa nukleinsäurebasierte Gentherapien und virale Vektoren. In der Entwicklung ist außerdem ein Prozess zur Herstellung von Lipid-Nanopartikeln – ein weiterer essenzieller Baustein für die Produktion von mRNA-Wirkstoffen. Unseren Standort in Halle bauen wir zu einem mRNA-Kompetenzzentrum aus. Hier bündeln wir unsere Kompetenz im Bereich mRNA. Auf dem Lebensmittelmarkt folgen wir dem Trend „gesunde Ernährung“, unter anderem mit einer Reihe von funktionellen Inhaltsstoffen, die den Kreislauf unterstützen und die Herzgesundheit fördern. Hier bauen wir unser Portfolio kontinuierlich aus. Aktuell arbeiten wir unter anderem an einem Herstellungsprozess für fermentatives Biotin. Zudem bieten wir Lösungen zur Herstellung von Fleischersatzprodukten: Unser L-Cystein eignet sich beispielsweise als Rohstoff für herzhafte Aromen. Cyclodextrine helfen bei der Formulierung alternativer Proteine. Wir entwickeln außerdem Medienproteine, die künftig bei der Herstellung von Zellkulturfleisch eingesetzt werden sollen. Unsere Cyclodextrine spielen zudem eine immer größere Rolle in der Formulierung von Wirkstoffen. Sie erhöhen zum Beispiel die Bioverfügbarkeit von Curcumin. Auch sehen wir steigendes Interesse an Cyclodextrinen, um Schaumeigenschaften von Milch und pflanzlichen Milchalternativen zu verbessern.
Der Bedarf an qualitativ hochwertigem Polysilicium wird in den kommenden Jahren sowohl im Halbleiter- als auch im Solarbereich weiter steigen. Im Halbleiterbereich werden immer reinere Polysiliciumqualitäten nachgefragt. Grund dafür sind steigende Anforderungen in der Chipfertigung und die Entwicklung neuer Technologien. Um diesen Trend begleiten zu können, erhöht WACKER POLYSILICON in der Produktion kontinuierlich den Anteil an ultrareinem Polysilicium für die Halbleiterindustrie. Im Solarbereich wächst vor allem die Nachfrage nach monokristallinen Zellen aus n-Typ-Silicium. Laut dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) werden bis zum Jahr 2032 mehr als 70 Prozent der Siliciumwafer mit dieser Technologie gefertigt. n-Typ-Solarzellen besitzen höhere Wirkungsgrade und altern langsamer als die derzeit dominierenden p-Typ-Zellen. Mit unserem hochreinen Polysilicium können wir dieses stark wachsende Segment sehr gut bedienen. Programme in den USA und Europa, die Photovoltaikindustrie in den eigenen Regionen zu stärken, werden die Nachfrage nach Polysilicium voraussichtlich zusätzlich positiv beeinflussen.