Geschäftsbericht 2022

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Creating tomorrow’s solutions

Wirtschaftliche und rechtliche Einflussfaktoren

WACKER verkauft seine Produkte und Dienstleistungen in fast alle Branchen. Wir können uns konjunkturellen Schwankungen in einzelnen Geschäftsbereichen nicht entziehen. Ausprägung und Eintrittszeitpunkt können aber unterschiedlich sein. Auf Grund des Produktportfolios und der breiten Kundenbasis haben wir jedoch auch die Möglichkeit, diese konjunkturellen Schwankungen in ihrem Ausmaß abzufedern.

Auftragsentwicklung

Die Auftragsvergabe ist in den einzelnen Geschäftsbereichen von WACKER sehr unterschiedlich. Im Geschäftsbereich WACKER SILICONES ist der größte Teil der Bestellungen kurzfristiger und zu einem geringeren Teil auch längerfristiger Natur. Das Geschäft im Geschäftsbereich WACKER POLYMERS ist geprägt von Verträgen und Rahmenvereinbarungen mit Laufzeiten von teilweise bis zu einem Jahr. Im Geschäftsbereich WACKER POLYSILICON schließen wir kurz- und langfristige Verträge ab; ein Anteil der Auftragseingänge sind kurzfristige Bestellungen mit Preisen anhand von Marktreferenzen. Der Ausweis des Auftragsbestands ist für den WACKER-Konzern auf Grund der Unterschiede in der Auftragsvergabe wenig aussagekräftig und wird deshalb als Kennzahl in unserem monatlichen Berichtswesen nicht aufgeführt.

Operative Frühindikatoren als Gradmesser für künftige Entwicklungen

Anhand ausgewählter operativer Frühindikatoren versuchen wir voraussichtliche Entwicklungen in unserer Geschäftsplanung zu berücksichtigen und unsere Kapazitäten zu steuern. Da wir in unterschiedlichen Geschäften und Märkten zu Hause sind, bedienen wir uns dabei einer Reihe verschiedener Frühindikatoren, die uns in den einzelnen Geschäftsbereichen Aufschluss über mögliche Entwicklungen geben können. Dazu zählen beispielsweise die Entwicklung von Rohstoff- und Energiepreisen, aber auch Daten aus unserer Marktforschung und aus Kundengesprächen.

Wirtschaftliche Einflüsse auf unser Geschäft

Die wirtschaftlichen Faktoren, die das Geschäft von WACKER maßgeblich beeinflussen, sind in vielen Bereichen gleich geblieben.

Rohstoff- und Energiekosten

Als chemisches Unternehmen gehören wir einer energieintensiven Branche an und benötigen eine Reihe von Rohstoffen zur Herstellung unserer Produkte. Ein Anstieg der Rohstoff- und Energiekosten hat deshalb erhebliche Auswirkungen auf unsere Kostenstruktur. WACKER strebt an, die Kosten auf einem wettbewerbsfähigen Niveau zu halten, indem wir bei den meisten Top-Rohstoffen mit mehreren Lieferanten zusammenarbeiten und die Verträge so gestalten, dass WACKER über eine möglichst große Mengenflexibilität verfügt und mittels Rohstoffindizierungen ein wettbewerbsfähiger Rohstoffeinkauf sichergestellt wird. Wir versuchen, höhere Rohstoffkosten weitgehend über Preisanpassungen an Kunden weiterzugeben. Anpassungen des Regulierungsrahmens beispielsweise bei Netzentgelten, Energie- und Stromsteuer, CO2-Zertifikaten im Rahmen des europäischen Emissionshandelssystems (ETS) oder dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) können die Energiekosten von WACKER direkt wie indirekt negativ beeinflussen. Die EEG-Umlage ist zwar im Laufe des Jahres 2022 entfallen, weil die EEG-Kosten vom deutschen Staat übernommen werden. Andererseits sind infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine die Strom- und Erdgaspreise europäischer Industriestandorte stärker gestiegen als in anderen Regionen. Auch die politisch beeinflusste Angebotsverknappung im europäischen Strommarkt – Abschaltung konventioneller Kapazitäten bei gleichzeitig unzureichendem Zubau erneuerbarer Kapazitäten – wirkten sich auf die Höhe des Strompreises aus. WACKER fordert deshalb die Einführung eines Industriestrompreises, beziehungsweise eines grünen Transformationsstrompreises mit international wettbewerbsfähigen Konditionen und wirkt diesbezüglich auf die politisch Verantwortlichen ein.

Währungsschwankungen

Grundsätzlich sichert sich WACKER gegen Währungsschwankungen ab. Für rund die Hälfte unserer Dollar-Exposures des Folgejahres haben wir mit einem Mix aus Währungssicherungsgeschäften das Währungsrisiko begrenzt. Bei der Ermittlung der Sensitivität simulieren wir eine Abwertung von zehn Prozent des US-Dollar gegenüber dem Euro. Ein Anstieg des Euro gegenüber dem US-Dollar hätte sich ungesichert im EBITDA mit rund 75 Mio. € negativ ausgewirkt. Zusätzlich haben wir im Jahr 2022 Sicherungsgeschäfte in japanischen Yen (JPY) abgeschlossen.

Staatlich festgelegte Förder- und Vergütungssysteme für erneuerbare Energien

Als einer der weltweit führenden Hersteller von polykristallinem Reinstsilicium sind wir abhängig von regulatorischen Änderungen staatlich festgelegter Förder- und Vergütungssysteme für erneuerbare Energien. Auf Grund der deutlich niedrigeren Preise für Solarmodule und -zellen hat die Solarenergie gegenüber fossilen Energieträgern und anderen Formen der Energieerzeugung ihre Wettbewerbsfähigkeit deutlich erhöht. Weitere absehbare Kostenrückgänge bei der Herstellung von PV-Produkten werden die Abhängigkeit von staatlich festgelegten Förder- und Vergütungssystemen in den nächsten Jahren weiter verringern. Wir gehen davon aus, dass die Solarenergie in ein paar Jahren sogar ohne spezielle Förderung auskommt, insbesondere in Kombination mit kostengünstigen Speichermöglichkeiten.

EBITDA
Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortisation = Ergebnis vor Zinsen und Steuern und vor Abschreibungen = EBIT + Abschreibungen.