Leistungsfähigkeit zeigen

Hier berichten vier WACKERianer davon, wie sie ihre Fähigkeiten im Unternehmen voll einsetzen können. Und das, obwohl sie ein Handicap haben. Es ist nicht immer leicht. Aber sie haben Freude am Beruf. So können sie auch kleine oder große Hindernisse überwinden. 
Im Jahr 2003 haben wir bei WACKER eine Vereinbarung getroffen. Wir wollen, dass jedes Jahr mindestens 2 Jugendliche mit einer Schwerbehinderung bei uns eine Ausbildung machen können.

Foto auf dem Firmengelände der Firma WACKER. Die 4 Schwerbehindertenvertreter ziehen gemeinsam an einem Seil. (Foto)

Alle ziehen an einem Strang.

Philipp Ellguth

Philipp Ellguth war unser erster Auszubildender nach dieser Vereinbarung. Er hat sich gleich im Jahr 2003 für eine Ausbildung zum Chemielaboranten bei uns entschieden. Die Entscheidung hat er getroffen, ohne dass er lange darüber nachdenken musste. Und seine Entscheidung war richtig: Er arbeitet bis heute bei uns im Labor.

Bevor er die Ausbildung bei uns begonnen hat, war er auf einer Wirtschaftsschule. Der Schwerpunkt dieser Schule waren nicht die Fächer Mathematik, Physik und Chemie. Weil diese Fächer aber für die Ausbildung wichtig sind, hatte Philipp es besonders schwer. Doch er hat schon als Kind gelernt, dass er sich durchsetzen muss und nicht aufgeben darf. Wegen einer Fehlbildung an beiden Händen musste er oft mehr üben als andere. Dann hat er seine Aufgaben geschafft.

Am Anfang der Ausbildung musste er sehr viel lernen. Aber bald wurde es einfacher, und am Ende hat er die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Später konnte er zusätzlich noch eine Qualifikation zum Labortechniker machen.

Philipp Ellguth beim Arbeiten im Labor (Foto)
Portraitaufnahme von Philipp Ellguth (Foto)

Philipp Ellguth wünscht sich, dass man Menschen mit Behinderung mehr zutraut und weniger an ihnen zweifelt.

Heute hat er eine gute Stelle bei WACKER SILICONES. Er ist außerdem Stellvertreter der Vertrauensperson für schwerbehinderte Menschen. Philipp Ellguth hat eine offene Art. Und er interessiert sich für andere Menschen. Deshalb haben die Kolleginnen und Kollegen mit Schwerbehinderung das Gefühl, dass er sie gut versteht.

Philipp Ellguth stellt immer wieder fest: Menschen mit Einschränkungen können sehr viel mehr, als man denkt. Deshalb wünscht er sich weniger Zweifel und mehr Zutrauen im Umgang mit Menschen mit Behinderung.
Den betroffenen Personen empfiehlt er, dass sie selbstbewusst sind.
Er ist das beste Beispiel dafür was man alles erreichen kann, obwohl man eingeschränkt ist. Er sagt: „Ich habe einen sicheren Job bei einer tollen Firma. Es war kein leichter Weg. Aber meine Ausbildung und mein Beruf haben mein Leben positiv verändert.“

Kleinigkeiten haben oft eine große Bedeutung

Mirjam Nagl steht hinter einem Aktenschrank. Sie liest in einer Akte. (Foto)

Mirjam Nagl weiß, dass oft Kleinigkeiten eine große Bedeutung haben können.

Mirjam Nagl sitzt am Schreibtisch und arbeitet am Computer (Foto)

Mirjam Nagl ist die Vertrauensperson für Menschen mit Schwerbehinderung von allen WACKER-Standorten. Ihre Kollegen sind Philipp Ellguth, Stefan Kaiser und Wolfgang Baddack. Zusammen kümmern sie sich darum, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Einschränkungen bei WACKER gut arbeiten können. Manchmal sind dafür nur Kleinigkeiten notwendig. Zum Beispiel ein Bürostuhl mit Nackenstütze oder ein elektrisch verstellbarer Schreibtisch.

Stefan Kaiser

Stefan Kaiser ist der ideale Ansprechpartner für Menschen mit Einschränkungen beim Sehen. Sein Sehvermögen ist schon seit seiner Geburt stark eingeschränkt. Es liegt bei 10 Prozent. Was bedeutet das? Machen Sie einen kleinen Versuch mit. Nehmen Sie dazu ein Fernglas und drehen Sie es um. Sie schauen jetzt von der anderen Seite aus hinein. So können sie erkennen, wie Stefan Kaiser sieht: Er kann Umrisse und Farben klar erkennen. Aber alles ist sehr klein. Für Sie ist das ungewohnt, aber für ihn ist es normal.
Stefan Kaiser sagt dazu: „Für mich sind das 100 Prozent.“

Für Stefan Kaiser sind seine 10 Prozent Sehfähigkeit alles, was er hat. Und mit diesen 10 Prozent hat er sehr viel erreicht.

1990 hat Stefan Kaiser seine Ausbildung zum Bürokaufmann bei WACKER angefangen. Er war der erste sehbehinderte Auszubildende. Niemand bei WACKER wusste damals, welche Hindernisse und Schwierigkeiten es bei der Arbeit im Büro für ihn geben wird. Aber die verantwortlichen Personen haben sich trotzdem auf den Versuch eingelassen. „Wir haben immer offen miteinander geredet. Deshalb haben wir auch bei Problemen gute Lösungen gefunden.“

Die ersten Hilfsmittel von Stefan Kaiser hat das Arbeitsamt bezahlt. Das waren ein PC und ein großer Monitor. Damals gab es noch keine Vergrößerungs-Programme und andere Hilfsmittel für Menschen mit Sehbehinderung waren sehr teuer. Heute ist das leider immer noch so.

1997 ist Stefan Kaiser in den IT-Bereich gewechselt. Das ist die Abkürzung für Informations-Technik. In der Informations-Technik geht es um Computer, Computer-Programme und das Internet.
Er ist dort für viele Aufgaben zuständig. Zum Beispiel ist er dafür verantwortlich, dass die technischen Systeme der Computer gut funktionieren. Er war auch dafür verantwortlich, dass man im ganzen Konzern jetzt mit dem Programm Windows 10 arbeitet.

Stefan Kaiser an seinem Schreibtisch. Er benutzt verschiedene technische Hilfsmittel. (Foto)
Portraitaufnahme von Stefan Kaiser (Foto)

Technische Hilfsmittel erleichtern die Arbeit am PC.

Für Stefan Kaiser sind seine blinden und sehbehinderten Kolleginnen und Kollegen sehr wichtig. Aus eigenen Erfahrungen kennt er die Schwierigkeiten, die sie am Arbeitsplatz haben. Er hat sich darum gekümmert, dass sie ihre Arbeit am Computer leichter machen können. Zum Beispiel gibt es Computerprogramme, die die Ansicht vom Bildschirm sehr stark vergrößern können. Oder es gibt Programme die vorlesen, was auf dem Bildschirm steht.

Stefan Kaiser hat immer wieder verschiedene Programme und Hilfsmittel ausprobiert. Und er hat eine gute Lösung gefunden. Es ist eine Kombination von Computerprogrammen und Hilfsmitteln. Heute können alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Sehbehinderung mit diesen Hilfsmitteln arbeiten.

Wolfgang Baddack 

Auch Wolfgang Baddack ist Vertrauensperson für Menschen mit Schwerbehinderung. Er arbeitet bei WACKER SILICONES in Burghausen. Dort ist er Stellvertreter des Schichtführers. Er kennt sich besonders gut mit Rückenleiden aus.

Wolfgang Baddack in der Werkshalle an seinem Arbeitsplatz (Foto)

Wolfgang Baddack setzt sich dafür ein, dass bei der Arbeit der Rücken gesund bleibt.

Über eine lange Zeit war es normal, dass er körperlich schwer arbeiten musste. Vor 15 Jahren hatte er dann mehrere Bandscheibenvorfälle und deswegen sehr starke Schmerzen.
Seine Rückenprobleme waren so stark, dass er eine Gleichstellung bekommen hat. Gleichstellung bedeutet: Er hat fast die gleichen Rechte wie Menschen mit einer Schwerbehinderung. Das ist zum Beispiel ein besonderer Kündigungsschutz. Und er bekommt Hilfen für eine besondere Ausstattung von seinem Arbeitsplatz.
Zur Info: Ob jemand eine Gleichstellung bekommt, entscheidet in Deutschland die Agentur für Arbeit.
Mehr Informationen über eine Gleichstellung gibt es auf dieser Internetseite der Arbeitsagentur: Bitte klicken Sie hier.

Wolfgang Baddack hat heute seine Schmerzen im Griff. Zur Vorbeugung geht er aber immer noch regelmäßig zur Massage und zur osteopathischen Behandlung.

In der heutigen Zeit ist die Arbeit leichter geworden. Maschinen übernehmen viele schwere Arbeitsschritte. Trotzdem muss man immer noch Dinge hochheben oder tragen. Es ist wichtig, dass man dabei auf die richtige Körperhaltung achtet. Nur so kann man seine Gesundheit schützen.

Thomas Seitz

Thomas Seitz arbeitet bei WACKER POLYMERS als Chemielaborant. Seine Aufgaben hat er im Labor und im Technikum. Seine Behinderung ist dort kein Hindernis.

Thomas Seitz ist mit 6 Jahren gehörlos geworden. Bevor er in die Schule kam, konnte er noch hören und sprechen. Darüber ist er froh. Er kann deshalb sehr gut von den Lippen ablesen, wenn jemand mit ihm spricht. Personen, die von Geburt an gehörlos sind, tun sich damit viel schwerer.

Thomas Seitz mit Schutzhelm bei der Arbeit (Foto)
Thomas Seitz im Labor (Foto)
Portraitaufnahme von Thomas Seitz (Foto)

Thomas Seitz fühlt sich als gleichwertiger Mitarbeiter.

Thomas Seitz trägt ein Hörgerät. Damit kann er laute Geräusche hören. Aber er kann keine Worte verstehen. Deshalb hat er sich einen Beruf ausgesucht, bei dem er nicht telefonieren muss. Im Labor kann er genauso arbeiten, wie alle anderen.
Wenn es Durchsagen gibt, erklären ihm seine Kollegen, was gesagt wurde. Dafür haben manche sogar einfache Gebärden gelernt. Das sind zum Beispiel Handzeichen und einfache Gesten. Mit diesen Gebärden können sie sich mit Thomas Seitz verständigen.
Die einzige Sonderausstattung für Thomas Seitz ist eine Lichtblitz-Anlage im Technikum. Damit kann man einen Alarm nicht nur hören, sondern auch sehen.

Bei Betriebsversammlungen oder anderen wichtigen Veranstaltungen ist eine Gebärdendolmetscherin dabei. Sie übersetzt die Vorträge oder Informationen in Gebärdensprache. Somit können gehörlose Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfolgen, was gesprochen wird. Mirjam Nagl und Thomas Seitz unterstützen die Gebärdendolmetscherin.

Arbeiten ohne Vorurteile

„Wir haben einen ganz besonderen Wunsch. Wir wollen, dass es bei der Arbeit keine Vorurteile gibt. Alle Beschäftigten helfen mit, dass unser Unternehmen erfolgreich ist.“ Das hat Doktor Christian Hartel bei der Übergabe der Auszeichnung von der Bayerischen Landesregierung gesagt.
Philipp Ellguth, Stefan Kaiser, Wolfgang Baddack und Thomas Seitz können bestätigen, dass das bei WACKER selbstverständlich ist.

In unserem Unternehmen arbeiten über 900 Menschen mit einer Einschränkung. Das sind mehr, als vom Gesetz vorgeschrieben sind.
Viele von ihnen sind sicherlich der gleichen Meinung wie Thomas Seitz. Er sagt: „Ich fühle mich als gleichwertiger Mitarbeiter.“

Was bedeutet Inklusion?

Inklusion ist, wenn Menschen mit Behinderung und Menschen ohne Behinderung gleichberechtigt miteinander umgehen.

  • Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch selbstverständlich dazu gehört. Egal ob er eine Behinderung hat, oder ob er keine Behinderung hat.
  • Inklusion betrifft alle Bereiche des Lebens: Die Arbeit, die Freizeit, das Wohnen. Dafür ist ein barrierefreies Umfeld nötig.
  • Inklusion hat Vorteile für alle. Zum Beispiel: Wenn es zusätzlich Aufzüge und nicht nur Treppen gibt, ist das auch für Menschen bequem, die keinen Rollstuhl brauchen.

Wenn alle Menschen selbstverständlich überall dazu gehören werden keine Unterschiede mehr gemacht.

Was ist eine inklusive Arbeitswelt?

Inklusive Arbeitswelt bedeutet:

  • Menschen mit Behinderung haben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt die gleichen Chancen wie andere auch. In den Betrieben arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung selbstverständlich miteinander. Die Vorgesetzten machen vor, wie man aufrichtig und hilfsbereit miteinander umgeht. Beschäftigte mit Behinderung werden nicht bevorzugt. Aber sie werden unterstützt, damit sie optimale Leistungen zeigen können.
  • Im Betrieb gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie man auf die besonderen Bedürfnisse der Beschäftigten eingehen kann. Zum Beispiel gibt es spezielle Hilfsmittel an den Arbeitsplätzen. Oder man kann die Arbeitszeiten an die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten anpassen.

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