Nachhaltige Produkte
Mit einem unserer fünf Konzernziele legen wir den Fokus auf Nachhaltigkeit im Produktlebenszyklus – vom Rohstoff bis zum Einsatz bei unseren Kunden:
Rohstoffe
- Silicone für nicht auf Erdöl basierende Kunststoffe
- Erneuerbare Quellen
- Nachhaltige Einkaufsstrategie
Prozesse
- Energie- und rohstoffsparend
- Recycling innerhalb der Produktion
Produkte für Zukunftsfelder
- Solar
- Gebäudeisolierung
- Elektromobilität
Zusätzlichen Wert für unsere Kunden schaffen
- Produktverantwortung
- Dem Kunden ein nachhaltigeres Produkt ermöglichen
Das Klima auf unserem Planeten ändert sich. Das hat Folgen für die Umwelt, die Wirtschaft, die Gesellschaft und unsere Lebensbedingungen. Den Herausforderungen begegnen wir mit innovativen Technologien, die Energie sparen und Ressourcen schützen. WACKER leistet mit einer Reihe von Produkten Beiträge zur Nachhaltigkeit, z.B. bei den globalen Zukunftsthemen Energieeffizienz, Urbanisierung und Wohlstandszuwachs.
Energie
Die Energiequellen der Zukunft heißen Sonne, Wind, Wasser, Biomasse und Geothermie. Zur ihrer effizienten Nutzung trägt WACKER mit einigen Produktfamilien bei – auch im Sinne des UN-Nachhaltigkeitsziels SDG 7 für erneuerbare Energien.
Energieeffiziente Mobilität
Wir setzen uns für eine klimaschonende Mobilität ein – ob in der Batterieforschung oder als Hersteller von High-Tech-Materialien für Elektrofahrzeuge. Spezialsilicone halten den höheren Temperaturen stand, die durch den Trend zum treibstoffsparenden Downsizing im Motorraum entstehen. Wenn mit Kohlenstofffasern verstärkte Kunststoffe (CFK, Carbonfaser bzw. Carbon Fiber) mit Siliconen beschichtet werden, reduziert sich das Gewicht im Vergleich zu Stahl um 80 Prozent. Damit sind CFK im Automobilbau ein wichtiger Baustein, um größere Reichweiten für Elektrofahrzeuge zu erzielen sowie einen geringeren Verbrauch bei Verbrennungsmotoren zu ermöglichen.
Unsere Hochleistungskunststoffe gewährleisten eine effiziente Abführung der Wärme, die beim Betrieb von Elektromotoren und Batterien entsteht. Als sogenannte Gap-Filler leiten unsere Siliconprodukte die Wärme aus Batteriemodulen in die Temperatur regelnden Systeme. Dazu bieten wir eine Reihe von Siliconprodukten an, z.B. SEMICOSIL® 96x TC, SEMICOSIL® 9712 TC und 9754 TC, ELASTOSIL® RT 744 TC, SILRES® H 68 TC.
Unsere hochtransparenten Flüssigsilicone für Beleuchtungen unterstützen energieeffiziente Scheinwerfertechnologien auf LED-Basis als hitze- und lichtstabiles Verguss- und Optik-Material. Sie ermöglichen, energiesparende LED-Bauteile in großen Stückzahlen mit geringem Anlagen- und Prozessaufwand herzustellen.
Energie aus der Kraft von Wind und Wasser
WACKER produziert mit ELASTOSIL® Film hauchdünne Präzisionsfolien aus Silicon als Rollenware. Mit Elektroden beschichtet wirken diese Siliconfolien als dielektrische Elastomere und können beispielsweise in Kraftwerken eingesetzt werden, die Energie aus Meereswellen abschöpfen.
Bei Offshore-Windparks sorgen Seekabel für den Stromtransport. Die hohen Anforderungen für Kabel, die im offenen Meer verlegt werden, gewährleisten elektrisch leitfähig modifizierte Siliconelastomere der Marke POWERSIL®. Unsere Kunden setzten diese Siliconkautschuke, Transformatorenflüssigkeiten und Pasten in der Mittel und Hochspannungstechnik ein.
Energie aus Sonnenkraft
Unser hochtemperaturbeständiges Siliconöl HELISOL® lässt sich bis zu einer Temperatur von 425 Grad Celsius erhitzen und bleibt auch bei Temperaturen von -40 Grad Celsius dünnflüssig. In Solarthermieanlagen eingesetzt, ermöglicht es hohe Wirkungsgrade.
WACKER versorgt die Solarindustrie mit hochreinem Polysilicium und leistet so einen Beitrag, CO2 bei der Stromerzeugung einzusparen. Als einer der weltweiten Hauptlieferanten von Polysilicium zur Herstellung von Solarmodulen unterstützen wir den Umstieg auf erneuerbare Energien.
Der Solarstrom aus Solaranlagen, für die wir im Jahr 2017 zugeliefert haben, wird über die Lebensdauer dieser Anlagen (30 Jahre) im Vergleich zum aktuellen nationalen Strommix rund Polysilicium466 Mio. Tonnen CO2 einsparen. (Zum Vergleich: Dies entspricht nahezu den jährlichen CO2-Emissionen von Brasilien, die im Jahr 2017 bei 493 Mio. Tonnen lagen.) Diese Ermittlung basiert auf dem Standard „“ des Addressing the Avoided Emissions ChallengeWBCSD (World Business Council for Sustainable Development).
Der CO2-Fußabdruck von Polysilicium wird vor allem durch zwei Einflussgrößen bestimmt:
- Einerseits der spezifische Energieverbrauch pro produzierter Menge Polysilicium
- und andererseits der CO2-Fussabdruck des zur Produktion verwendeten Strommixes.
WACKER ist weltweit führend im spezifischen Energieeinsatz bei der Herstellung von Polysilicium nach dem Siemensverfahren. An unseren Polysiliciumstandorten verwenden wir einen Strommix mit vergleichsweise niedrigem CO2-Fussabdruck. Somit produziert WACKER Polysilicium im internationalen Vergleich sehr klimaschonend – insbesondere im Vergleich zu Anbietern aus Zentralchina, die einen höheren spezifischen Verbrauch aufweisen und noch überwiegend mit Kohlestrom produzieren. Würde die von WACKER in einem Jahr produzierte Polysiliciummenge von einem chinesischen Produzenten mit Strom aus dem nationalen Strommix in China hergestellt, so lägen die CO2-Emissionen der Erzeugung rund drei Mio. Tonnen höher. Dies entspricht etwa der gesamten direkten und indirekten CO2-Emissionen von WACKER im Jahr 2018.
Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hat den Wirkungsgrad von multikristallinen Solarzellen weiter verbessert. Messungen im Berichtszeitraum bestätigten einen Wirkungsgrad von 22,3 Prozent. Referenzstudien wie die International Technology Roadmap for Photovoltaic (ITRPV) wiesen für Solarzellen aus der Standardproduktion lediglich Wirkungsgrade um 19,5 Prozent aus. Mit der neuen Bestmarke stoßen multikristalline Zellen leistungsmäßig in Regionen vor, die bislang monokristallinem Material vorbehalten waren. Als Startmaterial verwendeten die Forscher hochreines Polysilicium von WACKER.
Eine Lebenszyklusanalyse (Life Cycle Assessment, LCA) wies für WACKER den weltweit niedrigsten CO2-Fußabdruck für Polysilicium nach dem Siemensverfahren aus. Diese LCA-Studie wurde in den Jahren 2017/2018 durchgeführt, um unsere Kunden insbesondere bei französischen Solarausschreibungen zu unterstützen. Das Institut ADEME (Agence de l'Environnement et de la Maîtrise de l'Énergie) hat die Ergebnisse verifiziert. Damit können unsere Kunden den ökologischen Fußabdruck ihrer Solarmodule deutlich reduzieren und diese Leistung bei Ausschreibungen in Frankreich nachweisen. Der erste Kunde erhielt im August 2018 ein entsprechendes Zertifikat.
Urbanisierung und Bau
Mehr als die Hälfte der Menschheit lebt heute in Städten. Das stellt unser Zusammenleben vor neue Herausforderungen. Die Infrastruktur muss ressourcensparender, das Bauen intelligenter und die Materialien müssen leichter werden. Als ein weltweit führender Hersteller von Bauchemie-Produkten trägt WACKER zur Entwicklung lebenswerter Städte bei, auch als Beitrag zum UN-Nachhaltigkeitsziel SDG 9 für Innovation und Infrastruktur sowie dem SDG 13 für Maßnahmen zum Klimaschutz.
Ein Beispiel, das besonders für Städte in Schwellenländern mit Wassermangel von großer Bedeutung ist: Mit Dichtungsschlämmen auf Basis von VINNAPAS®-Bindemitteln lassen sich Kanäle sicher und wirtschaftlich abdichten und somit Wasserverluste vermeiden.
ETONIS® ist ein Betonzusatzmittel für Dränbeton, dessen Oberfläche Poren zur Aufnahme von Flüssigkeit hat. Eine Polymermodifizierung mit ETONIS® erhöht die Langlebigkeit von Betonbauten: Dies schützt gegen Frostschäden und Tausalze, zudem steigert es die mechanische Belastbarkeit.
ETONIS® wird beim Bau von „Schwammstädten“ eingesetzt – z.B. in China, wo das Thema „Sponge City“ besonders wichtig ist. Vor allem in Ballungszentren mit vielen betonierten Flächen, auf denen Wasser bei herkömmlichem Beton schlecht versickert, hilft diese innovative Straßenbautechnik, nach heftigen Regenfällen Überschwemmungen zu vermeiden. Beim Einsatz im Straßenbelag trägt ETONIS® dazu bei, den Fahrzeuglärm um fünf bis acht Dezibel zu senken.
Dispersionspulver zur Gebäudeisolierung
Energiesparen – auch und gerade beim Bau – ist ein globales Zukunftsfeld. Der Klimawandel macht nicht nur eine Dämmung gegen Kälte, sondern auch gegen Hitze notwendig. VINNAPAS®-Dispersionspulver lässt Klebemörtel auf Wänden sowie auf dem Isolationsmaterial in Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) haften.
WDVS bestehen aus einem mehrschichtigen Materialverbund; durch den Zusatz von Dispersionspulver entsteht ein dauerhaft stabiles Dämmsystem: In der sogenannten Armierungsschicht erhöht das Dispersionspulver die Haftung und die Schlagfestigkeit. Vor Feuchtigkeit in der Schlussbeschichtung schützen insbesondere hydrophob wirkende VINNAPAS®-Dispersionspulver. Diese erlauben die Verwendung von Dämmplatten aus unterschiedlichen Materialien, auch aus nachwachsenden Rohstoffen, wie Kork oder Holzwolle.
Das Potenzial, den Ausstoß von Treibhausgasen mit WDVS nachhaltig zu senken, ist groß. Mehr als die Hälfte des Energiebedarfs eines Gebäudes entfällt auf Heizung oder Klimaanlagen. Ein Großteil dieser Energie geht über Fassaden verloren, wenn das Haus ungenügend gedämmt ist: Bei einem freistehenden Einfamilienhaus sind das durchschnittlich 25 Prozent. Bei einem Wohnhaus mit zehn Geschossen gehen 40 Prozent der Heizenergie über die Fassade verloren. (Daten gelten für Deutschland.)
Etwa 20 bis 30 Prozent der Heizenergie gehen durch schlecht isolierte Fenster verloren. ELASTOSIL®-Siliconkautschuk dichtet Fenster ab, ist wetterfest und hält Temperaturschwankungen stand.
Dispersionen für umweltfreundliche Farben
VINNAPAS®-Dispersionen dienen unter anderem als Bindemittel in Farben für Innenwände. Besonders umweltfreundlich sind Dispersionen, die ohne Formaldehyd emittierende Stoffe oder APEO-basierte Tenside (Alkylphenolethoxylate) hergestellt werden und nur geringe Mengen an flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) enthalten. Immer mehr unserer Dispersionen werden ohne Verwendung von APEO, Weichmachern oder Lösemitteln hergestellt.
Die VAE-Technologie von WACKER kommt ohne organische Lösungsmittel aus. Das liegt an ihrer chemischen Struktur. Die VAE-Copolymere sind hydrophil (wasserliebend), anstelle von organischen Lösungsmitteln reicht Wasser als Filmbildehilfsmittel.
Beispiele im Berichtszeitraum eingeführter Produkte:
- Wir stellen die Dispersion VINNAPAS® EZ 3011 für emissionsarme Innenfarben ohne APEO, Weichmacher, Filmbindehilfsmittel und Lösemittel her. Ihr niedriger Formaldeyhdgehalt liegt unter 20 ppm. Die geruchsarme Dispersion ermöglicht Formulierungen mit niedrigem VOC-Gehalt unter 1g/l.
- Die Dispersion VINNAPAS® EP 3360 auf Basis von Vinylacetat und Ethylen (VAE) eignet sich für matte bis halbmatte Wandfarben und -putze mit hoher Abriebbeständigkeit und Deckkraft. Das Produkt hat einen sehr niedrigen Restmonomergehalt (< 200 ppm) und Formaldehydgehalt (< 20 ppm) Es benötigt weder organische Lösemittel noch Filmbildehilfsmittel. Damit ermöglicht es die Formulierung geruchsarmer Farben mit einem niedrigen Gehalt an flüchtigen organischen Stoffen (VOC < 1 g/l). Die Dispersion eignet sich für Orte, wo Farben mit niedrigen Emissionswerten unverzichtbar sind, wie Kinderzimmer, öffentliche Gebäude wie Krankenhäuser oder Schulen sowie Hotels.
Mit SILRES® BS 710 hat WACKER ein hochwirksames Anti-Graffiti-Wirkstoffkonzentrat entwickelt: Dank des permanenten, elastischen Siliconschutzfilms können Graffiti einfach mit Wasser abgewaschen werden, Aufkleber, angeklebte Poster oder Plakate lassen sich problemlos entfernen. Das Produkt enthält weder zinnorganische Verbindungen noch Oxime und ist lösemittelarm formuliert.
Bindemittel aus nachwachsenden Rohstoffen
Immer mehr unserer Kunden aus der Baubranche, der Farb-, Klebstoff-, Textil- oder Papierindustrie legen Wert auf nachwachsende Rohstoffe. Diesem Wunsch kommen wir nach, denn Nachhaltigkeit beginnt schon bei den Rohstoffen.
Seit diesem Berichtszeitraum bieten wir VAE-Dispersionen auf Basis von Vinylacetat-Ethylen-Copolymer sowie weitere vinylacetat-basierte Produkte unserer Marke VINNAPAS® auf Basis nachwachsender Rohstoffe in kommerziellen Mengen an. In zwei Verfahren entstehen bei WACKER Bindemittel auf Basis nachwachsender Rohstoffe, die wir unter der neuen Produktlinie anbieten. VINNECO®
Biobasierte Essigsäure
Beim ersten Verfahren wird biobasierte Essigsäure eingesetzt, die als Nebenprodukt in der Holzindustrie entsteht. Um den Anteil der biobasierten Essigsäure im Endprodukt nachzuweisen, verwendet WACKER das Biomassenbilanzverfahren. Das internationale Prüf- und Zertifizierungsinstitut TÜV SÜD hat das Verfahren, das wir bei der Vinylacetat-Ethylen-Herstellung anwenden, nach dem internationalen Standard CMS 71 zertifiziert. Diese unabhängige Zertifizierung bestätigt unseren Kunden, dass wir für das biomassebilanzierte Produkt die benötigte Menge an fossilen Rohstoffen durch eine entsprechende Menge aus nachwachsenden Rohstoffen ersetzen.
Das verwendete Holz stammt aus nachhaltig bewirtschafteten PEFC®-zertifizierten Wäldern (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes; Programm für die Anerkennung von Waldzertifizierungssystemen). Diese biobasierte Essigsäure entspricht den Qualitätsanforderungen von WACKER und weist hohe Reinheit und Farbkompatibilität sowie einen niedrigen Wassergehalt auf. Die Bio-Essigsäure verhält sich chemisch und physikalisch gleich der herkömmlichen Essigsäure auf Basis fossiler Quellen.
Eine Mischung beider Varianten wirkt sich nicht auf die Eigenschaften des Endprodukts aus. Das ist von Vorteil für das Biomassebilanzverfahren, mit dem sich rechnerisch ermitteln lässt, wieviel der VAE-Dispersionen aus erneuerbaren und somit nicht-fossilen Rohstoffen produziert wurde. Mit unseren Bindemitteln auf Basis nachwachsender Rohstoffe können unsere Kunden sicherstellen, dass sie ihrem Produktionskreislauf die notwendige Menge biobasierter Essigsäure ausschließlich von zertifizierten Herstellern zuführen.
Stärke aus der Kartoffelverarbeitung
Für das zweite Verfahren kooperiert WACKER mit dem niederländischen Unternehmen Dynaplak. Zur Produktion von Dispersionen der Marke VINNECO® wird unter anderem Stärke verwendet, die als Rückstand in der Kartoffelverarbeitung anfällt. Die Dynaplak-Experten modifizieren die Stärke mit einer innovativen Technologie und verbessern so ihre Leistung. Das veredelte Produkt kombinieren WACKER und Dynaplak mit Polymeren auf Basis von Vinylacetat-Ethylen zu einem neuen Hybridbindemittel. Dieses enthält 30 Prozent des modifizierten Biopolymers. Der VAE-Anteil, der herkömmlicherweise aus fossilen Rohstoffen erzeugt wird, kann so um rund ein Drittel reduziert werden. Das hergestellte Produkt hat dadurch einen niedrigeren CO2-Fußabdruck.
Dispersionspulver für Fliesenkleber, Boden- und Dämmsysteme
Weltweit boomen die Ballungszentren. Wo es in der Fläche eng wird, wachsen die Bauwerke in die Höhe. Das stellt neue Anforderungen an die Materialien. Dispersionspulver für Fliesenkleber und Bodensysteme tragen dazu bei, dass Rohböden schneller beschichtet werden können. Denn Selbstverlaufsmassen härten schneller aus und sind schneller bereit zur Weiterbearbeitung mit der nächsten Bodenschicht, z.B. Holz, Fliesen oder Teppich. Polymermodifizierte Fliesenkleber ermöglichen, Fliesen jeder Art und Größe schnell und einfach zu verlegen. Zudem spart die Polymermodifizierung Material, wenig Zement ist nötig. Beide Anwendungen sind emissionsarm und ermöglichen unseren Kunden, umweltfreundliche Produkte gemäß Ökostandards wie EMICODE® EC1 Plus oder Blue Angel herzustellen.
Die wasserabweisende Dispersion VINNAPAS® 760 ED kommt ohne Lösungsmittel, Weichmacher, Filmbindehilfsmitteln und Alkylphenolethoxylaten (APEO) aus. Das im Berichtzeitraum eingeführte Produkt dichtet z.B. Innenschwimmbäder, Keller oder Bäder ab. Laut Bewertung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ist es für den Kontakt mit Trinkwasser geeignet.
Siliconharzfarben: langfristiger Fassadenschutz
Produkte der Marke SILRES® BS wirken in Fassadenfarben und -putzen schützend. Die Fassaden bleiben länger schön und sind besser gedämmt. Dadurch steigt die Energieeffizienz. Siliconharzfarben lassen Wasserdampf passieren, was das Raumklima verbessert. Ein Anstrich mit hochwertigen Siliconharzfarben senkt den Wärmeverlust von Fassaden um bis zu 40 Prozent. Feuchte Wände kühlen schneller aus – Siliconharze schützen das Mauerwerk vor Feuchtigkeit. Im Durchschnitt verringert ein Siliconharzfarbenanstrich den Heizwärmebedarf um 4,6 Prozent. Der Renovierungszyklus von Fassaden wird durch Siliconharzfarben und -putze bis zu 25 Jahre länger. Bei denkmalgeschützten Gebäuden, an denen Wärmeverbundsysteme nicht angebracht werden können, sind Siliconharzfarben eines der wenigen Mittel, um die Energiebilanz zu verbessern.
Wohlstandszuwachs
Fast überall auf der Welt wächst der Wohlstand. Damit steigen die Ansprüche an Wohnen, Essen, Gesundheit und Komfort. Für eine nachhaltige Entwicklung in diesen Bereichen treibt WACKER Innovationen voran. Wir wollen den Wohlstandszuwachs, gerade in Schwellenländern, mit Produkten begleiten, die wir energie- und ressourcenschonend herstellen. Dazu gehören Polymere, z.B. für die Papier- und Verpackungsindustrie und Cyclodextrine, z.B. für Lebensmittel.
Mit hat WACKER SILICONES eine BELSIL® ecoProduktlinie für Siliconöle etabliert, die mit Hilfe von Biomethanol aus erneuerbaren Ressourcen wie Stroh oder Grasschnitt hergestellt werden. Diese im Berichtszeitraum eingeführten Siliconöle werden in Körperpflegeprodukten eingesetzt.
Der Zusatz „eco“ bedeutet, dass wir bei der Herstellung von Siliconölen der Marke BELSIL® ausschließlich Silicium und nachwachsende Rohstoffe einsetzen. Unsere BELSIL® eco-Produkte besitzen die gleichen Eigenschaften wie Siliconöle, die mit petrochemisch erzeugten Rohstoffen hergestellt wurden, weisen aber eine günstigere CO2-Bilanz auf.
Das internationale Prüf- und Zertifizierungsinstitut TÜV SÜD hat unser Massenbilanzverfahren zum Nachweis erneuerbarer Rohstoffe in der Siliconherstellung zertifiziert. Damit besitzen wir ein anerkanntes Verfahren, um den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen im gesamten Produktionsprozess bis zum Endprodukt nachzuverfolgen. Da wir in der Produktion auch pflanzenbasiertes Methanol verwenden, können wir Siliconöle anbieten, die ausschließlich mit Biomethanol hergestellt wurden.
Die Siliconemulsion BELSIL® DM 5700 E ist für sulfatfreie Shampoos geeignet. Das im Berichtszeitraum eingeführte Produkt enthält ein Emulgatorsystem aus einem Alkylpolyglucosid und Sorbitanlaurat. Diese nichtionischen Tenside basieren auf nachwachsenden Rohstoffen und machen die neue Emulsion besonders mild und hautfreundlich.
Medizin und Pharma
Für die Medizintechnik haben wir im Berichtszeitraum einige Produkte auf den Markt gebracht.
Unsere extrem dünnen Präzisionsfolien ELASTOSIL® Film aus Silicon können dank ihrer elektroaktiven Eigenschaften auch in Funktionstextilien Bewegungen sichtbar machen. Wenn solche Folien als Bauelement in der Elektrotechnik eingesetzt werden, um eine angelegte Spannung in Bewegung umsetzen, ermöglichen sie z.B. im medizinischen Bereich sehr präzise und effizient arbeitende Pumpen oder die Entwicklung künstlicher Muskeln.
Mit unserem 3D-Druckverfahren für Silicone, das wir unter der Marke ACEO® anbieten, haben wir neben Anwendungen für die Auto-, Luft-, Raumfahrt- und Maschinenbauindustrie auch Produkte für Medizin und Gesundheit ermöglicht, z.B. den Druck von Organteilen.
Das Greifswalder Unternehmen Coldplasmatech, das mit medizinischen Siliconen der Marke SILPURAN® von WACKER arbeitet, hat den Deutschen Innovationspreis 2018 in der Kategorie Start-ups gewonnen. Bei dem Preis handelt es sich um eine Initiative verschiedener Unternehmen unter der Schirmherrschaft des Bundeswirtschaftsministeriums. Coldplasmatech hat ein innovatives Wundtherapieverfahren mit kaltem Plasma entwickelt. Dies ist ein elektrisch aufgeladenes Gas, das sterilisierend wirkt und die Wundheilung aktiviert. Multiresistente Keime, gegen die keine Antibiotika helfen, können durch Kontakt mit kaltem Plasma abgetötet werden. Coldplasmatech entwickelte Geräte, die mit großflächigen Siliconauflagen arbeiten, um große Wundflächen behandeln zu können, z.B. bei bettlägerigen Patienten.
Über die Aktivitäten unseres Geschäftsbereichs WACKER BIOSOLUTONS geben wir Einblicke im Film „Biotechnologie – Chemie fürs Leben“.
Wir erhielten im Berichtszeitraum die Zulassung der FDA (Food and Drug Administration in den USA) als Wirkstoffhersteller für ein Thrombolyse-Medikament: Die Wacker Biotech GmbH produziert den Arzneistoff Reteplase – der Wirkstoff im Medikament Retavase®, das die Pharmafirma Chiesi in den USA vermarktet. Das Medikament wird zur Behandlung von akutem Herzinfarkt eingesetzt. Wacker Biotech hat den Herstellprozess des Wirkstoffs Reteplase auf seine GMP-Anlage (Good Manufacturing Practice) in Halle/Saale, Deutschland übertragen.
Mit unserer E. coli-basierten Rückfaltungstechnologie FOLDTEC® ermöglichen wir es, hochreine Pharmaproteine antibiotikafrei herzustellen. Im Berichtszeitraum hat Wacker Biotech einen von Fresenius Medical Care verwendeten Prozess überarbeitet und mit FOLDTEC® eine großtechnische Produktion als GMP-Verfahren mit gesteigerten Ausbeuten und höherer Reinheit ermöglicht. Das damit hergestellte Antikörperfragment wird in Medikamenten zur Blutwäsche von Patienten eingesetzt.
Im Jahr 2017 haben wir Ergebnisse präsentiert, wie unser naturidentisches Hydroxytyrosol HTEssence® auf die Herzgesundheit wirkt. Eine klinische Humanstudie belegt, dass HTEssence® die LDL-Cholesterinwerte (Low Density Lipoprotein) deutlich senken kann. Verringertes LDL hat sich als förderlich für die Herzgesundheit erwiesen. Hohe LDL-Werte sind ein Faktor für koronare Herzerkrankungen und Atherosklerose.
Das in Oliven vorkommende Hydroxytyrosol ist ein hocheffektives Antioxidans und wirkt positiv auf Blutdruck, Gelenke, Immunsystem und Herz-Kreislauf. Wacker Biotech stellt sein naturidentisches Hydroxytyrosol ohne unerwünschte Nebenprodukte und mit definiertem Wirkstoffgehalt her. HTEssence® lässt sich in Nahrungsergänzungsmitteln oder Getränken verarbeiten. Die US-amerikanischen NCEP (National Cholesterol Education Program) schätzen, dass eine Senkung des LDL-Cholesterins um je ein Prozent das Risiko für Herzerkrankungen um ein bis zwei Prozent verringern kann. Analog kann eine Senkung des LDL-Cholesterins das Risiko für Herzerkrankungen um acht Prozent oder mehr reduzieren.
Unter der Marke FERMOPURE® bündelt WACKER seine Aminosäure-Aktivitäten. Am neuen Standort in León, Spanien, erzeugen wir L-Cystin, den Ausgangsstoff für L-Cystein, fermentativ. Durch die vollständig pflanzlichen und anorganischen Ausgangsprodukte sind Cystin und Cystein von WACKER rein vegan. Potenzielle Verunreinigungen durch tierische oder menschliche Krankheitserreger sind ausgeschlossen. Sie eignen sich für den Einsatz in Lebensmitteln und Pharmaprodukten: Sie werden als Rohstoff für Aromen genutzt, als Zusatzstoff in Backwaren sowie als Nährstoff in Produkten für Säuglinge und Kleinkinder. In Nahrungsergänzungsmitteln sind Cystin und Cystein enthalten, um Haut, Haare und Nägel zu stärken. Die Pharmabranche verwendet Cystein z.B. in hustenlösenden Medikamenten oder zur Herstellung von Insulin.
Sporternährung
Coenzym Q10, ein vitaminähnliches Molekül, und Curcumin, ein Pflanzenextrakt aus der Gelbwurz, können die Leistungsfähigkeit, Belastbarkeit und Regeneration der Muskulatur erhöhen sowie trainingsbedingte Muskelverletzungen verringern. Das Antioxidans Curcumin kann zudem die Entzündungswerte nach einem Training reduzieren und entstehenden Muskelkater verzögern. Jedoch sind beide Substanzen schlecht wasserlöslich und können vom menschlichen Körper nur schwer aufgenommen werden. Durch Cyclodextrine lässt sich die Bioverfügbarkeit der Substanzen verbessern und z.B. bei Curcumin gegenüber dem reinen Extrakt aus der Gelbwurz um den Faktor 40 steigern. Dazu wird die fettlösliche Substanz im Inneren eines wasserlöslichen Gamma-Cyclodextrins eingeschlossen und bildet in Wasser eine molekulare Dispersion. CAVACURMIN® lässt sich in trockenen und pulverförmigen Nahrungsergänzungsmitteln wie Tabletten, Kapseln und Powerriegeln sowie in Getränken verarbeiten.
Für Nahrungsergänzungsmittel im Sportbereich bieten wir den Coenzym-Q10-Komplex CAVAQ10® an. Coenzym Q10 kommt in jeder menschlichen Zelle vor und sorgt dafür, dass aufgenommene Nahrung effizient in Energie umgewandelt wird. Studien bringen die Aufnahme von Coenzym Q10 mit einer gesteigerten Leistungsfähigkeit und verzögerten Ermüdung in Verbindung. Durch Cyclodextrine verbessern sich die Stabilität der Substanzen und deren Aufnahme in den Körper.
Der WACKER-Partner Cyclochem aus Japan zeigte in einer Humanstudie, dass Coenzym-Q10-Gamma-Cyclodextrin-Komplexe als Radikalfänger und Antioxidans die Muskelzellen schützen können. Der Nachweis erfolgte anhand von Biomarkern, die nach der Verabreichung in reduzierten Mengen im Blut vorlagen. Normalerweise sind diese Werte nach einer Gewebeschädigung erhöht.
Nachhaltige Bindemittel
VINNAPAS® EF 3101 ist eine Vinylacetat-Ethylen-Copolymer (VAE)-Dispersion, die wir für Streichfarben für Tiefdruckpapiere von hoher Druckqualität entwickelt haben. Wir stellen dieses Bindemittel ohne Einsatz von Alkylphenol-Ethoxylat (APEO)-Tensiden her. Das Produkt entspricht mehreren Umweltstandards, z.B. dem EU Ecolabel für grafisches Papier, sowie den Verordnungen für den Lebensmittelkontakt des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR-Empfehlungen XIV und XXXVI) und der US-amerikanischen Food and Drug Administration (21CFR176.170/180).
Mit VINNAPAS® EP 400 E haben wir im Berichtszeitraum eine Dispersion für Papier- und Verpackungsklebstoffen auf den Markt gebracht, die wir mit einem niedrigen Formaldehyd-Gehalt von unter 20 ppm produzieren.
Mit den Bindemitteln GENIOSIL® XM 20 und GENIOSIL® XM 25 ermöglichen wir Kleb- und Dichtstoffherstellern, auf den Einsatz herkömmlicher Weichmacher zu verzichten. Denn diese im Berichtszeitraum eingeführten Polymere verbessern die Haftungseigenschaften von weichmacherfreien Klebstoffen.
Nachwachsende Rohstoffe
Holz-Kunststoff-Verbundwerkstoffe, so genannte Wood Plastic Composites (WPC), bestehen aus einer Mischung von bis zu 75 Prozent Holzfasern, z.B. Sägemehl, und einem thermoplastischen Polymer, wie Polypropylen oder Polyethylen mit hoher Dichte (High Density Polyethylene HDPE). WPC können mit modernen Verfahren der Kunststofftechnik zur gewünschten Form verarbeitet werden: durch Extrusion, Spritz- und Rotationsguss, Pressen und Thermoformverfahren. Durch den Einsatz von GENIOPLAST® PP als Additiv für WPC steigt der Durchsatz deutlich, was wiederum die Energieeffizienz erhöht. Anwendungsgebiete sind unter anderem Bodenbeläge oder Automobilinnenverkleidungen.
Wasser sparen
Unser lösemittelfreies Siliconpolymer DEHESIVE® SFX ist ein hocheffizientes Beschichtungsmittel für Etikettenträgerpapiere und -folien. Zur Zellstoffherstellung bieten wir mit PULPSIL® 968S ein Silicontensid an, das die Entwässerung des Zellstoffs verbessert und somit den Wasserverbrauch und die Eindampfkosten reduziert und somit Energie spart.
In Afrika und Asien wird noch viel von Hand gewaschen. Dank der SILFOAM® Single-Rinse-Technology mit unserem Antischaummittel im Waschmittel muss nur einmal gespült werden. Dies spart bis zu 50 Prozent Wasser – im Berichtszeitraum entspricht dies, basierend auf den Verkaufsmengen vor allem auf den wichtigen Märkten Südafrika und Indien, insgesamt 180 Mio. Litern.