Logistik und Verkehr
Wir verbessern unsere Prozesse ständig, um Logistikketten zu optimieren, Transporte zu reduzieren oder zu vermeiden. Unsere Logistik nutzt ein Simulationssystem, mit dem wir unsere Warenströme analysieren. Wir können mit diesem System den Ausstoß von Kohlendioxid berechnen und Optimierungspotenziale bei den Transportwegen und der Auslastung der Fahrzeuge ermitteln. Mit elektronischen Systemen organisieren wir unseren Innerwerktransport so, dass kurze Wege entstehen und Leerfahrten vermieden werden.
Wir bewerten unsere Transporte auch anhand des „“, den der Verband der Chemischen Industrie (VCI) entwickelte. Neben dem Kohlendioxidausstoß bewerten wir auch die Lärmemissionen von Fahrzeugen, die für unsere Transporte zum Einsatz kommen. Leitfadens zur Ermittlung der Kohlendioxidemissionen in der Logistik
Für die Optimierung unserer Logistik zeichnete der VCI die Wacker Chemie AG mit dem Responsible Care®-Preis 2015 aus. Die Jury würdigte unter anderem, dass wir seit dem Jahr 2011 Leerfahrten um 20 Prozent gesenkt haben.
WACKER verarbeitet an seinen Produktionsstandorten Rohstoffe aus aller Welt. Für unsere Versorgungsketten haben wir ein Konzept entwickelt, um Kapazitäten für Rohstofflieferungen und Exporte aufeinander abzustimmen und Leertransporte zu vermeiden. Dazu verlaufen bei der Zusammenarbeit mit Reedereien unsere Ausschreibungen für Überseeimporte und -exporte parallel. So können wir für unsere Rohstofflieferungen Container zusteuern, die aus dem gleichen Reedereiportfolio stammen, das wir für Exporte nutzen. Die Rohstoffe werden in Hamburg in unser Zugsystem eingespeist, die Container dann nach der Fahrt in unseren Werken entladen und dort direkt wieder für Exporte beladen. Nach diesem Konzept arbeitet auch der Werkverkehr zwischen unseren Standorten beim Transport von Zwischenprodukten.
Der Leitfaden „“ schätzt die Guidance for Accounting & Reporting Corporate GHG Emissions in the Chemical Sector Value ChainEmissionen aus den nachgelagerten Transportprozessen und der Güterverteilung im Vergleich zu anderen Scope-3-Kategorien als niedrig ein. WACKER nutzt ein verfeinertes Berechnungsmodell, um alle Transportprozesse der Produkte von den Standorten zum Kunden zu berechnen. Dieses basiert auf den Faktoren der „“. Die exportierten Mengen sind im Berichtszeitraum gestiegen; somit hat die Verlagerung der Transportvorgänge von der Straße auf die Schiene zu einer Reduktion der transport-bedingten Emissionen geführt. CEFIC-Ecta Guidelines for Measuring and Managing CO2 Emissions from Freight Transport Operations
Emissionen aus Transportprozessen (in Tonnen CO2) von WACKER-Produkten zum Kunden
Logistikdrehscheibe
Wir verlagern Transporte wo immer möglich von der Straße auf die Schiene. Schon heute wird der weitaus überwiegende Teil der Frachtcontainer, die unsere deutschen Standorte verlassen, mit der Bahn vor allem in die Nordhäfen transportiert. Der WACKER-Containerzug fährt täglich mit einer Länge von rund 600 Metern von Burghausen bzw. Nünchritz Richtung Bremerhaven und Hamburg. In Burghausen beträgt der Anteil des Schienenverkehrs am Containertransport mittlerweile über 95 Prozent.
Das Transportvolumen ist in den Jahren 2015 und 2016 jeweils gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Burghausen als größte Logistikdrehscheibe des Konzerns erhöhte das Versandvolumen um rund drei Prozent auf rund 825.000 Tonnen (2015: 800.000 Tonnen). Die Zahl der LKW-Ladungen ist leicht gestiegen, genauso wie die der Übersee-Container. Das Volumen wurde über 43.000 LKW-Ladungen (2015: 40.700) und 14.400 (2015: 14.000) Übersee-Container abgewickelt.
Transportaufkommen der Logistikdrehscheibe Burghausen
Das öffentliche Kombiterminal in Burghausen hat die Zahl der Warenumschläge und Transportverbindungen deutlich gesteigert. Neben zusätzlichen Zügen zu den Nordhäfen Hamburg und Bremerhaven sind neue Verbindungen nach Köln und Triest geschaffen worden. Damit bringen wir mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene. Die Frachtcontainer werden direkt ab Werk auf einen Containerzug verladen; damit vermeiden wir rund 30.000 Straßentransporte und reduzieren die CO2-Emissionen um jährlich rund 2.500 Tonnen.
Aus dem Werk Nünchritz werden jährlich rund 6.000 Container ab Riesa per Bahn und Binnenschiff zu den deutschen Seehäfen transportiert. Auch für unsere Rohstoffeinkäufe ist der Schienenweg das überwiegende Transportmittel. Auf kurzen Strecken ist jedoch der LKW-Transport immer noch wirtschaftlicher und damit unverzichtbar. Durch die neue Stickstoffanlage am Standort Nünchritz können wir seit dem Jahr 2016 unseren Bedarf an Inertgas vor Ort herstellen. Damit entlasten wir den Straßenverkehr um jährlich 400 LKW-Transporte.
Am neuen Produktionsstandort Charleston im US-Bundesstaat Tennessee haben wir Logistikprozesse für die Inbetriebnahme und die Produktion entwickelt und installiert. Im Werk Zhangjiagang konnte im September 2015 das neue logistische Umschlagzentrum in Betrieb genommen werden, um das höhere Volumen an Rohstoffen und Fertigprodukten effizienter abwickeln und die Kunden schneller bedienen zu können.
Transportwege reduzieren
In unserer Verbundproduktion werden Produkte und Nebenprodukte eines Betriebs über Rohrleitung in benachbarte Anlagen transportiert. Der Transport von Produkten über Rohrleitung ist bei großen Mengen kostengünstig, sicher und emissionsfrei. Am Standort Burghausen beziehen wir den wichtigen Rohstoff Ethylen per Rohrleitung von der benachbarten OMV Deutschland. Die Ethylen-Pipeline Süd (EPS) trägt dazu bei, die Verfügbarkeit des für uns wichtigen Rohstoffs langfristig zu sichern. In der 370 km langen Rohrleitung, die von Münchsmünster (Bayern) durch Baden-Württemberg nach Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz) verläuft, wird der Rohstoff emissionsfrei und mit geringem Energieaufwand befördert.
Unser Werk Nünchritz bezieht die Kartuschen für Silicone von einem Packmittelproduzenten aus dem benachbarten Großenhain. Der Standort Burghausen erhält von Lieferanten wiederverwertbare IBC-Behälter (Intermediate Bulk Container) und Fässer. Für den Versand von Siliconölen und -emulsionen setzen wir statt 220-Liter-Fässern vermehrt IBC-Behälter mit einem Fassungsvermögen von 1.000 Litern ein. WACKER befüllt jährlich über 140.000 solcher Container, die von einem in der Nähe angesiedelten Lieferanten bezogen werden. Dieser Lieferant bereitet rund 20 Prozent als Reco-Container (rebottled) für den erneuten Einsatz auf.
Kurze Wege zu Dienstleistern und möglichst keine Leerraumtransporte helfen, Emissionen und Abfälle zu vermeiden. Maßnahmen dazu unternehmen auch unsere Standorte in China, Japan und in den USA. Als Alternative zu Tankcontainern oder IBC-Behältern verwenden wir auch Flexitanks zum Transport von Flüssigkeiten, z.B. nach Brasilien, China, Indien oder in den Nahen Osten. Die bei WACKER eingesetzten Flexitanks werden in Container eingehängt, so dass der Container nach dem Entleeren des Flexitanks sofort für andere Ladungen verwendet werden kann, ohne gereinigt werden zu müssen.
Piston-Tanks (Tanks mit Innenkolben) sind eine umweltfreundliche Alternative zu Transportfässern für dickflüssige Produkte wie unsere Silicondichtstoffe. Der bewegliche Innenkolben schiebt 25 Tonnen Silicondichtstoffe – entsprechend dem Inhalt von 125 Stahlfässern – beim Beladen in den Tankauflieger des LKW. Der Kunde verbindet den Tank direkt mit seinen Abfüllanlagen und der Kolben drückt das Produkt aus dem Tank. Derzeit liefern wir aus Burghausen jährlich mehrere tausend Tonnen Silicondichtstoffe. Auch unsere internationalen Standorte kaufen vor allem bei Lieferanten in der Region ein, um die Transportwege kurz zu halten.
Mit unseren Spediteuren tauschen wir elektronisch Daten aus, damit sie ihre Touren optimal planen und ihre Fahrzeuge voll beladen können. Unser Gebietsspediteurkonzept trägt dazu bei, Leerfahrten zu vermeiden: Der für ein bestimmtes Postleitzahlengebiet zuständige Spediteur kann in seiner Region die Rückfahrten so planen, dass kaum ein Fahrzeug nur Teilladungen transportiert. Wir bewerten unsere Spediteure jährlich auch zu Umweltaspekten. So fragen wir zum Beispiel die Einstufung der Fahrzeuge in der Euro-Norm (Abgasnorm) ab. Bei unseren Logistikdienstleistern hat sich der Anteil an Fahrzeugen der Kategorie Euro 5 und höher von knapp acht Prozent im Jahr 2006 auf über 83 Prozent im Jahr 2016 erhöht, der Anteil an Fahrzeugen der Kategorie Euro 6 liegt mittlerweile bei über 30 Prozent.
Klimaneutraler Transport
Mit dem GoGreen-Zertifikat bescheinigt unser Logistikdienstleister Deutsche Post DHL den Ausgleich der Treibhausgas-Emissionen, die beim Befördern unserer Pakete verursacht wurden. Die auf dem Zertifikat angegebenen Treibhausgasemissionen von beinhalten 2,91 Tonnen CO2e im Jahr 2016Emissionen aus Transport und Logistik sowie Vorkette-Emissionen aus Kraftstoff- und Energieerzeugung (). Die CO2-Äquivalente (CO2e) beinhalten Kohlenstoffdioxid (CO2) und weitere Treibhausgase, wie Methan (CH4) und Distickstoffoxid (N2O). 2015: 3,35 t CO2e
Das Carbon Management von Deutsche Post DHL gleicht die im Berichtszeitraum beim Transport entstandenen Treibhausgasemissionen durch Investitionen in globale Klimaschutzprojekte aus. Die SGS (Société Générale de Surveillance) hat die berechneten Treibhausgasemissionen und deren Kompensation gemäß Carbon Management Systems und „Greenhouse Gas Protocol – Product Lifecycle Accounting and Reporting Standard“ verifiziert.
Verkehrswege ins ChemDelta Bavaria
Eines der großen Infrastrukturprojekte des bayerischen Chemiedreiecks, der zweigleisige Ausbau und die Elektrifizierung der Bahnstrecke nach München, macht Fortschritte. Bislang war die Bahnanbindung nach Burghausen überwiegend, bis auf wenige Verbesserungen der letzten Jahre, noch im selben Zustand wie anno 1897. Ein Flaschenhals der Bahnstrecke war das Stück zwischen Altmühldorf und Tüßling. Hier treffen drei Bahntrassen aufeinander, rund ein Prozent des deutschen Güterverkehrs läuft hier durch. Diese Engstelle ist seit Mai 2017 beseitigt.
Wir engagieren uns im Verein „Ja zur A 94 e.V.“, um gemeinsam mit anderen Unternehmen des bayerischen Chemiedreiecks den Ausbau der Autobahn A 94 München – Passau voranzubringen. Die Ausschreibung im Rahmen eines „ÖPP-Projekts“ (öffentlich-private Partnerschaft), mit der die Finanzierung der Teilstücke Pastetten–Dorfen und Dorfen–Heldenstein sichergestellt wird, wurde im Jahr 2015 an die Isentalautobahn GmbH & Co. KG vergeben. Eine durchgängige Autobahn von München bis Marktl soll bis Herbst 2019 realisiert werden. Dies wird nicht nur die Verkehrsinfrastruktur des Chemiedreiecks verbessern, sondern zudem die Ortschaften an der Bundesstraße 12 vom starken Verkehr entlasten und damit das bisher hohe Unfallrisiko auf dieser Strecke senken.
Wir beteiligen uns an der Initiative „Magistrale für Europa“, die sich seit 20 Jahren unter dem Motto „vom Flickwerk zum Netzwerk“ für den Ausbau der Schienenverbindung zwischen Paris und Budapest einsetzt. Auf diese Strecke liegt das Teilstück München – Mühldorf – Freilassing.