Logistik und Verkehr
Wir verbessern unsere Prozesse ständig, um Logistikketten zu optimieren, Transporte zu reduzieren oder zu vermeiden. Unsere Logistik nutzt ein Simulationssystem, mit dem wir unsere Warenströme analysieren. Wir können mit diesem System den Ausstoß von Kohlendioxid berechnen und Optimierungspotenziale bei den Transportwegen und der Auslastung der Fahrzeuge ermitteln. Mit elektronischen Systemen organisieren wir unseren Innerwerktransport so, dass kurze Wege entstehen und Leerfahrten vermieden werden. Neben dem Kohlendioxidausstoß bewerten wir auch die Lärmemissionen von Fahrzeugen, die für unsere Transporte zum Einsatz kommen.
Wir bewerten unsere Transporte auch anhand des „Leitfadens zur Ermittlung der Kohlendioxidemissionen in der Logistik“, den der Verband der Chemischen Industrie (VCI) entwickelte. Wir verlagern Transporte wo immer möglich von der Straße auf die Schiene. Schon heute wird der weitaus überwiegende Teil der Frachtcontainer, die unsere deutschen Standorte verlassen, mit der Bahn vor allem in die Nordhäfen transportiert. Der WACKER-Containerzug fährt seit dem Jahr 1999 täglich mit einer Länge von rund 600 Metern von Burghausen Richtung Bremerhaven und Hamburg. In Burghausen beträgt der Anteil des Schienenverkehrs am Containertransport mittlerweile über 95 Prozent. Fast 12.000 Frachtcontainer pro Jahr werden nicht mehr auf der Straße zu den Seehäfen transportiert. Unsere Containerzüge zwischen Bremerhaven/Hamburg sowie Burghausen/Nünchritz ersetzen jährlich rund 25.000 Straßentransporte. Dadurch sparen wir jährlich rund 2.100 Tonnen Kohlendioxid.
WACKER verarbeitet an seinen Produktionsstandorten Rohstoffe aus aller Welt. Für unsere Versorgungsketten haben wir ein Konzept entwickelt, um Kapazitäten für Rohstofflieferungen und Exporte aufeinander abzustimmen und Leertransporte zu vermeiden. Dazu verlaufen bei der Zusammenarbeit mit Reedereien unsere Ausschreibungen für Überseeimporte und -exporte parallel. So können wir für unsere Rohstofflieferungen Container zusteuern, die aus dem gleichen Reederportfolio stammen, das wir für Exporte nutzen. Die Rohstoffe werden in Hamburg in unser Zugsystem eingespeist, die Container dann nach der Fahrt in unseren Werken entladen und dort direkt wieder für Exporte beladen. Nach diesem Konzept arbeitet auch der Werkverkehr zwischen unseren Standorten beim Transport von Zwischenprodukten.
Logistikdrehschreibe Burghausen
Das Transportvolumen ist im Berichtszeitraum gestiegen. Burghausen als größte Logistikdrehscheibe des Konzerns erhöhte das Versandvolumen um rund zwei Prozent auf rund 762.000 Tonnen (2013: 750.000 Tonnen). Die Zahl der LKW-Ladungen ist leicht gestiegen, genauso wie die der Übersee-Container. Das Volumen wurde über 40.700 LKW-Ladungen und 12.500 Übersee-Container abgewickelt.
Transportaufkommen der Logistikdrehscheibe Burghausen
Der größte Teil der Frachtcontainer, die unsere deutschen Standorte verlassen, gelangt per Bahn in die Nordhäfen. Aus dem Werk Nünchritz werden jährlich rund 5.800 Container ab Riesa per Bahn und Binnenschiff zu den deutschen Seehäfen transportiert. Auch für unsere Rohstoffeinkäufe ist der Schienenweg das überwiegende Transportmittel. Auf kurzen Strecken ist jedoch der LKW-Transport immer noch wirtschaftlicher und damit unverzichtbar.
Klimaneutraler Transport
Mit dem GoGreen-Zertifikat bescheinigt unser Logistikdienstleister Deutsche Post DHL den Ausgleich der Treibhausgas-Emissionen, die beim Befördern unserer Pakete verursacht wurden. Die auf dem Zertifikat angegebenen Treibhausgasemissionen von 3,18 Tonnen CO2e im Jahr 2014 beinhalten Emissionen aus Transport und Logistik sowie Vorkette-Emissionen aus Kraftstoff- und Energieerzeugung (2013: 2,76 t CO2e). Die CO2-Äquivalente (CO2e) beinhalten Kohlenstoffdioxid (CO2) und weitere Treibhausgase, wie Methan (CH4) und Distickstoffoxid (N2O).
Das Carbon Management von Deutsche Post DHL gleicht die im Berichtszeitraum beim Transport entstandenen Treibhausgasemissionen durch Investitionen in globale Klimaschutzprojekte aus. Die SGS (Société Générale de Surveillance) hat die berechneten Treibhausgasemissionen und deren Kompensation gemäß Carbon Management Systems und „Greenhouse Gas Protocol – Product Lifecycle Accounting and Reporting Standard“ verifiziert.
Transportwege reduzieren
In unserer Verbundproduktion werden Produkte und Nebenprodukte eines Betriebs über Rohrleitung in benachbarte Anlagen transportiert. Der Transport von Produkten über Rohrleitung ist bei großen Mengen kostengünstig, sicher und emissionsfrei. Am Standort Burghausen beziehen wir den wichtigen Rohstoff Ethylen per Rohrleitung von der benachbarten OMV Deutschland.
Zu Einsparungen bei den Transportemissionen (Scope 2) hat im Berichtszeitraum beigetragen, dass WACKER BIOSOLUTIONS seine CGTase-Produktion im Jahr 2012 von Burghausen an den amerikanischen Standort Eddyville verlagert hat. CGTase (Cyclodextringlycosyltransferase) ist ein Enzym zur Herstellung von Cyclodextrinen, wie unsere Markenprodukte CAVAMAX® und CAVASOL®. Die CGTase muss nun nicht mehr mit dem Containerschiff von Europa nach Asien transportiert werden, sondern kann direkt in Eddyville zu Cyclodextrinen weiterverarbeitet werden.
Unser Werk Nünchritz bezieht die Kartuschen für Silicone von einem Packmittelproduzenten aus dem benachbarten Großenhain. Der Standort Burghausen erhält wiederverwertbare IBC-Behälter (Intermediate Bulk Container), Fässer und Paletten von Lieferanten aus der Region. Für den Versand von Siliconölen und -emulsionen setzen wir statt 220-Liter-Fässern IBC-Behälter mit einem Fassungsvermögen von 1.000 Litern ein. WACKER befüllt jährlich über 130.000 solcher Container, die ein in der Nähe angesiedelter Dienstleister mit kurzen Transportwegen für den erneuten Einsatz aufbereitet.
Kurze Wege zu Dienstleistern und möglichst keine Leerraumtransporte helfen, Emissionen und Abfälle zu vermeiden. Maßnahmen dazu unternehmen auch unsere Standorte in China, Japan und in den USA. Als Alternative zu Tankcontainern oder IBC-Behältern verwenden wir auch Flexitanks zum Transport von Flüssigkeiten, z.B. nach Brasilien, China, Indien oder in den Nahen Osten. Die bei WACKER eingesetzten Flexitanks werden in Container eingehängt, so dass der Container nach dem Entleeren des Flexitanks sofort für andere Ladungen verwendet werden kann, ohne gereinigt werden zu müssen.
Piston-Tanks (Tanks mit Innenkolben) sind eine umweltfreundliche Alternative zu Transportfässern für dickflüssige Produkte wie unsere Silicondichtstoffe. Der bewegliche Innenkolben schiebt 25 Tonnen Silicondichtstoffe – entsprechend dem Inhalt von 125 Stahlfässern – beim Beladen in den Tankauflieger des LKW. Der Kunde verbindet den Tank direkt mit seinen Abfüllanlagen und der Kolben drückt das Produkt aus dem Tank. Derzeit liefern wir so jährlich mehrere tausend Tonnen Silicondichtstoffe von Burghausen. Auch unsere internationalen Standorte kaufen vor allem bei Lieferanten in der Region ein, um die Transportwege kurz zu halten.
Mit unseren Spediteuren tauschen wir elektronisch Daten aus, damit sie ihre Touren optimal planen und ihre Fahrzeuge voll beladen können. Unser Gebietsspediteurkonzept, das seit 1996 besteht, trägt dazu bei, Leerfahrten zu vermeiden: Der für ein bestimmtes Postleitzahlengebiet zuständige Spediteur kann in seiner Region die Rückfahrten so planen, dass kaum ein Fahrzeug nur Teilladungen transportiert. Wir bewerten unsere Spediteure jährlich auch zu Umweltaspekten. So fragen wir zum Beispiel die Einstufung der Fahrzeuge in die Euro-Norm (Abgasnorm) ab. Der Anteil an Euro-5-Fahrzeugen bei unseren Logistikdienstleistern hat sich von knapp acht Prozent im Jahr 2006 auf über 83 Prozent im Jahr 2014 erhöht.
Verkehrsinfrastruktur an den Werken ausgebaut
Für den Bau der neuen Polysiliciumproduktion am Standort Charleston in Tennessee berücksichtigt bereits die Projektlogistik die Anforderungen des operativen Betriebs. Die dafür geschaffene Infrastruktur wird beim Hochfahren der Anlagen und bei der Ver- und Entsorgung genutzt. Im Jahr 2014 lief am Standort Charleston in Tennessee der Polysiliciumausbau weiter. Die Projektlogistik trägt einen wichtigen Teil dazu bei, dass die Anlagenkomponenten für die Montage zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sind. Parallel dazu werden die Logistikprozesse für die Inbetriebnahme und die Produktion entwickelt.
Im Werk Zhangjiagang errichten wir ein neues logistisches Umschlagzentrum, das die stetig wachsenden ein- und ausgehenden Rohstoffe und Fertigprodukte noch effizienter abwickeln soll. Die Fertigstellung an diesem chinesischen Standort ist für Herbst 2015 geplant.
Das neue öffentliche Kombiterminal in Burghausen hat im Herbst 2014 seinen Betrieb aufgenommen. Neben der Abwicklung des Containerverkehrs für den Export verfolgen wir gemeinsam mit dem Betreiber das Ziel, mehr Mengen auf die Schiene zu verlagern. Das Kombiterminal ist über unser neu gebautes LKW-Tor Nord angebunden. Das vereinfacht und verkürzt den Transport in und aus dem Werk Burghausen.
Ethylen-Pipeline Süd in Betrieb genommen
Die Ethylen-Pipeline Süd (EPS) ging im Jahr 2013 in Betrieb. Sie eröffnet die Möglichkeit zum sicheren und wirtschaftlichen Transport von Ethylen zwischen wichtigen süddeutschen Chemiestandorten bis nach Rotterdam. Die Bauarbeiten starteten im Jahr 2007. Für die EPS wurde eine 370 km lange Rohrleitung verlegt, die von Münchsmünster (Bayern) durch Baden-Württemberg nach Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz) verläuft. In der Rohrleitung wird der Rohstoff emissionsfrei und mit geringem Energieaufwand befördert. Nach Abschluss der Bauarbeiten beeinträchtigt die EPS das Landschaftsbild nicht. In Schutzgebieten für Wasserversorgungen und Heilquellen wurden die Rohrleitungen nicht, in wasserwirtschaftlich bedeutsamen Gebieten nur unter besonderen Sicherheitsmaßnahmen verlegt.
Mit einem Festakt in München wurde die EPS (Ethylen-Pipeline Süd) ím Juli 2013 offiziell in Betrieb genommen.
Ausbau der Verkehrswege ins ChemDelta Bavaria
Eines der großen Infrastrukturprojekte des bayerischen Chemiedreiecks, der zweigleisige Ausbau und die Elektrifizierung der Bahnstrecke nach München, macht Fortschritte. Bislang war die Bahnanbindung nach Burghausen überwiegend, bis auf wenige Verbesserungen der letzten Jahre, noch im selben Zustand wie anno 1897. Ein Flaschenhals der Bahnstrecke ist das Stück zwischen Altmühldorf und Tüßling. Hier treffen drei Bahntrassen aufeinander, rund ein Prozent des deutschen Güterverkehrs läuft hier durch. An dieser Engstelle wird schon gebaut; sie soll bis zum Jahr 2017 beseitigt sein.
Der von den Unternehmen des bayerischen Chemiedreiecks unterstützte Ausbau der Autobahn A 94 München – Passau kommt voran. Die Ausschreibung im Rahmen eines „ÖPP-Projekts“ (öffentlich-private Partnerschaft), mit der die Finanzierung der Teilstücke Pastetten – Dorfen und weiter Dorfen – Heldenstein sichergestellt werden, soll im Jahr 2015 zu einer Vergabe führen. Eine durchgängige Autobahn von München bis Marktl kann damit frühestens bis zu den Jahren 2018/2019 realisiert werden. Die durchgehende A 94 würde nicht nur die Verkehrsinfrastruktur des Chemiedreiecks verbessern, sondern zudem die Ortschaften an der Bundesstraße 12 vom starken Verkehr entlasten und damit das bisher hohe Unfallrisiko auf dieser Strecke senken. Wir engagieren uns im Verein „Ja zur A 94 e.V.“
Wir beteiligen uns an der Initiative „Magistrale für Europa“, die sich seit 20 Jahren unter dem Motto „vom Flickwerk zum Netzwerk“ für den Ausbau der Schienenverbindung zwischen Paris und Budapest einsetzt. Auf diese Strecke liegt das Teilstück München – Mühldorf – Freilassing.