Wirtschaftliche und rechtliche Einflussfaktoren

WACKER verkauft seine Produkte und Dienstleistungen in fast alle Branchen. Wir können uns konjunkturellen Schwankungen in einzelnen Geschäftsbereichen nicht entziehen. Ausprägung und Eintrittszeitpunkt können aber unterschiedlich sein. Auf Grund des Produktportfolios und der breiten Kundenbasis haben wir aber auch die Möglichkeit, diese konjunkturellen Schwankungen in ihrem Ausmaß abzufedern.

Auftragsentwicklung

Die Auftragsvergabe ist in den einzelnen Geschäftsbereichen von WACKER sehr unterschiedlich. Im Geschäftsbereich WACKER SILICONES ist der größte Teil der Bestellungen kurzfristiger und zu einem geringeren Teil auch längerfristiger Natur. Die Auslieferung erfolgt in der Regel innerhalb von drei Monaten nach Auftragseingang. Das Geschäft im Geschäftsbereich WACKER POLYMERS ist geprägt von Verträgen und Rahmenvereinbarungen mit Laufzeiten bis zu einem Jahr. Rund 30 Prozent der Auftragseingänge sind kurzfristige Bestellungen. Im Geschäftsbereich WACKER POLYSILICON schließen wir kurz- und mittelfristige Verträge mit teilweise flexiblen Mengengleitklauseln ab. Bei Siltronic werden Aufträge üblicherweise von Quartal zu Quartal mit den Kunden verhandelt. Grundsätzlich streben wir feste Verträge mit verhandelten Preisen und Mengen an. Der Ausweis des Auftragsbestands ist für den WACKER-Konzern und seine Geschäftsbereiche auf Grund der Unterschiede in der Auftragsvergabe wenig aussagekräftig und wird deshalb als Kennzahl in unserem monatlichen Berichtswesen nicht aufgeführt.

Operative Frühindikatoren als Gradmesser für künftige Entwicklungen

Anhand ausgewählter operativer Frühindikatoren versuchen wir voraussichtliche Entwicklungen in unserer Geschäftsplanung zu berücksichtigen und unsere Kapazitäten zu steuern. Da wir in unterschiedlichen Geschäften und Märkten zu Hause sind, bedienen wir uns dabei einer Reihe verschiedener Frühindikatoren, die uns in den einzelnen Geschäftsbereichen Aufschluss über mögliche Entwicklungen geben können. Da WACKER viele seiner Produkte in die Bauindustrie liefert, setzen wir hier verschiedene Analysewerkzeuge ein, um die weitere Branchenentwicklung einschätzen zu können.

Operative Frühindikatoren

 

Geschäftsbereiche

 

Operativer Frühindikator

 

Frühindikator für

 

 

 

 

 

WACKER SILICONES
WACKER POLYMERS
WACKER BIOSOLUTIONS

 

Rohstoffpreis- und Energiepreisentwicklung

 

unsere Kostenentwicklung

WACKER SILICONES

 

Auftragseingang pro Monat

 

unsere Kapazitätsauslastung

WACKER POLYSILICON

 

Kurz-, Mittel- und Langfristverträge

 

unsere Kapazitätsauslastung, weitere Marktentwicklung

 

Marktforschung / Kundengespräche

 

Zuwachs der Solarkapazitäten nach Ländern, unsere Kapazitätsauslastung

SILTRONIC

 

Daten zur Auslastung der Halbleiterhersteller

 

unsere Kapazitätsauslastung

Alle Geschäftsbereiche

 

Kundengespräche

 

unsere Umsatzentwicklung, unsere Produktqualität

 

Marktforschung

 

Markttrends, Produktinnovationen

 

 

 

 

Wirtschaftliche Einflüsse auf unser Geschäft

Die wirtschaftlichen Faktoren, die das Geschäft von WACKER maßgeblich beeinflussen, sind in vielen Bereichen gleich geblieben. Den größten Einfluss hatten im Geschäftsjahr 2016 mit rund 38,0 Prozent an den Herstellungskosten die Energie- und Rohstoffkosten.

Energie- und Rohstoffkosten

Als chemisches Unternehmen gehören wir einer energieintensiven Branche an und benötigen eine Reihe von Rohstoffen zur Herstellung unserer Produkte. Ein Anstieg der Energie- und Rohstoffkosten hat deshalb Auswirkungen auf unsere Kostenstruktur. WACKER versucht weniger abhängig von diesem Einflussfaktor zu werden. Durch unsere eigene Energieversorgung an den Standorten Burghausen und Nünchritz verringern wir den Zukauf von Energie und damit das Kostenrisiko. Anpassungen des Regulierungsrahmens beispielsweise bei Netzentgelten, Energie- und Stromsteuer oder dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) können die Energiekosten von WACKER direkt wie indirekt negativ beeinflussen, zum Beispiel durch steigende Netzentgelte oder Umlagen. Kostenentlastungen für energieintensive Unternehmen wie zum Beispiel bei der EEG-Umlage können sich positiv auf die Energiekosten auswirken. Wir arbeiten ständig daran, unsere Energieeffizienz zu verbessern. Im Zeitraum von 2007 bis 2022 soll der spezifische Energieverbrauch halbiert werden. Beim Rohstoffeinkauf schließen wir teilweise Verträge mit verschiedenen Laufzeiten, höheren Freiheitsgraden bei der Abgabemenge oder regelmäßiger Anpassung der Großhandelsmarktpreise ab, um eine höhere Preisflexibilität zu erreichen.

Währungsschwankungen

Grundsätzlich sichert sich WACKER gegen Währungsschwankungen ab. Für mindestens die Hälfte unserer Dollar- und Yen-Exposures des Folgejahres haben wir mit einem Mix aus Währungssicherungsgeschäften (Derivate) und dokumentierten Stopp / Loss Orders das Währungsrisiko begrenzt. Bei der Ermittlung der Sensitivität simulieren wir eine Abwertung von zehn Prozent des US-Dollar gegenüber dem Euro. Ein Anstieg des Euro gegenüber dem US-Dollar hätte sich ungesichert im EBITDA mit rund 60 Mio. € negativ ausgewirkt.

Staatlich festgelegte Förder- und Vergütungssysteme für erneuerbare Energien

Als einer der weltweit führenden Hersteller von polykristallinem Reinstsilicium sind wir abhängig von regulatorischen Änderungen staatlich festgelegter Förder- und Vergütungssysteme für erneuerbare Energien. Auf Grund der deutlich niedrigeren Preise für Solarmodule und -zellen hat die Solarenergie gegenüber fossilen Energieträgern und anderen Formen der Energieerzeugung ihre Wettbewerbsfähigkeit deutlich erhöht. Weitere absehbare Kostenrückgänge bei der Herstellung von PV-Produkten werden die Abhängigkeit von staatlich festgelegten Förder- und Vergütungssystemen in den nächsten Jahren weiter verringern. Wir gehen davon aus, dass die Solarenergie in ein paar Jahren sogar ohne spezielle Förderung auskommt, insbesondere in Kombination mit kostengünstigen Speichermöglichkeiten. WACKER wird parallel dazu weiter daran arbeiten, seine Produktivität zu verbessern, um die Wettbewerbsposition zu behaupten. Auf Grund unserer starken Kostenposition, unserer hohen Produktqualität, unserer internationalen Ausrichtung, unserer breiten Kundenstruktur sowie mehrjähriger Lieferverträge verfügen wir über Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Herstellern.

Rechtliche Einflüsse auf unser Geschäft

China hat Antidumping- und Antisubventionszölle gegen Polysiliciumhersteller aus den USA erlassen. Aktuell fallen die Polysiliciumlieferungen aus unserem Produktionsstandort Charleston im US-Bundesstaat Tennessee ebenfalls unter die entsprechende Regelung. Zurzeit laufen Verhandlungen zwischen China und den USA, die Handelsstreitigkeiten bei Solarprodukten gütlich beizulegen. Davon würde auch WACKER profitieren. Allerdings besteht für WACKER die Möglichkeit, im Rahmen direkter Gespräche eine Befreiung für Zölle zu beantragen. Für den Export von Polysilicium aus Europa hat WACKER mit dem chinesischen Wirtschaftsministerium (MOFCOM) im Mai 2014 eine bis April 2016 gültige Mindestpreisvereinbarung unterzeichnet. Im Gegenzug verzichtet das MOFCOM darauf, Antidumping- und Antisubventionszölle auf dieses Material zu erheben. Im Mai 2016 hat das MOFCOM eine Überprüfung eröffnet. Spätestens im April 2017 wird das MOFCOM eine Entscheidung treffen, ob die Maßnahmen beibehalten oder eingestellt werden. Bis dahin gelten die Regelungen der Mindestpreisvereinbarung unverändert weiter. Auch die von der EU gegen China verhängten Maßnahmen werden derzeit überprüft. Eine Entscheidung der EU-Kommission zu dieser Überprüfung wird im März 2017 erwartet. Die Vereinbarung, die den Import von Solarmodulen chinesischer Solarunternehmen reglementiert, gilt bis dahin unverändert.

192 Registrierungsdossiers im Rahmen von REACH eingereicht

Bis Ende 2016 reichte WACKER 192 Registrierungsdossiers bei der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) ein. Für einen Teil der Dossiers der ersten und zweiten Phase, die in den Jahren 2010 bzw. 2013 eingereicht wurden, stellt die ECHA Nachforderungen. Diese haben wir auch im Jahr 2016 bearbeitet. Der Welt-Chemieverband ICCA (International Council of Chemical Associations) hat die Global Product Strategy (GPS) entwickelt. Sie regelt, wie Eigenschaften von Chemikalien bewertet werden und wie über ihre sichere Verwendung zu informieren ist. In Europa werden die meisten GPS-Anforderungen über REACH und CLP, die Verordnung zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, erfüllt. Für unsere unter REACH registrierten Stoffe haben wir bis Ende 2016 im ICCA-Chemikalienportal 75 Sicherheitsbeschreibungen veröffentlicht.