Geschäftsbericht 2021

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Creating tomorrow’s solutions

Branchenspezifische Rahmenbedingungen

Mit unseren Produkten bedienen wir eine Vielzahl von Branchen. Die wichtigsten Abnehmerbranchen sind die Chemie-, die Bau-, die Elektro- und Elektronik- sowie die Photovoltaikindustrie.

Chemische Industrie wächst wieder

Nach einer rückläufigen Entwicklung 2020 ist die chemische Industrie 2021 deutlich gewachsen. Die Nachfrage nach Chemikalien und Pharmazeutika war hoch. Zeitweise gebremst wurde die Erholung in der Chemieindustrie durch Rohstoffknappheit und Probleme in der Lieferkette. Der weltweite Branchenumsatz der chemischen Industrie (inkl. Pharmazeutika) lag im Jahr 2020 nach Angaben des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) bei 5 Bio. €. Knapp 60 Prozent der Umsätze entfielen auf Asien. In den vergangenen Jahren haben sich die Wachstumszentren immer mehr in Richtung der aufstrebenden Schwellen­länder verschoben. Investitionen finden verstärkt in Ländern mit geringen Energie- und Rohstoffkosten statt. Europa profitiert über den Außenhandel von den Wachstumsmärkten. Dieser Trend hat sich 2021 fortgesetzt.

Auch in Deutschland ist die chemisch-pharmazeutische Industrie 2021 gewachsen. Die Branche verzeichnete vor allem im ersten Halbjahr einen starken Zuwachs. Im zweiten Halbjahr führten die globale Materialknappheit, Probleme in der Logistik sowie stark gestiegene Energiepreise in einigen Chemiesparten zu Produktionsrückgängen. Der Umsatz in Deutschlands drittgrößter Branche stieg laut VCI dennoch deutlich um 15,5 Prozent auf 220 Mrd. € (2020: 191 Mrd. €). Die Produktion wuchs insgesamt um 4,5 Prozent. Die Preise stiegen um 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und damit so stark wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Bauwirtschaft erholt sich

Nach einem deutlichen Rückgang im Jahr 2020 hat sich die Bauwirtschaft im Jahr 2021 erholt. Laut einer Analyse des Marktforschungsinstituts B + L Marktdaten GmbH sind die Bauinvestitionen in fast allen Märkten gestiegen. Das Wachstum war dabei von Neubauprojekten wie auch Bestandsmaßnahmen – vor allem im Bereich der energetischen Gebäudesanierung – geprägt. Besonders stark gestiegen ist die Bautätigkeit in Westeuropa und Asien. Weltweit wuchs das Bauvolumen 2021 um 2,5 Prozent auf rund 9,34 Bio. US-$ (2020: 9,11 Bio. US-$).

Wachstumsrate der Bauleistungen nach Regionen 2021

%

Wachstumsrate der Bauleistungen nach Regionen 2021 (Balkendiagramm)
Quelle: B + L Marktdaten GmbH, Stand 11/2021

Markt für Elektrotechnik- und Elektronikindustrie im Plus

Nach einer Stagnation im Vorjahr ist das Volumen des weltweiten Elektrotechnik- und Elektronikmarktes 2021 nach Schätzungen des Zentralverbandes der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) um neun Prozent gewachsen und lag bei rund 5,02 Bio. € (2020: 4,60 Bio. €). In den Industrie­ländern stieg das Volumen um rund sieben Prozent. In den Schwellenländern fiel das Plus mit zehn Prozent noch deutlicher aus.

Photovoltaik etabliert sich als tragende Säule der weltweiten Energieversorgung

Die globale Solarbranche ist im Jahr 2021 trotz der negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie weiter gewachsen. Nach Angaben verschiedener Marktstudien sowie eigener Marktuntersuchungen wurden weltweit ca. 170 Gigawatt (GW) Leistung neu installiert (2020: ca. 140 GW). Das sind rund 21 Prozent mehr als im Vorjahr. Zum Jahresende 2021 waren damit weltweit mehr als 900 GW Photovoltaikleistung installiert. Rund die Hälfte der Neuinstallationen wurde 2021 in China, Japan und den USA getätigt. Neben Fördermaßnahmen haben insbesondere die niedrigen Systemkosten erheblich zum weltweiten Ausbau der Photovoltaikinstallationen beigetragen. Photovoltaik ist inzwischen wettbewerbsfähig mit der Stromerzeugung aus konventionellen Energieträgern. In einzelnen Ausschreibungen in sonnenreichen Regionen lag der Handelspreis für Solarstrom bereits bei unter 15 US-$ pro Megawattstunde.

Neu installierte PV-Leistungen 2021 und 2020

 

 

 

Neu installierte PV-Leistungen (MW)

 

Wachstum 2021

 

 

2021

 

2020

 

%

 

 

 

 

 

 

 

Deutschland

 

5.300

 

4.900

 

8

Spanien

 

3.800

 

3.300

 

15

Übriges Europa

 

19.900

 

13.000

 

53

USA

 

25.000

 

19.200

 

30

Japan

 

7.500

 

8.200

 

-9

China

 

54.900

 

48.200

 

14

Indien

 

12.000

 

3.200

 

275

Übrige Welt

 

41.600

 

40.000

 

4

Gesamt

 

170.000

 

140.000

 

21

Quellen: Bundesnetzagentur, SolarPower Europe (SPE), Solar Energy Industries Association (SEIA), China National Energy Agency, Marktstudien, eigene Marktuntersuchungen von WACKER

(Tabelle ungeprüft)

Marktpreisentwicklung der für WACKER wichtigsten Rohstoffe in Europa

Marktpreisentwicklung der für WACKER wichtigsten Rohstoffe in Europa (Grafik)
Ø jeweiliger Jahresdurchschnitt (Tabelle ungeprüft)

Rohstoffpreise deutlich über Vorjahr

Die Rohstoffpreise sind im Jahr 2021 deutlich gestiegen. Bei einigen Stoffen erreichten die Preise ein Rekordhoch, das weit über die bisher normale Schwankungsbreite hinausgeht. Getrieben wurden die Preisentwicklungen durch die starke Nachfrage in allen Segmenten. Gleichzeitig kam es zu Verknappungen auf der Angebotsseite durch wetter­bedingte Produktionsausfälle, Häufungen von technischen Störungen sowie logistische Probleme. ­Kostensteigerungen bei Grundstoffen wie Öl, Erdgas und Kohle wurden in den Folgeprodukten durch die Wertschöpfungsketten weiter­gegeben. Bei vielen Rohstoffen kamen teils massive Knappheitszuschläge hinzu.

Bei den für WACKER wichtigen Rohstoffen Ethylen und Methanol entwickelten sich die Preise größtenteils analog zur Kostenentwicklung für fossile Grundstoffe. Die Preise für den Schlüsselrohstoff Vinylacetat wurden dagegen durch den Ausfall wesentlicher Produktionskapazitäten in den USA im Frühjahr infolge eines Eissturms massiv beeinflusst. Gleichzeitig verhinderten im zweiten Halbjahr Angebotseinschränkungen in Nordostasien eine Erholung der globalen Bestände für das Monomer. Im zweiten Halbjahr stiegen zudem die Preise für metallurgisches Silicium extrem an. Hier traf eine starke Nachfrage auf nicht vollständig zur Verfügung stehende Produktionskapazitäten in den westlichen Industrieländern. Getrieben wurden die Preise zusätzlich durch Produktionseinschränkungen in China infolge einer Knappheit von Elektrizität.

Preise für Strom, Erdgas und CO2 massiv gestiegen

Die Preise aller Energieträger sind im Jahr 2021 weltweit massiv gestiegen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, eine hohe Nachfrage bei gleichzeitiger Angebotsknappheit sowie ungünstige Wetterereignisse trieben die Preise für Kohle und Erdgas auf Rekordniveaus. Die Rohölpreise erholten sich dagegen auf etwa 80 US-$ pro Barrel und lagen damit auf Vorkrisenniveau.

Unterdurchschnittliche Stromerzeugung aus Windparks in Europa sowie trockenheitsbedingt niedrige Strommengen aus Wasserkraftwerken in Südamerika, Skandinavien und Europa sorgten für eine erhöhte Nachfrage nach Kohle und Erdgas. Bei Kohle kam es gleichzeitig auf Grund starker Regenfälle in Asien und Produktionseinschränkungen in China zu Engpässen in Logistik und Produktion. In der Folge stiegen die Kohlepreise auf bis zu 250 US-$ pro Tonne. Die erheblich gesteigerte Erdgasnachfrage aus China und anderen Ländern konnte auch durch das erhöhte Angebot an Flüssigerdgas kaum gedeckt werden und trieb die Spotpreise in Asien und Europa auf über 100 € / MWh.

Durch die verstärkte Nutzung fossiler Brennstoffe in Europa und vor allem die verschärften Klimaziele der EU stieg der CO2-Preis im Jahresverlauf auf über 70 € pro Tonne. Im 4. Quartal 2021 lagen die Spotmarktpreise für Strom in Deutschland auf Grund der hohen Gaspreise und CO2-Preise bei durchschnittlich 176 € pro Megawattstunde. Die Strompreise in Deutschland sind zusätzlich mit Abgaben und Umlagen belastet. Dazu zählen unter anderem Netzentgelte, Stromsteuer und die EEG-Umlage. Neben den historisch hohen Preisen hat auch die Volatilität der Energiepreise 2021 erheblich zugenommen.

Marktpreisentwicklung der für WACKER relevanten Energieträger

Marktpreisentwicklung der für WACKER relevanten Energieträger (Grafik)
Ø jeweiliger Jahresdurchschnitt (Tabelle ungeprüft)
Ethylen
Ein farbloses, schwach süßlich riechendes Gas, das unter Normalbedingungen leichter als Luft ist. Es wird als chemisches Zwischenprodukt für eine Vielzahl von Kunststoffen benötigt, wie Polyethylen und Polystyrol. Daraus entstehen Produkte z. B. für Haushalt, Landwirtschaft oder Automobilbau und die Baubranche.
Silicium
Nach Sauerstoff das am häufigsten vorkommende Element der Erdkruste. In der Natur kommt Silicium ausnahmslos in Form von Verbindungen vor, hauptsächlich als Siliciumdioxid und in Form von Silicaten. Silicium wird über die energieintensive Reaktion von Quarzsand mit Kohle gewonnen und ist der wichtigste Rohstoff der Elektronikindustrie.