Branchenspezifische Rahmenbedingungen

Mit unseren Produkten bedienen wir eine Vielzahl von Branchen. Die wichtigsten Abnehmerbranchen sind die Chemie-, die Bau-, die Elektro- und Elektronik- sowie die Photovoltaikindustrie.

Pandemie trifft chemische Industrie

Auf Grund der Corona-Pandemie sind die Umsätze in der chemischen Industrie im 1. Halbjahr 2020 weltweit zurückgegangen. Im Sommer setzte eine Erholung ein, die bis zum Jahresende anhielt. Die Nachfrage nach Chemikalien und Pharmazeutika stabilisierte sich. Der weltweite Branchenumsatz der chemischen Industrie (inkl. Pharmazeutika) lag im Jahr 2019 nach Angaben des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) bei 5,1 Bio. €, mehr als 50 Prozent davon kamen aus Asien. In den vergangenen Jahren haben sich die Wachstumszentren immer mehr in Richtung der aufstrebenden Schwellenländer verschoben. Investitionen finden verstärkt in Ländern mit geringen Energie- und Rohstoffkosten statt. Europa profitiert über den Außenhandel von den Wachstumsmärkten. Dieser Trend setzte sich 2020 fort.

Für die chemische Industrie in Deutschland war 2020 ein schwieriges Jahr. Der Umsatz in Deutschlands drittgrößter Branche verringerte sich laut VCI um sechs Prozent auf 186 Mrd. € (2019: 193 Mrd. €). Unter dem Corona-bedingten Auftragsrückgang litt das Auslandsgeschäft in nahezu allen Exportmärkten (-6,5 Prozent) ebenso wie der Umsatz im Inland (-5,5 Prozent). Die Produktion fiel um drei Prozent. Die Chemie alleine ohne die fast stabile Pharmabranche verbuchte ein Minus von vier Prozent.

Rückgang der Bauinvestitionen

Auch wenn andere Wirtschaftsbereiche deutlich stärker betroffen waren, hat sich die Corona-Pandemie 2020 auch auf die Bauwirtschaft negativ ausgewirkt. Projekte wurden verzögert, Investitionen verschoben. Laut einer Analyse des Marktforschungsinstituts B + L Marktdaten GmbH waren die Bauinvestitionen in fast allen Märkten rückläufig. Weltweit ging das Bauvolumen 2020 um -2,3 Prozent auf insgesamt 9,11 Bio. US-$ zurück. (2019: 9,32 Bio. US-$). Am stärksten fiel der Rückgang mit -6,4 Prozent in Südamerika aus. Aber auch in Westeuropa (-5,5 Prozent) lag das Bauvolumen deutlich unter dem Niveau des Vorjahres.

Wachstumsrate der Bauleistungen nach Regionen 2020

in %

Wachstumsrate der Bauleistungen nach Regionen 2020 (Balkendiagramm)

Quelle: B + L Marktdaten GmbH, Stand 11/2020

Markt für Elektrotechnik- und Elektronikindustrie im Minus

Das Volumen des weltweiten Elektrotechnik- und Elektronikmarktes ist im Jahr 2020 nach Schätzungen des Zentralverbandes der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) um drei Prozent zurückgegangen und lag bei rund 4,37 Bio. € (2019: 4,51 Bio. €). Während die Folgen der Corona-Pandemie in den Industrieländern für einen Rückgang um rund sieben Prozent sorgten, fiel das Minus in den Schwellenländern mit einem Minus von einem Prozent vergleichsweise moderat aus.

Photovoltaik etabliert sich als tragende Säule der weltweiten Energieversorgung

Die globale Solarbranche ist im Jahr 2020 weitergewachsen. Nach Angaben verschiedener Marktstudien sowie eigener Marktuntersuchungen wurden weltweit ca. 140 Gigawatt (GW) neu installiert (2019: ca. 120 GW). Das sind rund 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Zum Jahresende 2020 waren damit weltweit mehr als 700 GW Photovoltaikleistung installiert. Rund die Hälfte der Neuinstallationen wurden 2020 in China, Japan und den USA getätigt. Trotz der negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie konnte damit ein Wachstum der globalen PV-Märkte im Vergleich zum Vorjahr erreicht werden. Neben Fördermaßnahmen haben insbesondere die stark gesunkenen Systemkosten erheblich zum weltweiten Ausbau der PV-Installationen beigetragen. Photovoltaik ist bereits heute wettbewerbsfähig mit der Stromerzeugung aus konventionellen Energieträgern. Nicht geförderter Solarstrom hat sich weiter verbilligt. In einzelnen Ausschreibungen in sonnenreichen Regionen lag sein Handelspreis bereits bei unter 15 US-$ pro Megawattstunde.

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Neu installierte PV-Leistungen 2020 und 2019

 

 

 

Neu installierte PV-Leistungen (MW)

 

Wachstum 2020

 

 

2020

 

2019

 

%

 

 

 

 

 

 

 

Deutschland

 

4.800

 

4.000

 

20

Spanien

 

2.600

 

4.700

 

-45

Übriges Europa

 

13.000

 

13.000

 

0

USA

 

19.000

 

13.300

 

43

Japan

 

8.200

 

7.500

 

9

China

 

48.200

 

30.100

 

60

Indien

 

3.500

 

7.300

 

-52

Übrige Welt

 

40.700

 

40.100

 

1

Gesamt

 

140.000

 

120.000

 

17

Quellen: Bundesnetzagentur, Solar Energy Industries Association (SEIA), China National Energy Agency, Ministry of New and Renewable Energy, Bridge to India, Marktstudien, eigene Marktuntersuchungen von WACKER (Tabelle ungeprüft)

Trotz der global gestiegenen Neuinstallationen blieben die Marktbedingungen in der Photovoltaikindustrie herausfordernd. In den USA und Indien sorgen Strafzölle auf importierte Solarzellen und Module für höhere Preise und damit für ein gebremstes Wachstum. In China wurde trotz schwieriger Rahmenbedingungen ein Wachstum im Vergleich zum Vorjahr erzielt. Der hohe Wettbewerbsdruck hält auf allen Wertschöpfungsstufen an.

Marktpreisentwicklung der für WACKER wichtigsten Rohstoffe in Europa

Marktpreisentwicklung der für WACKER wichtigsten Rohstoffe in Europa (Grafik)

Ø jeweiliger Jahresdurchschnitt
(Tabelle ungeprüft)

Rohstoffpreise niedriger als im Vorjahr

Die Rohstoffpreise waren 2020 insgesamt niedriger als im Vorjahr, wobei sich die Preisverläufe der einzelnen Materialien unterschiedlich darstellten. Die Preisentwicklung war geprägt durch die teils abrupten Nachfrageveränderungen infolge der Corona-Pandemie. Das hat sich auf die gesamten Wertschöpfungsketten ausgewirkt. Nachdem es zu Beginn des Jahres einen Preisanstieg gab, fielen die Preise für metallurgisches infolge verminderter Nachfrage insbesondere für Aluminiumanwendungen im 2. und 3. Quartal. Zum Jahresende kam es zu einer Erholung der Preise. Die Ethylenpreise in Europa wurden im Wesentlichen durch den Hauptkostenfaktor Naphtha und damit durch die Entwicklung der Erdölpreise bestimmt. Die sehr gute Angebotssituation sowie die Bewegungen der Kohle- und Ölpreise, welche für die fundamentale Preisbildung von Methanol ausschlaggebend sind, führten zu stark sinkenden Methanolpreisen bis zur Jahresmitte. Im Anschluss stiegen die Preise dann stark an infolge höherer Vorproduktkosten sowie einer geringeren Mengenverfügbarkeit. Eine ähnliche Entwicklung war bei Vinylacetatmonomer zu sehen. Getrieben durch eine schwächere Nachfrage infolge der Pandemie sowie durch niedrigere Preise der Vorprodukte sanken zunächst die Preise. Im 2. Halbjahr zogen sie dann wieder an.

Strom- und CO2-Preise sinken

Die Preise der für WACKER wichtigsten Energieträger sanken infolge der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 temporär in erheblichem Umfang. Auf dem globalen Rohölmarkt fielen die Preise auf Grund des Nachfrageeinbruchs auf ein Drei-Jahres-Tief. Nach Reduzierungen der OPEC-Fördermengen und Lockerungen der pandemiebedingten Einschränkungen erholten sich die Preise im Jahresverlauf langsam, erreichten jedoch nicht ihr vorheriges Niveau. Die deutschen Strompreise gaben unter dem Einfluss historisch niedriger Gas- und Kohlepreise, hoher Einspeisemengen erneuerbaren Stroms sowie einer geringeren Nachfrage von Seiten der Industrie zunächst weiter nach und stabilisierten sich im Jahresverlauf bei einem Preis von rund 40 €/MWh. Getrieben von stark steigenden Gas-, Kohle- und CO2-Preisen erreichten die Strompreise zum Jahresende ihren Jahreshöchstwert. Zusätzlich sind die Strompreise in Deutschland mit Abgaben und Umlagen belastet. Dazu zählen unter anderem Netzentgelte, Stromsteuer und die EEG-Umlage.

Die Preise für CO2-Emissionszertifikate fielen auf Tagesbasis im 1. Quartal auf rund 16 € pro Tonne. Die einsetzende Erholung ließ die Preise auf Tagesbasis zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren über 30 € pro Tonne steigen. In der zweiten Jahreshälfte stabilisierten sich die Preise zunächst im Bereich von 25 € pro Tonne, ehe sie im Dezember auf über 30 € pro Tonne stiegen. Dabei wies der Preisverlauf eine erhebliche Volatilität auf.

Marktpreisentwicklung der für WACKER relevanten Energieträger

Marktpreisentwicklung der für WACKER relevanten Energieträger (Grafik)

Ø jeweiliger Jahresdurchschnitt
(Tabelle ungeprüft)

Silicium
Nach Sauerstoff das am häufigsten vorkommende Element der Erdkruste. In der Natur kommt Silicium ausnahmslos in Form von Verbindungen vor, hauptsächlich als Siliciumdioxid und in Form von Silicaten. Silicium wird über die energieintensive Reaktion von Quarzsand mit Kohle gewonnen und ist der wichtigste Rohstoff der Elektronikindustrie.

Vorjahresvergleich