Fitness und Gesundheit
Kleidung, die mitdenkt
Fit und gesund bleiben
Fitness Tracker und Smart Textiles messen den Puls oder geben elektronische Impulse für den Muskelaufbau. Unsere Hightech-Silicone sorgen für eine ideale Verbindung zwischen der Haut und der Sensorik.
Wenn Mensch und Maschine aufeinandertreffen, ist im besten Fall ein Stück Stoff dazwischen. Smarte Textilien kommen in der Medizin und im Sport zum Einsatz. Sie messen mit Sensoren den Puls oder geben elektronische Impulse für den Muskelaufbau. Für die ideale Verbindung verwendet ein schwäbischer Textilpionier in den intelligenten Stoffen Hightech-Silicone von WACKER. Bereits vor 50 Jahren entwickelte das Unternehmen die ersten Siliconprodukte für die Textil- und Lederindustrie.
In normaleren Zeiten kommen Sportmultis und Textilkonzerne aus aller Welt in den Showroom von Hans Bauer am Rande der Schwäbischen Alb, um mit dem Textilunternehmer neue Kleidungsstücke zu entwickeln. Jetzt sitzt er alleine da, umgeben von Schaufensterpuppen in futuristischer Sportkleidung, und führt seine Muster und Prototypen in Videokonferenzen vor. Das Geschäft laufe weiter, sagt er. Innovative Kleidung ist ein boomendes Geschäft.
„Wir waren die Ersten, die Elektronik und Silicone aufs Textil gebracht haben.“
Hans R. Bauer, Gründer und Geschäftsführer von NTT
Bauer hält einen Sport-BH eines allseits bekannten Sportartikelherstellers in die Kamera. „Da haben wir als Erste weltweit 2004 einen Pulsmesser integriert“, erzählt er. Am Übergang von der Elektronik zum Körper setzte er Flüssigsilicone ein, die den Strom leiten. „Wir waren die Ersten, die Elektronik und Silicone aufs Textil gebracht haben“, erzählt der Erfinder. Silicone schützen die Elektroden beim Waschen und vor Abrieb und sind dabei extrem dehnbar, hautfreundlich und gut zu verarbeiten.
Die Branche war euphorisiert. Smarte Textilien würden den Fitnessmarkt revolutionieren, hieß es überall. Doch dann passierte lange nichts. Viele Sporthersteller, die auf den Zug aufgesprungen waren, wurden enttäuscht. Hans Bauer blieb gelassen. Er hat gelernt, dass bei Innovationen dem ersten Hype oft eine Phase der Desillusionierung folgt. Mittlerweile, sagt er, sind die smarten Stoffe dort angekommen, wo sie ihre Vorteile wirklich sinnvoll ausspielen können.
Training mit Elektrostimulation: Im hautengen Anzug fördern mit leitfähigem Silicon beschichtete Elektroden das Muskelwachstum.
Ideen für den Arbeitsschutz
Seit ein paar Jahren hat der Textilexperte vor allem Anfragen aus dem Arbeitsschutz – und auch vom Militär. Zum Beispiel erkennen Unterhemden für Starkstromtechniker, wenn der Arbeiter stürzt, und schlagen Alarm. Bei Minenarbeitern in Südamerika erkennen Sensoren in der Kleidung, wenn die Sauerstoffsättigung im Blut zu niedrig wird. Soldaten tragen integrierte Sensoren, die lebensgefährliche Verwundungen melden. Kleidung, die Leben retten kann. „In diesem Bereich wird es noch viele sinnvolle Anwendungen geben“, ist Hans Bauer überzeugt.
Gelenkschonendes Training
Auch die Fitnessbranche hat funktionierende Geschäftsmodelle gefunden. Zum Beispiel im boomenden Markt für EMS-Training. Die Sportler tragen hier hautenge Anzüge mit Elektroden, die das Muskelwachstum anregen. 20 Minuten Training pro Woche sollen für effektiven Muskelaufbau reichen, versprechen die Anbieter. Vor allem für ältere, schwache und übergewichtige Menschen ist EMS eine gute, weil gelenkschonende Alternative zur Hantelbank. Hans Bauer arbeitet aktuell mit mehreren Herstellern an EMS-Anzügen, bei denen die Elektroden anders als bisher komplett mit leitfähigen Spezialsiliconen von WACKER beschichtet sind. Der Schweiß unter dem Silicongummi verbindet Elektrode und Haut so gut, dass die Elektroden nicht mehr wie bisher angefeuchtet werden müssen – was für die Kunden viel angenehmer ist.
Training mit Elektrostimulation: Im hautengen Anzug fördern mit leitfähigem Silicon beschichtete Elektroden das Muskelwachstum.
Polyamidverstärktes Silicon erhöht den Tragekomfort von Sporttextilien. Auch Sensoren lassen sich mit Silicon integrieren.
Hilfe für Senioren – selbstbestimmt in den eigenen Wänden
Einen großen Zukunftsmarkt für die smarten Textilien sehen Analysten bei alten und kranken Menschen. Mit Kleidung, die Vitalfunktionen überwacht, werden zum Beispiel Senioren länger selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben können. Menschen mit spastischen Lähmungen können mit Elektrodenanzügen wieder ohne Hilfe gehen. Hans Bauer ist mit seinem Unternehmen an solchen Entwicklungen beteiligt – und setzt auch hier auf Produkte aus Burghausen: „WACKER ist da einfach sehr innovativ, bietet eine Riesenpalette an Siliconen und auch die Zusammenarbeit mit den Anwendungstechnikern im Labor ist super.“