Wirtschaftliche und rechtliche Einflussfaktoren
WACKER verkauft seine Produkte und Dienstleistungen in fast alle Branchen. Wir können uns konjunkturellen Schwankungen in einzelnen Geschäftsbereichen nicht entziehen. Ausprägung und Eintrittszeitpunkt können aber unterschiedlich sein. Auf Grund des Produktportfolios und der breiten Kundenbasis haben wir jedoch auch die Möglichkeit, diese konjunkturellen Schwankungen in ihrem Ausmaß abzufedern.
Auftragsentwicklung
Die Auftragsvergabe ist in den einzelnen Geschäftsbereichen von WACKER sehr unterschiedlich. Im Geschäftsbereich WACKER SILICONES ist der größte Teil der Bestellungen kurzfristiger und zu einem geringeren Teil auch längerfristiger Natur. Das Geschäft im Geschäftsbereich WACKER POLYMERS ist geprägt von Verträgen und Rahmenvereinbarungen mit Laufzeiten bis zu einem Jahr. Im Geschäftsbereich WACKER POLYSILICON schließen wir kurz- und langfristige Verträge ab; ein Anteil der Auftragseingänge sind kurzfristige Bestellungen anhand von Marktreferenzen. Der Ausweis des Auftragsbestands ist für den WACKER-Konzern auf Grund der Unterschiede in der Auftragsvergabe wenig aussagekräftig und wird deshalb als Kennzahl in unserem monatlichen Berichtswesen nicht aufgeführt.
Operative Frühindikatoren als Gradmesser für künftige Entwicklungen
Anhand ausgewählter operativer Frühindikatoren versuchen wir voraussichtliche Entwicklungen in unserer Geschäftsplanung zu berücksichtigen und unsere Kapazitäten zu steuern. Da wir in unterschiedlichen Geschäften und Märkten zu Hause sind, bedienen wir uns dabei einer Reihe verschiedener Frühindikatoren, die uns in den einzelnen Geschäftsbereichen Aufschluss über mögliche Entwicklungen geben können. Dazu zählen beispielsweise die Entwicklung von Rohstoff- und Energiepreisen, aber auch Daten aus unserer Marktforschung und aus Kundengesprächen.
Wirtschaftliche Einflüsse auf unser Geschäft
Die wirtschaftlichen Faktoren, die das Geschäft von WACKER maßgeblich beeinflussen, sind in vielen Bereichen gleichgeblieben.
Rohstoff- und Energiekosten
Als chemisches Unternehmen gehören wir einer energieintensiven Branche an und benötigen eine Reihe von Rohstoffen zur Herstellung unserer Produkte. Ein Anstieg der Rohstoff- und Energiekosten hat deshalb mit zeitlicher Verzögerung Auswirkungen auf unsere Kostenstruktur. WACKER strebt an, die Kosten auf einem wettbewerbsfähigen Niveau zu halten. Durch unsere eigene Energieversorgung an den Standorten Burghausen und Nünchritz verringern wir den Zukauf von Energie und damit das Kostenrisiko. Anpassungen des Regulierungsrahmens beispielsweise bei Netzentgelten, Energie- und Stromsteuer, CO2-Zertifikaten im Rahmen des europäischen Emissionshandelssystems (ETS) oder dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) können die Energiekosten von WACKER direkt wie indirekt negativ beeinflussen. Auf Grund der hohen Strompreise in Deutschland ergeben sich Nachteile für WACKER gegenüber Wettbewerbern. Wir fordern deshalb die Einführung eines Industriestrompreises und wirken diesbezüglich auf die politisch Verantwortlichen ein. Wir arbeiten zudem ständig daran, unsere Energieeffizienz zu verbessern. Im Zeitraum von 2007 bis 2022 soll der spezifische Energieverbrauch halbiert werden. Beim Rohstoffeinkauf schließen wir teilweise Verträge mit verschiedenen Laufzeiten, flexiblen Abnahmemengen oder regelmäßiger Anpassung der Großhandelsmarktpreise ab, um uns ein günstiges Preisniveau zu sichern, aber auch Preisflexibilität zu erhalten.
Währungsschwankungen
Grundsätzlich sichert sich WACKER gegen Währungsschwankungen ab. Für rund die Hälfte unserer Dollar-Exposures des Folgejahres haben wir mit einem Mix aus Währungssicherungsgeschäften das Währungsrisiko begrenzt. Bei der Ermittlung der Sensitivität simulieren wir eine Abwertung von zehn Prozent des US-Dollar gegenüber dem Euro. Ein Anstieg des Euro gegenüber dem US-Dollar hätte sich ungesichert im EBITDA mit rund 39 Mio. € negativ ausgewirkt. Zusätzlich haben wir im Jahr 2020 Sicherungsgeschäfte in japanischen Yen (JPY) abgeschlossen.
Staatlich festgelegte Förder- und Vergütungssysteme für erneuerbare Energien
Als einer der weltweit führenden Hersteller von polykristallinem Reinstsilicium sind wir abhängig von regulatorischen Änderungen staatlich festgelegter Förder- und Vergütungssysteme für erneuerbare Energien. Auf Grund der deutlich niedrigeren Preise für Solarmodule und -zellen hat die Solarenergie gegenüber fossilen Energieträgern und anderen Formen der Energieerzeugung ihre Wettbewerbsfähigkeit deutlich erhöht. Weitere absehbare Kostenrückgänge bei der Herstellung von PV-Produkten werden die Abhängigkeit von staatlich festgelegten Förder- und Vergütungssystemen in den nächsten Jahren weiter verringern. Wir gehen davon aus, dass die Solarenergie in ein paar Jahren sogar ohne spezielle Förderung auskommt, insbesondere in Kombination mit kostengünstigen Speichermöglichkeiten.
Rechtliche Einflüsse auf unser Geschäft
China hat Antidumping- und Antisubventionszölle gegen US-Hersteller von Polysilicium für Solaranwendungen erlassen. Aktuell fallen die Polysiliciumlieferungen für Solaranwendungen aus unserem Produktionsstandort Charleston im US-Bundesstaat Tennessee unter die entsprechende Regelung. Die USA haben ihrerseits Safeguard-Zölle im Rahmen eines „Section 201-Verfahrens“ (Globale Abwehrzölle auf Solarmodule und -zellen) und weiterer „Section-Verfahren“ eingeführt, die die Handelsbeziehungen mit China zusätzlich belasten. Eine gütliche Einigung der Handelsstreitigkeiten bei Solarprodukten könnte sich im Gesamtkontext einer übergreifenden Handelsvereinbarung zwischen den USA und China erreichen lassen.