Geschäftsbericht 2021

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Creating tomorrow’s solutions

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,

das zweite Jahr in Folge hat die Corona-Pandemie uns alle außer­ordentlich gefordert. Sie hat uns in unserem Handeln und in unserem Verhalten stark beeinflusst und uns ein hohes Maß an Flexibilität abverlangt. Für zahlreiche Unternehmen war es schwierig, die Folgen der Pandemie abzufedern. Viele in der Vergangenheit selbstverständ­liche Abläufe und Prozesse wurden außer Kraft gesetzt.

WACKER ist wirtschaftlich gut durch diese Zeit gekommen, besser als erwartet. 2021 war für WACKER ein Rekordjahr. Beim Konzernumsatz sind wir in eine neue Dimension vorgedrungen: Zum ersten Mal haben wir die Marke von sechs Milliarden Euro übersprungen. Der Zuwachs kommt aus einem starken organischen Wachstum über alle vier Geschäftsbereiche hinweg. Das EBITDA hat sich trotz deutlich gestiegener Rohstoffpreise im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt – auf mehr als 1,5 Milliarden Euro. Das hat sich auch positiv auf den Jahresüberschuss ausgewirkt, der sich auf 828 Millionen Euro beläuft.

Auch andere wichtige Finanzkennzahlen spiegeln das sehr starke Geschäftsjahr wider.

Der Netto-Cashflow liegt mit 761 Millionen Euro über dem bereits hohen Wert des Vorjahres. Der kräftige Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft hat die finanzielle Stabilität des Unternehmens nochmals erhöht. Zum Ende des Jahres weisen wir ein Nettofinanz­vermögen von rund 550 Millionen Euro aus. Zusammengefasst heißt das: 2021 war das erfolgreichste Jahr in der Geschichte des Unternehmens.

Der Erfolg des Unternehmens wirkt sich positiv auf die Höhe der Dividende aus. Aufsichtsrat und Vorstand schlagen der Hauptversammlung im Mai eine Dividende von acht Euro je Aktie vor. Damit schütten wir rund 50 Prozent des Konzernjahresüberschusses an Sie, unsere Aktionärinnen und Aktionäre, aus.

Unser Erfolg im vergangenen Jahr ist in erster Linie das Werk unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dass wir bei WACKER unsere Produktion und unser Geschäft seit Beginn der Pandemie flexibel, koordiniert und äußerst diszipliniert immer am Laufen halten konnten, ist ihr Verdienst. Das war ein enormer Kraftakt. Ich persönlich bin stolz darauf, wie wir als WACKER-Mannschaft diese schwierige Situation gemeistert haben. Dafür danke ich im Namen des gesamten Vorstands jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter und zolle allen unseren Beschäftigten hohen Respekt vor dieser starken Leistung. Als Anerkennung für diese außerordentlichen Leistungen haben wir allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Jahr 2021 einen Extrabonus ausgezahlt.

WACKER befindet sich wieder auf Wachstumskurs. Diese Dynamik wollen wir in Zukunft noch weiter beschleunigen. Bereits im Jahr 2021 haben wir unsere Investitionen wieder erhöht – auf gut 340 Millionen Euro. Gleichzeitig haben wir unser Geschäft durch zwei wichtige Akquisitionen abgerundet und gestärkt. Unser größter Geschäftsbereich WACKER SILICONES hat sich mit 60 Prozent an dem chinesischen Spezialsilanhersteller SICO beteiligt. Wir bauen damit unsere technologische Kompetenz im wichtigsten Chemiemarkt der Welt aus und erweitern für unsere Kunden das Angebot an hochwertigen Spezialprodukten.

Mit dem Erwerb des Plasmid-DNA-Herstellers Genopis in den USA vervollständigen wir unser Portfolio im Geschäftsbereich WACKER BIOSOLUTIONS als Auftragshersteller für die Pharmaindustrie. Gleichzeitig haben wir jetzt eigene Produktionskapazitäten im wichtigen amerikanischen Biopharma-Markt. Beide Akquisitionen zahlen auf unsere künftige Wachstumsstrategie ein.

Alle Geschäftsbereiche von WACKER haben im Geschäftsjahr 2021 ihre Umsätze kräftig steigern können. Deutlich höhere Absatzmengen und bessere Preise waren dafür verantwortlich. In unserem Chemiegeschäft verzeichnete WACKER SILICONES einen starken EBITDA-Anstieg. WACKER POLYMERS konnte trotz hoher Preise für seine Rohstoffe das EBITDA des Vorjahres fast erreichen. Unser Biotechnologiegeschäft mit WACKER BIOSOLUTIONS ist gewachsen und hat im EBITDA leicht zugelegt. Sehr gut entwickelt hat sich unser Polysiliciumgeschäft. Höhere Absatzmengen, auch bei Polysilicium für Halbleiter­anwendungen, und stark gestiegene Preise für Solarsilicium sowie Ver­besserungen bei den Herstellkosten haben zu einem kräftigen Umsatz- und Ergebnissprung geführt.

Auch unser Effizienzprogramm „Zukunft gestalten“, das wir vor zwei Jahren initiiert haben, hat zu der positiven Ergebnisentwicklung beigetragen. Im Geschäftsjahr 2021 haben wir dadurch eine Kostenersparnis von rund 160 Millionen Euro erzielt. In diesem Jahr wollen wir mehr als 200 Millionen Euro einsparen und das Programm abschließen. Von 2023 an rechnen wir dann mit jährlichen Einsparungen von 250 Millionen Euro.

Wir richten jetzt unseren Blick nach vorn und schlagen das nächste Kapitel unserer erfolgreichen Entwicklung auf.

Ein erstes Ausrufezeichen haben wir mit unseren neuen, ambitionierten Nachhaltigkeitszielen gesetzt, die wir Ende des vergangenen Jahres vorgestellt haben. Für uns hat Nachhaltigkeit zwei Aspekte. Zum einen werden wir unseren ökologischen Fußabdruck deutlich verbessern. Bis zum Jahr 2030 wollen wir unsere absoluten Treibhausgasemissionen um 50 Prozent senken. Zum anderen eröffnen sich für uns durch die weiter zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit in allen Lebensbereichen attraktive Geschäftsperspektiven. Mit unseren Anwendungen und Produkten bieten wir unseren Kunden Lösungen, die es ihnen möglich machen, ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Schon heute zahlen mehr als zwei Drittel unseres gesamten Produktportfolios auf diesen Werttreiber ein. Das zeigt auch: Ohne unsere Chemie lassen sich die herausfordernden Aufgaben beim Thema Klimaschutz nicht lösen.

Ein zweites Ausrufezeichen setzen wir mit unseren neuen Wachstumszielen, die wir bis 2030 erreichen wollen. Unser einzigartiges, lösungsgetriebenes und vielfältiges Produktportfolio eröffnet uns Chancen für zusätzliches und profitables Geschäft, die wir entschlossen nutzen. Auch unsere Kunden und die Märkte wollen das. Wir haben dazu viele positive Signale von unseren Kunden erhalten. Unsere neue Wachstumsstrategie werden wir Ende März dem Kapitalmarkt vorstellen. Der Kurs ist klar: Wir wollen unser Wachstum in den nächsten Jahren beschleunigen. Ohne das Vertrauen unserer Kunden wäre das nicht möglich. Kundenzufriedenheit ist der Schlüssel für unseren langfristigen Erfolg.

Wie sehen unsere Ziele für das Jahr 2022 aus?

Die Wachstumsdynamik aus dem vergangenen Jahr setzt sich in diesem Jahr fort. Wir gehen davon aus, dass der Umsatz eine Größenordnung von rund sieben Milliarden Euro erreichen wird und damit erneut deutlich zulegt. Das EBITDA erwarten wir zwischen 1,2 und 1,5 Milliarden Euro und lägen damit am oberen Rand auf dem Niveau des Vorjahres. Hier spüren wir kräftigen Gegenwind durch höhere Preise bei für uns wichtigen Rohstoffen und die hohen Preise für Energie. Insgesamt schlägt das aus heutiger Sicht im EBITDA mit rund einer Milliarde Euro zu Buche. Das bremst die Ergebnisentwicklung. WACKER wird in diesem Jahr mehr investieren. Unsere geplanten Investitionen liegen dabei deutlich über den Abschreibungen. Wir konzentrieren uns dabei auf die starke Nachfrage unserer Kunden in den Chemiebereichen, auf den Ausbau unseres Biotechnologiegeschäfts sowie auf Polysilicium für Halbleiteranwendungen.

Bei der Reform unseres Pensionssystems haben wir einen großen Schritt nach vorn gemacht. Mit den Arbeitnehmervertretungen haben wir uns auf wichtige Eckpunkte geeinigt. Von diesem Jahr an wollen wir Beschäftigten, die wir in Deutschland neu einstellen, eine betriebliche Altersvorsorge in Form von Direktzusagen auf Kapitalbasis anbieten. Wir sichern die erworbenen Ansprüche über eine Treuhandgesellschaft ab, die ihr Vermögen ausschließlich dazu verwendet, die Pensionsverpflichtungen zu finanzieren. Das verringert in Zukunft unsere Pensionsrückstellungen und entlastet damit unsere Bilanz.

Das Vorhaben, unsere Anteile in Höhe von 30,8 Prozent an der Siltronic AG an das taiwanesische Unternehmen GlobalWafers zu veräußern, konnten wir nicht umsetzen. Das Wirtschaftsministerium der Bundesrepublik Deutschland hat die erforderliche Freigabe bis zum Ablauf der Vollzugsfrist am 31. Januar 2022 nicht erteilt. Wir bedauern diese Entscheidung. Wir sind nach wie vor der Meinung: Siltronic und GlobalWafers als Einheit sind stärker als beide Unternehmen allein. Zusammen wären sie die weltweite Nummer 2 unter den Siliciumwaferherstellern mit ausgeprägt starken europäischen Wurzeln. Diese Entscheidung ändert aber nichts an unserem Ziel, unsere Beteiligung an der Siltronic AG mittelfristig abzugeben.

Mit diesem Aktionärsbrief erläutere ich Ihnen das erste Mal die Ergebnisse des vergangenen Jahres und den Ausblick auf die weitere Entwicklung unseres Unternehmens. Für WACKER und auch für mich persönlich war es ein sehr bewegtes Jahr. Wir haben einiges voran­gebracht – und wir richten unseren Blick weiter nach vorn.

Ich bin davon überzeugt: WACKER hat ausgezeichnete Potenziale, um weiter profitabel zu wachsen. Diese Chancen wollen wir konsequent nutzen.

Wir haben eine klare Strategie. Das heißt: Wir wissen, wo wir hinwollen.

Wir stehen auf einem stabilen finanziellen Fundament. Wir haben den finanziellen Spielraum, um zu wachsen.

Wir sind nah an unseren Kunden. Das ist unser Schlüssel für langfristigen Erfolg.

Wir setzen auf Nachhaltigkeit. Das heißt: Wir machen unsere Haus­aufgaben und nutzen unsere Lösungskompetenz beim Thema Nachhaltigkeit für unseren zukünftigen Geschäftserfolg.

Wir entwickeln die richtigen Produkte mit dem verinnerlichten Anspruch: „Creating tomorrow’s solutions“.

Wir haben eine hervorragende Mannschaft – Menschen, die gemeinsam und mit Begeisterung an einer guten Zukunft arbeiten.

Deshalb bitte ich Sie als unsere Aktionärinnen und Aktionäre um Ihr Vertrauen. Begleiten Sie uns weiter auf unserem Weg.

Für das Vertrauen, dass Sie uns bisher bereits entgegengebracht haben, sage ich „Danke“, auch im Namen des gesamten Vorstands. All unseren Kunden und unseren Lieferanten möchte ich danken für die partnerschaftliche Zusammenarbeit und auch für ihr Verständnis. Gerade mit Blick auf Lieferengpässe, Materialknappheit und Logistikprobleme war das vergangene Jahr nicht immer einfach.

Das Unternehmen WACKER steht für Zukunft. Und für die Begeisterung, sie zu gestalten.

München, im März 2022

Dr. Christian Hartel
Vorsitzender des Vorstands der Wacker Chemie AG

EBITDA
Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortisation = Ergebnis vor Zinsen und Steuern und vor Abschreibungen = EBIT + Abschreibungen.
Netto-Cashflow
Der Netto-Cashflow ist definiert als Summe aus dem Cashflow der betrieblichen Geschäftstätigkeit und dem Cashflow aus langfristiger Investitionstätigkeit (ohne Wertpapiere).
Polysilicium
Polykristallines Silicium des Bereichs WACKER POLYSILICON. Hochreines Silicium zur Herstellung von Siliciumwafern für die Elektronik und Solarindustrie. Rohsilicium wird in das flüssige Trichlorsilan überführt, aufwändig destilliert und bei 1.000 °C in hochreiner Form wieder abgeschieden.