Sehr geehrte Damen und Herren Aktionäre,
WACKER hat 2017 seine erfolgreiche Geschäftsentwicklung fortgesetzt. Der Umsatz ist um mehr als sechs Prozent auf 4,92 Milliarden Euro gestiegen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich trotz deutlich gestiegener Rohstoffpreise ebenfalls um mehr als sechs Prozent auf 1,01 Milliarden Euro und lag damit über unserer Prognose. Das hat sich positiv auf den Konzernjahresüberschuss aus fortgeführten Aktivitäten ausgewirkt, der mehr als 40 Prozent höher ist als im Vorjahr.
Auch andere wichtige Finanzkennzahlen spiegeln das sehr gute Geschäftsjahr wider. Die Nettofinanzschulden konnten wir unter 500 Millionen Euro zurückführen. Der Netto-Cashflow war mit rund 360 Millionen Euro erneut hoch.
Diese guten Zahlen sind das Ergebnis einer starken Mannschaftsleistung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Persönlich sowie im Namen des gesamten Vorstands bedanke ich mich bei allen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit für ihren hohen Einsatz und ihr hervorragendes Engagement.
Für WACKER war 2017 kein gewöhnliches Geschäftsjahr. Mit der Abgabe der Mehrheitsanteile an der Siltronic AG am 15. März vergangenen Jahres haben wir eine wichtige strategische Weichenstellung in unserem operativen Geschäft vollzogen. Künftig wird Siltronic als wesentliche Beteiligung in unserem Zahlenwerk erscheinen, aber nicht mehr als eigener Geschäftsbereich.
Wir konzentrieren uns damit stärker auf unser Chemie- und auf unser Polysiliciumgeschäft. Wir sind davon überzeugt: Wir haben für diesen Schritt, unsere Siltronic-Anteile mehrheitlich an andere Investoren abzugeben, einen guten Zeitpunkt gewählt. Siltronic befindet sich in einer sehr guten wirtschaftlichen Verfassung. Der Markt für Halbleiter entwickelt sich weiter robust und wir profitieren mit unserem rund 30-prozentigen Anteil von dieser vorteilhaften Entwicklung.
Die vielen positiven Ergebnisse, die wir im abgelaufenen Jahr erzielt haben, wurden überschattet von einem Ereignis, das uns sehr getroffen hat. Anfang September kam es an unserem neuen amerikanischen Polysiliciumstandort in Charleston auf Grund eines technischen Defekts zu einer Wasserstoffexplosion. Eine Teilanlage des Werks wurde dabei beschädigt. Das Allerwichtigste für uns alle war: Es sind dabei keine Menschen zu Schaden gekommen. Darüber sind wir sehr erleichtert.
Mit größtmöglicher Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit haben wir zusammen mit unabhängigen Experten untersucht, wie es zu diesem Vorfall kommen konnte. Wir nehmen die Anlagen erst dann wieder in Betrieb, wenn sie alle notwendigen Tests bestanden haben. Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand können wir im Laufe des 2. Quartals 2018 damit beginnen, die Produktion wieder hochzufahren.
Das Geschäft in unseren drei Chemiebereichen war im abgelaufenen Geschäftsjahr geprägt von einem deutlichen Mengenanstieg, der so kräftig war, dass wir die höheren Rohstoffpreise und die teilweise niedrigeren Preise für unsere Produkte gut verkraften konnten. Besonders profitiert haben wir von der konstant hohen Nachfrage nach unseren Siliconprodukten, die dazu geführt hat, dass wir den Bedarf unserer Kunden nicht vollständig abdecken konnten. Mit insgesamt rund 690 Millionen Euro haben unsere Chemiebereiche ihr EBITDA erneut steigern können.
Ein starkes Marktwachstum bei weiter niedrigeren Durchschnittspreisen hat zu einem leichten Umsatzanstieg in unserem Geschäftsbereich WACKER POLYSILICON geführt. Gebremst wurde ein noch stärkeres Wachstum durch den Produktionsausfall in Charleston. Dadurch standen uns rund 6.000 Tonnen weniger Polysilicium für den Verkauf zur Verfügung. Da nach dem Stillstand in Charleston weiter Betriebskosten angefallen sind und noch keine wesentlichen Versicherungszahlungen erfolgt sind, ist das im Vergleich zum Vorjahr leicht höhere EBITDA ein sehr gutes Ergebnis.
Den Rahmen für eine erfolgreiche Zukunft von WACKER haben wir 2016 mit unserer 5-Punkte-Strategie gesetzt. Wir haben klare Ziele und Vorstellungen, wie wir WACKER weiterentwickeln wollen. Daran hat sich nichts geändert. Wir verfolgen unseren Weg konsequent weiter, immer mit dem Anspruch, alle Chancen, die sich uns bieten, entschlossen wahrzunehmen.
Ziel unserer Dividendenpolitik ist es, unsere Aktionäre stärker am Unternehmenserfolg zu beteiligen. Auf Grund des guten Jahresergebnisses 2017, der erfolgreichen Platzierung von Anteilen der Siltronic am Kapitalmarkt sowie des niedrigen Verschuldungsgrads schlagen Aufsichtsrat und Vorstand deshalb der Hauptversammlung im Mai 2018 vor, neben der Dividende von 2,50 Euro je Aktie zusätzlich 2,00 Euro je Aktie auszuschütten. Der Gesamtbetrag für das Geschäftsjahr 2017 beläuft sich damit auf 4,50 Euro je Aktie.
Wir sind optimistisch, dass 2018 ein gutes Geschäftsjahr für WACKER wird. Der Umsatz wird nicht mit der gleichen Dynamik zulegen wie im Vorjahr. Der starke Gegenwind bei der Währung und veränderte Rechnungslegungsvorschriften bremsen hier. Allerdings trauen wir uns beim EBITDA einen weiteren Anstieg um einen mittleren einstelligen Prozentsatz zu. Beim Konzernjahresüberschuss aus fortgeführten Aktivitäten rechnen wir mit einem deutlichen Anstieg.
WACKER wird im laufenden Geschäftsjahr auch wieder mehr investieren. Unser Investitionsfokus liegt dabei ganz gezielt auf unserem Silicongeschäft. Hier sehen wir nach wie vor eine hohe Nachfrage nach unseren Produkten. Diese positive Marktentwicklung wollen wir nutzen, um unseren Platz als weltweit zweitgrößter Anbieter zu festigen. Mehr als die Hälfte unserer geplanten Investitionen von rund 470 Millionen Euro fließen deshalb in dieses Geschäft. Wir tun das aus einer Position der finanziellen Stärke und haben beste Voraussetzungen, unseren Anteil in diesem Wachstumsmarkt weiter auszubauen.
Ein Thema, das zurzeit alle Unternehmen umtreibt, ist die Digitalisierung. Das ist bei WACKER nicht anders. Die zentrale Frage ist: Wie gehen wir mit ihr um? Wir sehen für die Zukunft drei Handlungsfelder:
- Wir entwickeln neue digitale Vertriebs- und Kommunikationssysteme und setzen sie ein, um unsere Kundenbeziehungen zu vertiefen.
- Wir nutzen digitale Technologien und Daten mit dem Ziel, unsere Sicherheit, Effizienz und Produktivität entlang der kompletten Wertschöpfungskette zu erhöhen sowie Mehrwert zu schaffen.
- Die Grundlage für die digitale Transformation ist eine leistungs- und zukunftsfähige IT-Infrastruktur, verbunden mit dem Bewusstsein, digitale Geschäftsprozesse noch stärker in unserem Arbeitsalltag zu verankern.
Die Digitalisierung vollzieht sich nicht von jetzt auf gleich. Sie wird in den nächsten Jahren ein ständiger Begleiter auf unserem Weg ins digitale Zeitalter. Unsere Antwort darauf lautet: Wir ergreifen die Initiative. Aber nicht überstürzt, sondern überlegt. Das Wissen und die Erfahrung aus der Zeit vor der Digitalisierung haben nach wie vor ihren Wert.
Aber sie müssen in die Zukunft überführt werden. Wir haben bereits eine Vielzahl von Themen identifiziert, die wir auf einer digitalen Landkarte erfasst haben. Mehr als die Hälfte davon betreffen unsere Kerngeschäftsprozesse in der Produktion.
Die Digitalisierung zeigt: Die Welt ist im Wandel. Wir müssen diesen Wandel annehmen. Dass wir das können, haben wir immer wieder bewiesen. Veränderungswille und Wandlungsfähigkeit ziehen sich wie ein roter Faden durch unsere 104-jährige Geschichte. Vor allem denken und handeln wir langfristig. Das zahlt sich auf Dauer aus.
Für die gute Zusammenarbeit möchte ich, auch im Namen meiner Vorstandskollegen, allen unseren Kunden und Lieferanten danken, genauso wie unseren Aktionären für ihr Vertrauen. Wir sehen viele Chancen für WACKER in der Zukunft, wir blicken optimistisch nach vorn und freuen uns, wenn Sie uns weiter auf diesem Weg begleiten.
München, im März 2018
Dr. Rudolf Staudigl
Vorsitzender des Vorstands der Wacker Chemie AG