Forschung und Entwicklung

Mit seiner Forschung und Entwicklung verfolgt WACKER drei Ziele:

  • Wir suchen nach Lösungen für die Bedürfnisse unserer Kunden, um einen Beitrag zu deren Markterfolg zu leisten.
  • Wir optimieren unsere Verfahren und Prozesse, um in der Technologie führend zu sein und nachhaltig zu wirtschaften.
  • Wir konzentrieren uns darauf, innovative Produkte und Anwendungen für neue Märkte zu schaffen sowie Zukunftsfelder zu bedienen wie Energiespeicherung, Erzeugung regenerativer Energie, Elektromobilität, modernes Bauen und .
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Ausgaben für Forschung und Entwicklung

 

 

 

 

 

Mio. €

 

20171

 

20161

 

2015

 

2014

 

2013

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1

Ab 2016 Umgliederung von Vertriebskosten in den Forschungsaufwand

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Forschungs- und Entwicklungskosten

 

153,1

 

150,0

 

175,3

 

183,1

 

173,8

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die F & E-Quote – das Verhältnis der Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen zum Konzernumsatz – liegt mit 3,1 Prozent (2016: 3,2 Prozent) auf Vorjahresniveau.

Im Geschäftsjahr 2017 haben wir 88 Erfindungen zum Patent angemeldet (2016: 96). Unser Patentportfolio umfasst derzeit weltweit rund 3.800 aktive Patente sowie 1.700 laufende Patentanmeldungen. F & E-Know-how mittels Lizenzen von Dritten erwerben wir nur in geringem Umfang. Bei Forschungskooperationen mit Hochschulen sind uns die Ergebnisse in der Regel mittels Übertragung der Nutzungsrechte oder kostenlos zugänglich.

Wir haben unter anderem in neue Pilotreaktoren und deren Automatisierung investiert, um erfolgreiche Produktentwicklungen vom Labor- in den Produktionsmaßstab zu skalieren. Ein Beispiel ist die Verdopplung der Polymersynthese-Kapazitäten für Forschungszwecke sowie der Laborraumausbau von WACKER POLYMERS in China. Weitere Investitionen gingen in die Automatisierung unserer Pilotpolymerisationsanlagen in den USA sowie in Laborausstattungen an deutschen Standorten und bei Tochtergesellschaften im Ausland.

Investitionen in F & E-Einrichtungen

Investitionen in Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen (Balkendiagramm)

1 Ohne Siltronic AG

2 Mit Siltronic AG

Ein Großteil unserer F & E-Kosten entfiel auf die Entwicklung neuer Produkte und Produktionsverfahren. Unsere Wissenschaftler arbeiten derzeit an rund 260 Projekten. Die Zukunftsfelder, in denen WACKER tätig ist, sind unter anderem Energiegewinnung und -speicherung, Elektronik, Automobil, Bau, Produkte für Haushalt, Medizin / Health Care und Kosmetik sowie Nahrungsmittel und Biotechnologie.

Struktur der F & E-Aufwendungen 2017

Struktur der Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen 2017 (Tortendiagramm)

Im Jahr 2013 hatten wir die Initiative New Solutions gestartet, um technisch und kommerziell überlegene Lösungen für neue Anwendungen rasch zu entwickeln. Die Kompetenzen werden konzernweit bereichsübergreifend gebündelt und bedarfsgerecht eingesetzt. Im Jahr 2017 haben wir in diesem Programm ein neues Projekt im Bereich Elektromobilität gestartet. Einige unserer Forschungsprojekte werden durch Zuwendungen von öffentlicher Hand gefördert.

Forschungs- und Entwicklungsarbeit auf zwei Ebenen

WACKER forscht und entwickelt auf zwei Ebenen: im Zentralbereich Forschung und Entwicklung sowie dezentral in den Geschäftsbereichen. Der Zentralbereich F & E koordiniert diese Arbeiten unternehmensweit und bindet andere Bereiche ein, beispielsweise die Ingenieurtechnik bei der Prozessentwicklung. Unsere Forschungs- und Entwicklungsprojekte stellen wir in einem Managementprozess konzernweit transparent dar. Im Projekt System Innovation (PSI) steuern wir unsere Produkt- und Prozessinnovationen konzernweit, indem wir Kundennutzen, Umsatzpotenzial, Profitabilität und Technologieposition systematisch bewerten.

Organisation von Forschung und Entwicklung

Organisation von Forschung und Entwicklung (Grafik)

Strategische Zusammenarbeit mit Kunden und Forschungseinrichtungen

Unsere Geschäftsbereiche betreiben eine anwendungsnahe Forschung und Entwicklung. Sie konzentrieren sich auf Produkt- und Prozessinnovationen in der Silicon- und Polymerchemie, Biotechnologie sowie auf neue Verfahren zur Herstellung von polykristallinem . Um schneller und effizienter Forschungserfolge zu erzielen, kooperieren wir mit Kunden, wissenschaftlichen Instituten und Universitäten. Im Jahr 2017 arbeitete WACKER bei rund 26 Forschungsvorhaben mit mehr als 20 internationalen Forschungseinrichtungen auf drei Kontinenten zusammen. Die Themen unserer Kooperationen sind unter anderem Stromspeicherung, Prozesssimulation sowie Prozessentwicklung.

WACKER legt großen Wert darauf, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern und engen Kontakt zu den Hochschulen zu halten. Im Jahr 2017 haben wir rund 140 Abschlussarbeiten und Praktika mit Studenten an über 50 internationalen Hochschulen betreut. Die Wacker Chemie AG gründete im Jahr 2006 gemeinsam mit der Technischen Universität München (TUM) das am Forschungscampus Garching beheimatete Institut für Siliciumchemie, das wir seither fördern.

Forschungsarbeit bei WACKER

Die zentrale Konzernforschung hat die Aufgabe, wissenschaftliche Zusammenhänge zu erforschen, um neue Produkte und Prozesse effizient zu entwickeln. Eine weitere Aufgabe ist es, neue Geschäftsfelder, die zu den Kernkompetenzen des Konzerns passen, zu erschließen und aufzubauen. Unsere Wissenschaftler und Ingenieure erforschen wissenschaftliche Grundlagen, entwickeln neue Produkte und Prozesse und verbessern bestehende Verfahren. Unsere Laboranten und Techniker in der Forschung und Entwicklung, in der Anwendungstechnik und Betriebsunterstützung arbeiten in unseren Laboren sowie Produktions- und Pilotanlagen und begleiten Applikationsversuche bei Kunden. In der Forschung und Entwicklung waren im Jahr 2017 bei WACKER 728 Mitarbeiter beschäftigt (2016: 695). Dies entspricht 5,3 Prozent der Mitarbeiter im Konzern (2016: 5,2 Prozent). Davon arbeiteten 581 Mitarbeiter bei der Forschung und Entwicklung in Deutschland und 147 im Ausland.

Alexander Wacker Innovationspreis

Den mit 10.000€ dotierten Alexander Wacker Innovationspreis verleihen wir seit dem Jahr 2006 abwechselnd in den Kategorien Produktinnovation, Prozessinnovation und Grundlagenforschung. Im Jahr 2017 zeichnete die Wacker Chemie AG ein Forscherteam für die Aufklärung des Verhaltens von im Hochtemperaturbereich aus. Vier Spezialisten aus dem konzerneigenen Forschungszentrum „Consortium für elektrochemische Industrie“ entwickelten hochtemperaturbeständige Siliconöle: Das Produkt HELISOL® ermöglicht in Solarthermieanlagen Wirkungsgrade, die sich mit bisherigen Wärmeträgerflüssigkeiten nicht erreichen lassen.

Ausgewählte Forschungsthemen des Zentralbereichs Forschung und Entwicklung

Ein Forschungsschwerpunkt im Bereich Grundlagenforschung ist die Chemie des niedervalenten Siliciums zur mittel- bis langfristigen industriellen Nutzung, beispielsweise in der Katalyse. Dabei kooperieren wir eng mit dem Institut für Siliciumchemie der Technischen Universität München.

Ziel unserer Forschung zu Lithium-Ionen-Batterien ist es, hochkapazitive Anodenmaterialien zu entwickeln, um die Kapazität und Energiedichte von Lithium-Ionen-Zellen signifikant zu steigern. Testzellen zeigen eine bis zu 30 Prozent höhere Kapazität als graphitbasierte Referenzzellen. Wir haben Projekte zur Markteinführung gestartet.

ESETEC® 2.0 ist ein hocheffizientes mikrobielles Produktionssystem für Antikörperfragmente. In der biotechnologischen Forschung entwickeln wir eine neue Generation von ESETEC®-Stämmen, die Proteinproduktion, -faltung und -freisetzung weiter verbessert und damit flexibler für neue Biopharmazeutika ist.

Ausgewählte Forschungsprojekte aus unseren Geschäftsbereichen

Ein Themenschwerpunkt in der Forschung von WACKER SILICONES liegt auf wärmeleitfähigen Materialien zum optimalen Wärme- und Gewichtsmanagement in Batterien von Elektrofahrzeugen. Um die Produktivität in der Elektronik weiter zu erhöhen, erforschen wir lösemittelfreie, bei Raumtemperatur vernetzende Silicone zum optischen Kleben, Versiegeln und Einbetten von Bauteilen. Siliconfolien mit erhöhter dielektrischer Leitfähigkeit werden in dielektrischen Energieumwandlern mit erniedrigter Gebrauchsspannung eingesetzt. Wir arbeiten an siliconhaftenden Elektrodenmaterialien, um die Haftung und die Oberflächeneigenschaften zu verbessern.

Im Bereich Consumer Care entwickeln wir hydrophile Silicongele für eine schnelle Rückfeuchtung der Haut in kosmetischen Anwendungen. Wir arbeiten an neuartigen Antischaummittelkomponenten mit höchster Wirksamkeit. Die Synthese von Siliconharzen und Siliconhybridmaterialien ist Basis unserer Forschung an lösemittelhaltigen organischen Systemen für Beschichtungen und Bauanwendungen.

WACKER POLYMERS legt einen Forschungsschwerpunkt auf funktionelle polymere Bindemittel und Systemlösungen unter anderem für die Baubranche. Wir arbeiten an noch nachhaltigeren Produkten, die frei von flüchtigen organischen Verbindungen () sind. Einen Fokus setzen wir auf nachwachsende Rohstoffe. Im Berichtszeitraum haben wir funktionalisierte Polymerdispersionen, polymere und polymere Harze zur Herstellung von veredelten Dispersionsfarben, Kleb- und zementären Baustoffen auf den Markt gebracht.

Mit seinen Forschungsaktivitäten stärkt WACKER BIOSOLUTIONS seine biotechnologische Kompetenz. Wir entwickeln Produktionsverfahren für hochwertige bioaktive Substanzen und verbessern kontinuierlich unsere Produktionssysteme für Pharmaproteine. Auf Basis unserer -Plattform entwickeln wir neue Anwendungen im Pharma- und Agro-Bereich sowie für industrielle Anwendungen. Den 3D-Druck für individualisierbare Kaugummiformen haben wir im Berichtszeitraum u. a. auf Messen vorgestellt.

Die technologische Entwicklung der Solarmodule macht enorme Fortschritte über alle Schritte der Wertschöpfungskette. Parallel steigt der Zellwirkungsgrad kontinuierlich. Höchste Zellwirkungsgrade können nur mit höchstreinem erzielt werden, wie es von WACKER POLYSILICON produziert wird. Referenzstudien wie die International Technology Roadmap for Photovoltaic (ITRPV) weisen für monokristalline Solarzellen mit PERC-Technologie (Passivated Emitter Rear Cell) Wirkungsgrade von über 21 Prozent aus. Monokristalline Hochleistungszellen, z. B. Heterojunction oder Interdigitated Back Contact Solarzellen, erreichen Wirkungsgrade von 22 bis 24 Prozent. Der Wirkungsgrad gibt an, wie viel der eingestrahlten Energie eine Solarzelle in Strom umwandelt.

Wichtige Produkteinführungen 2017

 

Produkt

 

Beschreibung

 

Anwendung

 

Branche

 

 

 

 

 

 

 

ELASTOSIL® R plus 4350 / 55

 

Hochhitzebeständiges Festsilicon

 

Hitzebeständige Schläuche, Dichtungen für Backofen- und Herdtüren

 

Haushaltsgeräte

GENIOSIL® XM 20

 

Alpha-silanterminiertes Bindemittel

 

Modifizierung der mechanischen Eigenschaften elastischer Kleb- und Dichtstoffe

 

Bau

SILFOAM® Delayed Defoamer

 

Siliconentschäumer mit verzögert einsetzender Wirkung

 

Handwaschmittel

 

Konsumgüter

SILRES® BS 6920

 

Alpha-silanterminiertes Bindemittel

 

Imprägnierung und Fleckschutz von zementgebundenen Untergründen

 

Bau

SILRES® BS 710

 

Elastischer und atmungsaktiver Siliconschutzfilm

 

Anti-Graffiti-Schutz

 

Bautenschutz

VINNAPAS® 760 ED

 

Dispersion

 

Formulierung flexibler Dichtungsschlämmen

 

Bau

VINNAPAS® EP 701K

 

Dispersion

 

Verklebung von Papiertüten, Kartons, Verpackungen und Buchdeckeln

 

Papier- und Verpackungsindustrie

VINNOL® E 18 / 38

 

Polymerharz

 

Bindemittel für Digitaldruckfarben

 

Papier- und Druckfarbenindustrie

PRIMIS® SAF 9000 / 9001

 

Dispersion

 

Schmutzabweisende Behandlung von Wänden, Beton- und Steinböden

 

Bau- und Farbenindustrie

PRIMIS® KT 3000

 

Polymeradditiv

 

Schnelltrocknende Außenfarben und Putze

 

Bau

CAPIVA® C 03 und CAPIVA® 3D

 

Festharz

 

Herstellung von neuartigen Kaugummis via CANDY2GUM®-Technologie, auch aus dem 3D-Drucker

 

Süßwaren- und Kaugummiindustrie

Biotechnologie
Biotechnologische Verfahren nutzen lebende Zellen oder Enzyme zur Stoffumwandlung und Stoffproduktion. Je nach Anwendung wird zwischen roter, grüner und weißer Biotechnologie unterschieden: Rote Biotechnologie: medizinisch-pharmazeutische Anwendung. Grüne Biotechnologie: landwirtschaftliche Anwendung. Weiße Biotechnologie: biotechnologisch basierte Produkte und Industrieprozesse, z. B. in der Chemie sowie der Textil- und Lebensmittelbranche.
Silicium
Nach Sauerstoff das am häufigsten vorkommende Element der Erdkruste. In der Natur kommt Silicium ausnahmslos in Form von Verbindungen vor, hauptsächlich als Siliciumdioxid und in Form von Silicaten. Silicium wird über die energieintensive Reaktion von Quarzsand mit Kohle gewonnen und ist der wichtigste Rohstoff der Elektronikindustrie.
Silicone
Sammelbegriff für Verbindungen von organischen Molekülen mit Silicium. Nach ihren Anwendungsgebieten lassen sich Silicone in Öle, Harze und Kautschuke einteilen. Silicone zeichnen sich durch eine Vielzahl herausragender Stoffeigenschaften aus. Typische Einsatzgebiete sind: Bau, Elektrik und Elektronik, Transport und Verkehr, Textilausrüstung und Papierbeschichtung.
Flüchtige organische Verbindungen (VOC)
VOC (Volatile Organic Compounds) sind gas- und dampfförmige Stoffe organischen Ursprungs in der Luft. Dazu gehören Kohlenwasserstoffe, Alkohole, Aldehyde und organische Säuren. Lösemittel, Flüssigbrennstoffe oder synthetisch hergestellte Stoffe können als VOC auftreten, aber auch organische Verbindungen aus biologischen Prozessen. Hohe VOC-Konzentrationen können Augen, Nase und Rachen reizen und Kopfschmerzen, Schwindelgefühl oder Müdigkeit verursachen.
Dispersionspulver
Entsteht durch Trocknen von Dispersionen in so genannten Sprüh- oder Scheibentrocknern. VINNAPAS®-Dispersionspulver werden als Bindemittel in der Bauindustrie, z. B. für Fliesenkleber, Selbstverlaufsmassen, Reparaturmörtel etc. empfohlen. Die Pulver verbessern Adhäsion, Kohäsion, Flexibilität und Biegezugfestigkeit, Wasserrückhaltevermögen und die Verarbeitungseigenschaften.
Cyclodextrine
Cyclodextrine gehören zur Klasse zyklischer Oligosaccharide, zu Deutsch: ringförmige Zuckermoleküle. Cyclodextrine sind in der Lage, Fremdmoleküle wie Geruchsstoffe zu binden oder Wirkstoffe dosiert an die Umgebung abzugeben. Cyclodextrine werden von WACKER BIOSOLUTIONS produziert und vermarktet.
Polysilicium
Polykristallines Silicium des Bereichs WACKER POLYSILICON. Hochreines Silicium zur Herstellung von Siliciumwafern für die Elektronik und Solarindustrie. Rohsilicium wird in das flüssige Trichlorsilan überführt, aufwändig destilliert und bei 1.000 Grad Celsius in hochreiner Form wieder abgeschieden.