Sehr geehrte Damen und Herren Aktionäre,

Dr. Peter-Alexander Wacker, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Wacker Chemie AG (Foto)

Dr. Peter-Alexander Wacker

Vorsitzender des Aufsichtsrats der Wacker Chemie AG

2019 war kein gewöhnliches Geschäftsjahr für WACKER. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China hat das weltweite Wirtschaftswachstum gebremst und verursacht hohe materielle und immaterielle Kosten. Gleichzeitig sehen wir, wie große Volkswirtschaften durch staatliche Eingriffe ihre Unternehmen vor ausländischen Wettbewerbern schützen. Das Prinzip des freien Handels wird dadurch in Frage gestellt.

Auf der anderen Seite erleben wir in Asien eine hohe Veränderungsdynamik mit einer zunehmenden Wettbewerbsintensität in der Chemie. Wer hier nicht mithalten kann, verliert den Markt. Für die Zukunft heißt das: Wir müssen eine noch größere lokale Präsenz in diesen Märkten zeigen. Parallel dazu brauchen wir eine starke industrielle Basis in Europa, um nicht von einzelnen Märkten abhängig zu sein.

Diese politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen erfordern eine höhere Flexibilität und Anpassung unserer Geschäftsprozesse. Es bedarf besonderer Maßnahmen und Anstrengungen, um die Auswirkungen dieser Entwicklung zu bewältigen. Kostenmanagement und Innovationen entscheiden über den künftigen Unternehmenserfolg. Die Wachstumschancen nutzen und gleichzeitig die Kostenstrukturen an die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anzupassen, ist ein herausfordernder Spagat, den das Unternehmen WACKER lösen muss. Wir werden diesen Wandel aktiv gestalten.

Eine wesentliche Speerspitze für zukünftiges Wachstum ist dabei, unsere hohe Technologiekompetenz und Innovationskraft noch stärker in geschäftlichen Erfolg umzumünzen. Neue Anwendungen bei unseren Kunden sind dabei ein wichtiger Hebel. Unser kleinster Geschäftsbereich WACKER BIOSOLUTIONS ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir mit Zukunftstechnologien neue Markt- und Geschäftspotenziale erschließen.

Als stabiler Anker hat sich im Geschäftsjahr 2019 unser Chemiegeschäft erwiesen, auch wenn wir hier die zunehmende Wettbewerbsintensität deutlich zu spüren bekommen. Überkapazitäten und ein weiterer starker Preisrückgang in der gesamten Wertschöpfungskette sowie hohe Energiekosten haben unser Polysiliciumgeschäft belastet. Aus diesem Grund haben wir eine Sonderabschreibung auf unsere Produktionsanlagen vorgenommen und weisen ein negatives Jahresergebnis aus.

Unsere langjährige Politik der finanziellen Stabilität erlaubt es uns, auch außerordentliche finanzielle Belastungen zu bewältigen, ohne dass die wirtschaftliche Substanz des Unternehmens gefährdet ist. Wir legen weiter großen Wert auf eine vorsichtige und vorausschauende Finanzpolitik. Der positive und das niedrige Niveau bei den Nettofinanzverbindlichkeiten sind wichtige Belege dafür.

Vor uns liegt ein Jahr mit anspruchsvollen Herausforderungen. Die Veränderung unserer Geschäftsprozesse in den kommenden Monaten ist mit viel Arbeit verbunden und benötigt Ausdauer, Hartnäckigkeit und Mut. Es ist keine einfache Aufgabe, aber für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens ist sie von größter Bedeutung.

Für das hohe Engagement und die starke Leistung im vergangenen Jahr dankt der Aufsichtsrat allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Kontinuierlicher Dialog mit dem Vorstand

Für WACKER ist gute Unternehmensführung und -kontrolle damit verbunden, dass Vorstand und Aufsichtsrat vertrauensvoll im Unternehmensinteresse zusammenarbeiten. Der Aufsichtsrat hat die ihm nach Gesetz, Satzung und Geschäftsordnung obliegenden Aufgaben im Geschäftsjahr 2019 mit großer Sorgfalt wahrgenommen. Der Aufsichtsrat war in alle Entscheidungen, die von grundlegender Bedeutung für das Unternehmen waren, frühzeitig eingebunden.

Dazu hat uns der Vorstand regelmäßig, sowohl schriftlich als auch mündlich, zeitnah und umfassend über die Unternehmensplanung, die strategische Weiterentwicklung, das operative Geschäft und die Lage der Wacker Chemie AG sowie des Konzerns einschließlich der Risikolage sowie über Compliance- und Nachhaltigkeits-Themen informiert. Auch außerhalb der Aufsichtsratssitzungen stand der Aufsichtsratsvorsitzende in engem Kontakt mit dem Vorstand, insbesondere mit dessen Vorsitzendem, und wurde über die aktuelle Entwicklung, die Geschäftslage und die wesentlichen Geschäftsvorfälle informiert. Abweichungen des Geschäftsverlaufs von den Plänen und Zielen wurden im Einzelnen erläutert.

Zu den Berichten und Beschlussvorschlägen des Vorstands hat der Aufsichtsrat, soweit dies nach den gesetzlichen und satzungsmäßigen Bestimmungen erforderlich war, nach gründlicher Prüfung und Beratung sein Votum abgegeben.

Unser besonderes Augenmerk galt im Berichtsjahr den Investitionsprojekten, der aktuellen Ertragssituation einschließlich der Risikolage und des Risikomanagements sowie der Liquiditäts- und Finanzlage des Unternehmens.

Im Geschäftsjahr 2019 ist der Aufsichtsrat zu vier ordentlichen Sitzungen, zwei im ersten und zwei im zweiten Halbjahr, zusammengetreten. Zwischen den Sitzungen hat uns der Vorstand in schriftlichen Berichten ausführlich über die Projekte und Vorhaben informiert, die für die Gesellschaft von besonderer Bedeutung waren. Für das Unternehmen wichtige Geschäftsvorgänge hat der Aufsichtsrat auf Basis der Berichte des Vorstands in den Ausschüssen und im Plenum ausführlich erörtert. Die Sitzungen des Plenums wurden von den Vertretern der Anteilseigner und der Mitarbeiter jeweils in getrennten Sitzungen vorbereitet.

Insgesamt haben drei Mitglieder jeweils an einer Aufsichtsratssitzung entschuldigt nicht teilgenommen, davon abgesehen waren immer alle Aufsichtsratsmitglieder anwesend. An den Sitzungen der Ausschüsse haben jeweils alle Mitglieder dieser Ausschüsse teilgenommen.

Schwerpunkte der Beratungen im Aufsichtsrat

Gegenstand der regelmäßigen Beratungen im Plenum waren die Umsatz-, Ergebnis- und Beschäftigungsentwicklung des Konzerns und seiner Segmente. In allen Sitzungen hat der Aufsichtsrat die Geschäftsführung des Vorstands auf der Grundlage der von ihm erstatteten Berichte geprüft und die strategischen Entwicklungsmöglichkeiten sowie Themenschwerpunkte mit dem Vorstand erörtert. Zusätzliche Prüfungsmaßnahmen, wie die Einsichtnahme in Unterlagen der Gesellschaft und die Beauftragung besonderer Sachverständiger, waren nicht notwendig.

Themenschwerpunkte, mit denen sich der Aufsichtsrat befasst hat, waren

  • das herausfordernde globale Marktumfeld, insbesondere die hohen Energiekosten und die Entwicklung des Poly-Marktes
  • die Zunahme von Protektionismus und Handelsstreitigkeiten, insbesondere die Antidumpingverfahren gegen die Solar- und weitere Industrien in den USA, der EU und China, ihre Auswirkungen auf WACKER und entsprechende Handlungsmöglichkeiten
  • die außerplanmäßige Abschreibung auf die Produktionsanlagen zur Herstellung von
  • verschiedene M & A-Projekte (u. a. Beteiligung an Nexeon im Bereich der Lithium-Ionen-Batterien, Integration der Akquisitionen in Spanien und den Niederlanden)
  • die Inbetriebnahme der HDK®-Anlage in Charleston (Tennessee) und des neuen Schmelzofens für Siliciummetall im norwegischen Holla
  • die auf Grund des niedrigen Diskontierungszinses gestiegenen Pensionsrückstellungen
  • Finanzierungsmaßnahmen
  • das Umsetzungsgesetz zur Zweiten Aktionärsrechterichtlinie und die geplante Neufassung des Deutschen Corporate Governance Kodex
  • die Entwicklung des Aktienkurses

Die Planung des WACKER-Konzerns für das Geschäftsjahr 2020 hat der Aufsichtsrat in seiner Sitzung am 05. Dezember 2019 behandelt. In dieser Sitzung befasste sich der Aufsichtsrat auch mit der Mittelfristplanung 2020 – 2024 des Unternehmens. Ebenfalls erörtert und verabschiedet wurde das Investitionsbudget für das Jahr 2020.

Arbeit der Ausschüsse

Die Arbeit des Aufsichtsrats wird unterstützt durch die von ihm eingerichteten Ausschüsse. Der Aufsichtsrat von WACKER hat drei Ausschüsse gebildet: den Prüfungsausschuss, den Präsidialausschuss und den Vermittlungsausschuss gemäß § 27 Abs. 3 MitbestG. Mit Ausnahme des Prüfungsausschusses, dem das Aufsichtsratsmitglied Herr Franz-Josef Kortüm vorsteht, führt der Aufsichtsratsvorsitzende Herr Dr. Peter-Alexander Wacker in den Ausschüssen den Vorsitz.

Der Prüfungsausschuss kam im abgelaufenen Geschäftsjahr viermal zusammen. Er befasste sich mit der Prüfung des Jahres- und Konzernabschlusses für das Geschäftsjahr 2018, der Prüfung des Konzernzwischenabschlusses zum Halbjahr, der Durchsprache der Quartalsfinanzzahlen des Konzerns, der CSR-Berichterstattung sowie mit Fragen des Risikomanagements, der Compliance und der Revision. Er überwachte die Unabhängigkeit des Abschlussprüfers und befasste sich darüber hinaus mit den von diesem zusätzlich erbrachten Leistungen. Weiter unterbreitete der Prüfungsausschuss dem Aufsichtsrat eine Empfehlung für dessen Vorschlag an die Hauptversammlung zur Wahl des Abschlussprüfers für das Geschäftsjahr 2019, erteilte den Prüfungsauftrag für das Geschäftsjahr 2019 und bestimmte die Prüfungsschwerpunkte.

Der Präsidialausschuss tagte im Geschäftsjahr 2019 einmal, Gegenstand der Beratungen waren Personalangelegenheiten des Vorstands (Festlegung der Gesamtbezüge, Festsetzung der Erfolgsziele für die variable Vergütung).

Der Vermittlungsausschuss musste im abgelaufenen Geschäftsjahr nicht einberufen werden.

Der Aufsichtsrat wurde regelmäßig über die Arbeit der Ausschüsse informiert.

Corporate Governance

Der Aufsichtsrat hat sich auch im abgelaufenen Geschäftsjahr wieder mit den Corporate Governance Standards auseinandergesetzt. Die Umsetzung des Kodex haben wir im Aufsichtsrat in der Sitzung vom 05. Dezember 2019 behandelt und die gemeinsam mit dem Vorstand abzugebende jährliche Entsprechenserklärung nach § 161 AktG verabschiedet. Sie ist den Aktionären auf der Website des Unternehmens zugänglich.

Über die Corporate Governance bei WACKER berichtet der Vorstand zugleich auch für den Aufsichtsrat gemäß Ziffer 3.10 des Deutschen Corporate Governance Kodex im Corporate Governance Bericht.

Weitere Informationen im Corporate Governance Bericht

In seiner Sitzung im Dezember 2019 hat der Aufsichtsrat ebenfalls die Effizienz seiner Tätigkeit erörtert und dabei festgestellt, dass der Aufsichtsrat − auch auf Grund der regelmäßigen Vorgespräche zu den Aufsichtsratssitzungen sowie der umfassenden Berichterstattung durch den Vorstand und der frühzeitig vor den Sitzungen erhaltenen Unterlagen − effizient arbeitet.

Jahres- und Konzernabschlussprüfung

Die KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, München, hat den vom Vorstand aufgestellten Jahresabschluss der Wacker Chemie AG für das Geschäftsjahr 2019, den Konzernabschluss sowie den zusammengefassten Lagebericht (Bilanzstichtag 31. Dezember 2019) einschließlich der Buchhaltung geprüft.

Den Prüfauftrag hatte der Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats entsprechend dem Beschluss der Hauptversammlung vom 23. Mai 2019 vergeben. Der Abschlussprüfer erteilte einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk.

Der Abschlussprüfer hat auch das Risikomanagementsystem nach § 91 AktG geprüft. Die Prüfung ergab, dass das Risikomanagementsystem und das interne Kontrollsystem den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Bestandsgefährdende Risiken wurden nicht identifiziert. Weiterhin unterzog der Abschlussprüfer den zusammengefassten nichtfinanziellen Bericht für die Wacker Chemie AG und den Konzern einer freiwilligen prüferischen Durchsicht. Diese ergab, dass der Bericht ebenfalls die gesetzlichen Anforderungen erfüllt.

Die Abschlussunterlagen einschließlich der Prüfungsberichte des Abschlussprüfers, der zusammengefasste Lagebericht sowie der Vorschlag des Vorstands zur Gewinnverwendung lagen jedem Aufsichtsratsmitglied rechtzeitig vor.

Der Prüfungsausschuss hat in seiner Sitzung vom 27. Februar 2020 die Abschlüsse, den zusammengefassten Lagebericht und den zusammengefassten nichtfinanziellen Bericht für die Wacker Chemie AG und den Konzern (§§ 289b, 315b HGB) sowie die Prüfungsberichte des Abschlussprüfers ausführlich diskutiert und geprüft. Der Gesamtaufsichtsrat hat in seiner Sitzung vom 11. März 2020 in Kenntnis und unter Berücksichtigung des Berichts des Prüfungsausschusses sowie der Prüfungsberichte des Abschlussprüfers die betreffenden Abschlussunterlagen – einschließlich des zusammengefassten nichtfinanziellen Berichts für die Wacker Chemie AG und den Konzern – intensiv geprüft und diskutiert. Die Abschlussprüfer nahmen an den Beratungen beider Gremien teil. Sie berichteten über die wesentlichen Ergebnisse der Prüfung, insbesondere auch über die im Bestätigungsvermerk beschriebenen besonders wichtigen Prüfungssachverhalte (Key Audit Matters), und standen für Fragen und ergänzende Auskünfte zur Verfügung.

Nach dem abschließenden Ergebnis unserer eigenen Prüfung erheben wir keine Einwendungen gegen den Jahresabschluss der Wacker Chemie AG, den Konzernabschluss, den zusammengefassten Lagebericht und den zusammengefassten nichtfinanziellen Bericht für die Wacker Chemie AG und den Konzern sowie die Prüfungsberichte des Abschlussprüfers.

Wir billigen daher den vom Vorstand aufgestellten Jahresabschluss der Wacker Chemie AG sowie den Konzernabschluss zum 31. Dezember 2019. Der Jahresabschluss der Wacker Chemie AG ist damit festgestellt. Dem Vorschlag des Vorstands für die Verwendung des Bilanzgewinns schließen wir uns an.

Veränderungen in Aufsichtsrat und Vorstand

Der langjährige Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat Seppel Kraus legte mit Wirkung zum Ablauf des 30. Juni 2019 sein Aufsichtsratsmandat nieder, da er in den Ruhestand trat. Der Aufsichtsrat dankt Herrn Kraus für seine stets partnerschaftliche, wertvolle und bereichernde Arbeit in den vergangenen Jahren und wünscht ihm für die Zukunft alles Gute.

Als neues Mitglied wurde Beate Rohrig auf Antrag des Vorstands mit Beschluss des Amtsgerichts München vom 18. Juli 2019 als Vertreterin der Arbeitnehmerseite in den Aufsichtsrat bestellt.

Der Aufsichtsrat dankt dem Vorstand, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Arbeitnehmervertretungen für ihre engagierte Arbeit.

München, 11. März 2020
Der Aufsichtsrat

Dr. Peter-Alexander Wacker
Vorsitzender des Aufsichtsrats der Wacker Chemie AG

Netto-Cashflow
Der Netto-Cashflow ist definiert als Summe aus dem Cashflow der betrieblichen Geschäftstätigkeit und dem Cashflow aus langfristiger Investitionstätigkeit (ohne Wertpapiere).
Polysilicium
Polykristallines Silicium des Bereichs WACKER POLYSILICON. Hochreines Silicium zur Herstellung von Siliciumwafern für die Elektronik und Solarindustrie. Rohsilicium wird in das flüssige Trichlorsilan überführt, aufwändig destilliert und bei 1.000 Grad Celsius in hochreiner Form wieder abgeschieden.

Vorjahresvergleich